CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
diesbezügliche Befehl, den das Weiße Haus im Laufe von fünf Jahren an die CIA gerichtet hatte. Ein Team von CIA-Beamten traf sich in Jordanien mit Mohammed Abdullah Schawani, einem früheren Kommandanten irakischer Spezialeinheiten. In London konspirierte die CIA mit einem exilierten Iraker namens Ajad Alawi, der ein Netzwerk von putschwilligen irakischen Offizieren und Politikern der Baath-Partei leitete. Die CIA unterstützte ihn mit Geld und Waffen. Im Norden Iraks versammelte die CIA die Stammesführer der staatenlosen irakischen Kurden, um eine alte, leidvolle Affäre wieder aufzuwärmen.
Trotz größter Bemühungen der CIA vereinten sich diese disparaten und zerstrittenen Kräfte nicht. Die CIA investierte viele Millionen in den Versuch, wichtige Figuren aus Saddams militärischen und politischen Kreisen anzuwerben, in der Hoffnung, sie zum Aufstand bewegen zu können. Aber der geheime Plan wurde von Saddam und seinen Spionen entdeckt und durchkreuzt. Am 26.Juni 1996 begann Saddam mit der Verhaftung von mindestens zweihundert Offizieren in und um Bagdad. Er ließ wenigstens achtzig von ihnen hinrichten, darunter die Söhne von General Schawani.
»Der Fall Saddam war interessant«, meinte Mark Lowenthal, der Leiter des Mitarbeiterstabs des Nachrichtenausschusses im Repräsentantenhaus und leitender Analyst bei der CIA, nach dem Fehlschlag des Putschplans. »Nehmen wir an, wir werden Saddam Hussein los. Prima. Aber wen kriegen wir dann? Wer ist unser Mann im Irak? Wen auch immer wir im Irak an die Macht bringen, er wird vermutlich die Durchhaltekraft eines Flohs besitzen. Das war also so ein Fall, wo die Politiker sagten: Tut doch was. Dieses blinde Tut doch was war in Wirklichkeit Ausdruck ihrer Frustration.« Sie hätten nicht kapiert, dass die CIA einfach »nicht in der Lage war, mit Saddam fertig zu werden«, sagte er. »Das Problem bei der Operation war, dass es keine verlässlichen irakischen Partner gab. Und die irakischen Partner, die man für verlässlich hält, haben nicht die Mittel und Wege, das zu tun, was sie tun sollen. Also war die Operation eine Pleite. Sie war nicht durchführbar. Aber es fällt einem Geheimdienstler sehr schwer, zu sagen: ›Herr Präsident, wir können das nicht.‹ Und so führt man schließlich eine Operation durch, die vermutlich gar nicht erst hätte begonnen werden sollen.«
»Das Versagen des Geheimdienstes ist unausweichlich«
Deutch machte Clinton wütend, weil er gegenüber dem Kongress erklärte, die CIA werde das Problem Saddam Hussein vielleicht niemals lösen können. Seine siebzehn Monate währende Amtszeit als Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes endete im Zerwürfnis. Im Dezember 1996, nachdem er wiedergewählt worden war, entließ Clinton Deutch und forderte seinen Nationalen Sicherheitsberater, Tony Lake, auf, den Posten, den kaum einer haben wollte, zu übernehmen.
»Es wäre eine große Herausforderung gewesen«, meinte Lake nachdenklich. »Was mir vorschwebte, war, den analytischen Teil der Arbeit stärker zu fördern, um den Nachrichtendienst, sowohl bezüglich seiner Quellen als auch bezüglich seiner Ergebnisse, auf die Verhältnisse Mitte der neunziger Jahre einzustellen. Zu oft kriegten wir nur eine über Nacht gefertigte Nachrichtenanalyse hin.«
Aber Lake bekam den Posten nicht. Der Vorsitzende des Senatsausschusses für die Nachrichtendienste, der Republikaner Richard Shelby aus Alabama, beschloss, ihn als Prügelknaben zu benutzen und für alles abzustrafen, was die Konservativen an der Art, wie die Regierung Clinton die Außenpolitik handhabte, für falsch hielten. Der Anschein einer von beiden Parteien getragenen Politik, den die Ausschüsse für die Nachrichtendienste an die zwanzig Jahre lang aufrechterhalten hatten, verflüchtigte sich. Außerdem gab es einen unterschwelligen Widerstand gegen Lake im Geheimdienst selber. Die Botschaft lautete: Schickt uns keine Außenseiter mehr.
»Für die CIA ist jeder ein Außenseiter«, bemerkte Lake.
Die Anhörung war alles andere als fair. Am 17.März 1997 zog Lake seine Kandidatur zornig zurück und erklärte dem Präsidenten, er habe nicht die Absicht, noch weitere drei Monate »als Tanzbär in einem politischen Zirkus« zu verbringen. So wurde der vergiftete Kelch an George Tenet weitergereicht – die einzige Wahl, die noch übrig blieb. Tenet hatte bereits die geschäftsführende Leitung des Geheimdienstes inne. Er wurde der fünfte Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes
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