Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
Vom Netzwerk:
in zwei Lager. »Der CIA-Büroleiter kam in mein Büro und zeigte mir eine Information, die aus guatemaltekischer Quelle stammte und die suggerierte, ich hätte eine Affäre mit meiner Sekretärin, die Carol Murphy hieß«, erinnerte sich Botschafterin McAfee. Guatemaltekische Militärs hatten das Schlafzimmer der Botschafterin verwanzt und ihre zärtlich geflüsterten Kosenamen für Murphy auf Band aufgenommen. Sie verbreiteten die Nachricht, dass die Botschafterin eine Lesbe sei. Das CIA-Büro übermittelte diese Nachricht – die später unter dem Titel »das Murphy-Memo« firmierte – nach Washington, wo es überall verbreitet wurde. »Die CIA schickte diese Information nach ganz oben«, sagte Botschafterin McAfee. »Es war die reine Bosheit. Der Geheimdienst diffamierte hinterrücks eine Botschafterin.«
    Die Botschafterin war konservativ und kam aus einer konservativen Familie. Sie war verheiratet und schlief nicht mit ihrer Sekretärin. »Murphy« hieß ihr zwei Jahre alter schwarzer Pudel. Die Wanze in ihrem Schlafzimmer hatte aufgezeichnet, wie sie ihren Pudel tätschelte.
    Die Leute vom CIA-Büro hatten bewiesen, dass ihnen ihre Freunde im guatemaltekischen Militär näherstanden als die amerikanische Botschafterin. »Nachrichtendienst und Politik trennten sich voneinander«, sagte Botschafterin McAfee. »So etwas jagt mir Angst ein.«
    Es jagte auch Deutch Angst ein. Am 29.September 1995, er war fast fünf Monate im Amt, ging Deutch ins »Bubble« – das einst hochmoderne Amphitheater nahe dem Eingang zur CIA-Zentrale, das 600 Leuten Platz bietet, um dem Geheimdienst einige schlechte Nachrichten zu überbringen. Ein CIA-interner Revisionsausschuss hatte das Beweismaterial in Guatemala gewichtet und Deutch aufgefordert, Terry Ward, den Leiter der Lateinamerikaabteilung des Geheimdienstes zwischen 1990 und 1993 und mittlerweile Büroleiter in der Schweiz, zu entlassen. Auch den früheren Leiter des Büros in Guatemala, Fred Brugger, wollte der Ausschuss entlassen sehen. Außerdem wurde verlangt, Bruggers Nachfolger Don Donahue streng zu bestrafen und sicherzustellen, dass er niemals wieder einen Büroleiterposten bekam.
    Laut Deutch ließ »die Art und Weise, wie die CIA ihre Aufgaben in Guatemala durchführte«, katastrophal zu wünschen übrig. Das Problem seien die Lügen – oder, wie er es nannte »ein Mangel an Offenheit« – zwischen Büroleiter und amerikanischer Botschaft, zwischen Büro und Lateinamerika-Abteilung, zwischen Abteilung und Zentrale und schließlich zwischen Agency und Kongress.
    Es kam selten – sehr selten – vor, dass jemand beim Geheimdienst gefeuert wurde. Aber Deutch versicherte, er werde exakt das tun, was ihm der Revisionsausschuss empfohlen hatte. Diese Ankündigung kam im »Bubble« nicht gut an. Die dort zu Hunderten versammelten CIA-Leute waren stinkwütend. Deutchs Entscheidung war für sie Ausdruck einer doppelten Moral, durch die sie sich stranguliert fühlten. Anschließend forderte sie der Direktor auf, wieder in die Welt auszuschwärmen und im Namen der nationalen Sicherheit Risiken einzugehen. Ein tiefes Grollen erhob sich aus den hinteren Reihen des »Bubble«, ein bitteres Lachen, das besagte: Na klar doch. Von diesem Moment an waren der Direktor und sein Geheimdienst geschiedene Leute. Sein Schicksal bei der CIA war besiegelt.
    »Das müssen wir hinkriegen«
    Der Bruch war nicht zu kitten. Deutch beschloss, das Bündel Probleme an den zweithöchsten Geheimdienstmann, George Tenet, den Stellvertretenden Leiter des Zentralen Nachrichtendienstes, weiterzureichen. Der damals 42-jährige Tenet, ein unermüdlicher und loyaler Assistent, hatte fünf Jahre lang als Stabschef im Senatsausschuss für den Nachrichtendienst verbracht und zwei Jahre als Verbindungsmann zum Nachrichtendienst beim Nationalen Sicherheitsrat hinter sich. Er hatte eine dezidierte Ansicht zu der Frage, was angesichts der zerrütteten Beziehung zum Kongress und zum Weißen Haus zu tun sei. Und bald schon sah er den Geheimdienst mit anderen Augen an als Deutch – nicht als Problem, das man lösen, sondern als Sache, für die man kämpfen muss. Tenet tat sein Äußerstes, um die Geheimdienstleute zu führen.
    »Ganz grundsätzlich erstmal eins«, habe er den Geheimdienstchefs gesagt. »Es gibt zehn oder fünfzehn Dinge, bei denen wir uns kein Versagen leisten können, wenn wir die nationalen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten voranbringen wollen. Wir möchten, dass Sie Ihr Geld, Ihre

Weitere Kostenlose Bücher