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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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4.Oktober 2001, diesen Plan umzusetzen. Er habe es machen müssen, erklärte Hayden: »Ich konnte mich dem nicht verweigern.« Die Nationale Sicherheitsbehörde begann wieder einmal, innerhalb der Vereinigten Staaten zu spionieren.
    Cofer Black befahl seiner Antiterrorismustruppe, ihm Bin Ladens Kopf auf einem Tablett zu servieren. Das Terrorabwehrzentrum, das vor fünfzehn Jahren als kleine selbständige Einheit innerhalb des Geheimdienstes aus der Taufe gehoben worden war und immer noch im Kellergeschoss des Hauptquartiers arbeitete, war jetzt das Herzstück des Geheimdienstes. Pensionierte Mitarbeiter nahmen den Dienst wieder auf, und Neulinge schlossen sich dem zur CIA gehörenden kleinen Kader paramilitärischer Kommandotrupps an. Sie flogen nach Afghanistan, um dort Krieg zu führen. Die Mitarbeiter der CIA verteilten Summen in Millionenhöhe, um sich die Loyalität afghanischer Stammesführer zu sichern. Ein paar Monate lang fungierte sie heldenhaft als Voraustrupp für die amerikanische Besetzung Afghanistans.
    In der dritten Novemberwoche 2001 vertrieb das amerikanische Militär die politische Führung der Taliban und ebnete den Weg für eine neue Regierung in Kabul, ohne allerdings die Bewegung selbst zu zerschlagen. Tausende von Talibananhängern blieben unbehelligt. Sie stutzten sich die Bärte und tauchten in den Dörfern unter. Als die Amerikaner von ihrem Krieg in Afghanistan erschöpft waren, kehrten sie zurück. Sie überlebten, um erneut zu kämpfen.
    Die Jagd nach Osama Bin Laden zu organisieren, dauerte elf Wochen. Als die Suche so richtig begann, hielt ich mich im Osten Afghanistans auf, in Jalalabad und Umgebung, wo ich in den vergangenen Jahren schon fünfmal unterwegs gewesen war. Ein alter Bekannter namens Hadschi Abdul Qadir hatte gerade, zwei Tage nach dem Sturz der Taliban, seinen Posten als Provinzgouverneur zurückerhalten. Hadschi Qadir war ein typischer Vertreter der Demokratie afghanischen Zuschnitts. Der gebildete und hoch kultivierte paschtunische Stammeschef von knapp sechzig Jahren verdankte seinen Reichtum dem Handel mit Opium, Waffen und anderen afghanischen Erzeugnissen und war als Kommandeur im Kampf gegen die sowjetische Okkupation von der CIA unterstützt worden. Von 1992 bis 1996 bekleidete er das Gouverneursamt in seiner Provinz und stand in engem Bund mit den Taliban, solange sie an der Macht waren. Er selber hatte Bin Laden nach Afghanistan eingeladen und ihm geholfen, ein Lager außerhalb von Jalalabad zu errichten. Nun hieß er die amerikanische Besatzung willkommen. Hadschi Qadir war ein guter Gastgeber. Wir spazierten durch die Gärten des Gouverneurspalastes, vorbei an Dattelpalmen und fedrigen Tamarisken. Er erwartete jetzt täglich den Besuch seiner amerikanischen Freunde und freute sich auf die Erneuerung alter Freundschaftsbande sowie auf den rituellen Tausch von Informationen gegen Geld.
    Hadschi Qadir hatte die Dorfvorsteher seiner Provinz im Gouverneurspalast versammelt. Am 24.November berichteten sie, dass sich Bin Laden und die arabischen Al Qaida-Kämpfer in die Höhlen eines abgelegenen Bergverstecks fünfunddreißig Meilen südsüdwestlich von der Stadt, in der Nähe des Dorfs Tora Bora, zurückgezogen hatten.
    Am 28.November, um etwa fünf Uhr morgens, als gerade der erste Gebetsruf von der Moschee erschallte, landete ein kleines Flugzeug mit einer Delegation von CIA-Beamten und Offizieren von Sondereinsatzkommandos auf der von Raketenkratern übersäten Piste des Flughafens von Jalalabad. Sie hatten bündelweise 100-Dollar-Scheine bei sich. Sie trafen mit Hadschi Zaman, dem eben erst eingesetzten Befehlshaber der selbst ernannten Regierung, in Jalalabad zusammen. Er erklärte den Amerikanern, er sei sich »neunzigprozentig« sicher, dass sich Bin Laden in Tora Bora aufhalte. Die staubige Straße südlich von Jalalabad lief in einem holprigen Bergpfad aus, der allenfalls für Menschen und Maultiere passierbar war. Das Ende des Pfads war mit einem Netz von Schmuggelrouten verbunden, die über Bergpässe nach Pakistan hineinführten. Solche Routen dienten den afghanischen Rebellen als Nachschublinien, und Tora Bora erlangte im Kampf gegen die Sowjets große Berühmtheit. Man hatte ein Höhlensystem tief in die Berge hineingebaut – mit Hilfe der CIA und gemäß natomilitärischem Standard. Ein amerikanischer Militärführer, der die Weisung erhielte, Tora Bora zu zerstören, wäre gut beraten gewesen, eine taktische Atombombe einzusetzen. Ein

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