CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Kosten der verdeckten Kriegführung.
Außerdem meinte die CIA, sie könne Mao mit Hilfe muslimischer Reiter beikommen, und setzte auf die Hui-Klans aus dem fernen chinesischen Nordwesten; sie standen unter dem Oberbefehl des Stammesführers Ma Pu-fang, der politische Verbindungen zu den chinesischen Nationalisten hatte. Im Westen Chinas setzte die Agency zuerst tonnenweise Waffen, Munition und Funkgeräte sowie Unmengen chinesischer Agenten ab und versuchte dann, Amerikaner zu finden, die ihnen folgen sollten. Unter den Adressaten solcher Anwerbungsversuche war auch Michael D. Coe, später einer der größten Archäologen des 20. Jahrhunderts, der die Maya-Hieroglyphen entschlüsselte. Im Herbst 1950 war Coe zweiundzwanzig und hatte gerade sein Harvardstudium absolviert, als ein Professor ihn zum Essen in ein Restaurant einlud und ihm jene Frage stellte, die tausende Absolventen der amerikanischen Elitehochschulen im nächsten Jahrzehnt zu hören bekamen: »In welcher richtig interessanten Funktion würden Sie gern für die Regierung arbeiten?« Er ging nach Washington und erhielt ein willkürlich aus dem Londoner Telefonbuch ausgewähltes Pseudonym. Man sagte ihm, er werde als Führungsoffizier in einer von zwei Geheimoperationen arbeiten. Entweder würde er mit dem Fallschirm im fernen Westen Chinas abgesetzt, um dort die muslimischen Reiterverbände zu unterstützen, oder auf eine Insel vor der chinesischen Küste geschickt, um Stoßtruppunternehmen zu organisieren.
»Zum Glück für mich«, so Coe, »wurde es das Letztere.« Er wurde Mitglied von Western Enterprises, einer Tarnorganisation in Taiwan, die Maos China destabilisieren sollte. Acht Monate verbrachte er auf einer winzigen Insel namens White Dog. Seine einzige bedeutsame nachrichtendienstliche Leistung auf dieser Insel bestand in der Entdeckung, dass der Stabschef des nationalistischen Oberbefehlshabers ein kommunistischer Spion war. Zurück in Taipeh, in den letzten Monaten des Koreakrieges, stellte er fest, dass Western Enterprises nicht geheimer war als die Bordelle, die seine Kollegen frequentierten. »Sie bauten einen ganzen abgeschlossenen Bezirk mit eigenem Geschäft und Offiziersklub auf«, so Coe. »Der Geist, der früher dort herrschte, war weg. Es war eine unglaubliche Geldverschwendung.« Er kam zu dem Schluss, dass »die Nationalisten [der CIA] einen Bären aufgebunden hatten – die Lüge, es gebe in China eine riesige Widerstandsarmee. Wir waren völlig auf dem Holzweg. Die ganze Operation war Zeitverschwendung.«
Da die CIA nicht ausschließlich auf die Nationalisten setzen wollte, entschied sie, es müsse eine »Dritte Kraft« in China geben. Von April 1951 bis Ende 1952 kaufte sie für etwa 100 Millionen Dollar Waffen und Munition, die für 200 000 Guerillakämpfer gereicht hätten, ohne die unsichtbare Dritte Kraft zu finden. Etwa die Hälfte des Geldes und der Waffen ging an eine auf Okinawa stationierte Gruppe chinesischer Flüchtlinge, die der CIA weismachte, sie würde von großen antikommunistischen Einheiten auf dem Festland unterstützt. Es war glatte Gaunerei. Ray Peers, OSS-Veteran und Leiter von Western Enterprises, sagte damals, wenn er je einen lebenden Soldaten der Dritten Kraft fände, würde er ihn umbringen, ausstopfen und an die Smithsonian Institution in Washington schicken.
Die CIA suchte noch immer nach den unsichtbaren Widerstandskämpfern, als sie im Juli 1952 ein vierköpfiges chinesisches Guerillateam über der Mandschurei abspringen ließ. Vier Monate später setzte die Gruppe per Funk einen Hilferuf ab. Es war eine Falle: Die Männer waren von den Chinesen gefangen genommen und umgedreht worden. Die Agency genehmigte eine Rettungsaktion, bei der eine neu erfundene Lastenschlinge eingesetzt werden sollte, um die in die Klemme Geratenen hochzuhieven. Dick Fecteau und Jack Downey, zwei junge CIA-Mitarbeiter, auf ihrer ersten Operation, flogen damals gleichsam in eine Schießbude hinein. In einem gewaltigen chinesischen Maschinengewehrfeuer ging ihr Flugzeug zu Boden. Die Piloten starben. Fecteau saß 19 Jahre in einem chinesischen Gefängnis, und Downey, gerade von Yale abgegangen, blieb mehr als 20 Jahre inhaftiert. Später präsentierte Peking im Rundfunk seine Trefferzahl für die Mandschurei: Die CIA hatte 212 ausländische Agenten abgesetzt; 101 wurden getötet und 111 gefangen genommen.
Für die CIA endete der Koreakrieg auf einem Schauplatz in Birma. Anfang 1951, als die chinesischen Kommunisten
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