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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Leute, Ihre Sprachfertigkeiten und Ihre Kenntnisse für dieses Ziel einsetzen. Das müssen wir hinkriegen.«
    Der Terrorismus trat bald an die Spitze von Tenets Prioritätenliste. Im Herbst 1995 hagelte es Warnungen vor Anschlägen, die vom CIA-Büro im Sudan an die CIA-Zentrale und den Antiterrorspezialisten des Weißen Hauses, Richard Clarke, gingen. Sie basierten auf den Nachrichten eines einzigen von der CIA rekrutierten Agenten. Sie warnten vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff auf das Büro, auf die amerikanische Botschaft und auf ein prominentes Mitglied der Regierung Clinton.
    »Dick Clarke kam und sagte zu mir: ›Sie werden dich in die Luft jagen‹«, erinnerte sich Tony Lake, der nationale Sicherheitsberater des Präsidenten. Wer wird mich in die Luft jagen?, fragte Lake. Vielleicht die Iraner, vielleicht die Sudanesen, antwortete Clarke. »Also zog ich in ein bewachtes Haus und fuhr in einem gepanzerten Auto zur Arbeit«, sagte Lake. »Sie haben nie beweisen können, dass die Bedrohung wirklich existierte. Ich vermute, eher nicht.«
    Der Sudan war zu dieser Zeit ein internationaler Sammelplatz für staatenlose Terroristen. Unter ihnen befand sich auch Osama Bin Laden. Dem Geheimdienst begegnete er zum ersten Mal in den späten achtziger Jahren als reicher Saudi, der die gleichen afghanischen Widerstandskämpfer unterstützte, die der Geheimdienst in ihrem Kampf gegen die sowjetischen Unterdrücker bewaffnet hatte. Er war als Finanzier von Leuten bekannt, die davon träumten, die Feinde des Islam anzugreifen. Die CIA fügte nie die verschiedenen Puzzleteile ihrer Informationen bezüglich Bin Laden und seinem Netzwerk in einem kohärenten Bericht an das Weiße Haus zusammen. Erst nachdem die ganze Welt seinen Namen kannte, wurde eine offizielle Einschätzung seines terroristischen Potenzials veröffentlicht.
    Bin Laden kehrte nach Saudi-Arabien zurück, um gegen die Anwesenheit amerikanischer Truppen nach dem ersten Golfkrieg Stimmung zu machen. Die saudische Regierung verwies ihn des Landes, und er ließ sich im Sudan nieder. Der Stützpunktleiter der CIA im Sudan, Cofer Black, war ein Geheimdienstmann alter Schule mit beträchtlichem Mut und beträchtlicher Schlauheit; er hatte dazu beigetragen, den abgehalfterten Terroristen, der als Carlos der Schakal bekannt war, zur Strecke zu bringen. Black bemühte sich nach Kräften, mit Bin Ladens Aktivitäten und Absichten im Sudan Schritt zu halten. Im Januar 1996 stellte die CIA eine Antiterroreinheit aus zwölf Leuten zusammen, die sich ganz auf den arabischen Saudi konzentrierte – die »Dienststelle Bin Laden«. Man hatte das Gefühl, er könnte anfangen, amerikanische Ziele im Ausland ins Visier zu nehmen.
    Im Februar 1996 freilich beendete die CIA aufgrund der Warnungen eines von ihr angeworbenen Agenten ihre Operationen im Sudan und schloss die Augen vor aktuellen Informationen über ihr neues Zielobjekt. Das Büro und die amerikanische Botschaft wurden geschlossen, und das Personal wurde nach Kenia verlegt. Mit der Entscheidung setzte man sich über den nachdrücklichen Einspruch des amerikanischen Botschafters, Timothy Carney, hinweg, eines Mannes, bei dem militärische Disziplin mit diplomatischer Sensibilität einherging. Er machte geltend, es sei ein gefährlicher Fehler, wenn die Vereinigten Staaten den Sudan verließen. Er zog die Warnungen der CIA vor einem bevorstehenden Angriff in Zweifel und hatte, wie sich herausstellte, recht damit. Der Agent, der den Alarm ausgelöst hatte, erwies sich später als Schwindler, und die CIA zog offiziell ungefähr hundert Berichte, die auf seinen Informationen basierten, zurück.
    Kurz danach ging Bin Laden nach Afghanistan. Dem Leiter der Bin-Laden-Einheit, Mike Scheuer, erschien das als eine kolossale Chance. Die CIA hatte ehemalige Kontakte zu einem Netzwerk afghanischer Exilierter in dem vom Stammessystem beherrschten Nordwesten Pakistans wiederbelebt. Die »tribals«, wie die CIA sie nannte, halfen mit bei der Jagd nach Mir Amal Kansi, dem Schützen, der zwei CIA-Beamte vor der Zentrale erschossen hatte.
    Man hoffte, dass sie eines Tages dabei helfen würden, Bin Laden zu finden. Aber noch war es nicht so weit. Die CIA hatte erst einmal einen anderen Mann im Visier.
    Der Leiter der Spionageabteilung Naher Osten, Stephen Richter, arbeitete seit zwei Jahren an dem Plan, einen Militärputsch gegen Saddam Hussein zu unterstützen. Die Anordnung dazu kam von Präsident Clinton; es war schon der dritte

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