CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
fort. Whitehead war entsetzt darüber, »wie wenig Informationen ich von der CIA bekam hinsichtlich der Vorgänge in Ländern, wo wir Interessen hatten und wo es Probleme gab. (…) Die Analysen waren seicht und enthielten sehr wenig von dem, was ich solide Fakten nennen würde; und oft stimmten sie auch nicht. (…) Meinem Eindruck nach war die Organisation selbst irgendwie verkommen, sodass die Informationen, die sie erhielt, und ihr System der Informationsgewinnung nicht mehr sonderlich ertragreich waren.« Whitehead, Zeitzeugenaussage, FAOH. Auf der Weltkarte der Agency klafften immer größere Löcher. »Meine Hauptsorge derzeit gilt der Unzulänglichkeit unserer nachrichtendienstlichen Bemühungen (…) überall in der Welt«, erklärte Admiral Inman hellsichtig, unmittelbar bevor er sich 1981 Casey in der CIA-Zentrale zugesellte. »Uns fehlt eine Datenbasis für Gegenden in der Welt, um die wir uns in den sechziger Jahren, als wir völlig auf Südostasien fixiert waren, nicht gekümmert haben. Um Länder in Mittelamerika, der Karibik, Lateinamerika, Afrika brauchten wir uns nicht groß Sorgen zu machen. Alles spricht nach meiner Ansicht dafür, dass jene Regionen uns in diesem Jahrzehnt eine Menge Probleme bereiten werden.« Bobby R. Inman, »Managing Intelligence for Effective Use«, Center for Information Policy Research, Harvard University, Dezember 1980.
501 »Irgendwann in finsterer Nacht« : Aussage Clair George, Nominierung von Robert M. Gates, 1991, Bd. II, S.96.
Das war eine bewusste Lüge: Der amerikanische Botschafter in Nicaragua von 1982 bis 1984, Anthony Quainton, wusste, dass die Operation ein Schwindelunternehmen war. »Das Weiße Haus hatte jede Dialogperspektive aufgegeben. Durch Bill Casey von der CIA angestachelt, hielt es die Vertreibung der Sandinisten für die einzige Lösung. Das sollte mittels eines komplizierten verdeckten Aktionsprogramms erreicht werden. Als Erstes wurde das Programm dem Kongress auf extrem hinterhältige Weise vorgestellt. Die Regierung erklärte, Schikanen würden den Sandinisten das Leben schwer machen, sie daran hindern, ihre Macht zu konsolidieren, und sie an den Verhandlungstisch zwingen. Sie würden erkennen, dass die Weigerung, Verhandlungen aufzunehmen, wirtschaftlich zu kostspielig für sie war. Die CIA behauptete, nur auf diesem Weg ließen sie sich bewegen, ihre Politik zu ändern. Wie anderen verdeckten Operationen andernorts in der Welt war auch dieser nicht der versprochene unmittelbare Erfolg beschieden.« Quainton, Zeitzeugenaussage, FAOH.
502 »die Hölle heißgemacht« : Gates, From the Shadows , S.242–248.
502 »was sich in Bezug auf Mittelamerika machen lässt« : Clarridge-Interview für die Sendereihe von CNN zum Kalten Krieg, 1998, Abschrift des National Security Archive online zugänglich unter http://www2.gwu.edu/-nsarchiv/coldwar /interviews/episode18/clarridge1.html. »Die Lateinamerika-Abteilung war schon immer eine eigene Abteilung innerhalb der Agency; sie bildete fast so etwas wie kleines Fürstentum«, erklärte Clarridge in einer anderen Zeitzeugenaussage. »Das Entscheidende waren also die Überlegungen, die ich selbst als Leiter der Abteilung anstellte. Nach zwei Wochen ging ich wieder zu Casey und verkündete dem Chef: ›Wir sollten Folgendes machen: Warum tragen wir den Krieg nicht einfach nach Nicaragua hinein (…)?‹ Genau das wollte Casey hören.« Strober und Strober, Reagan: The Man and His Presidency , S.165. »Der heimliche Krieg begann« und »Die CIA verfolgte ihre Pläne ganz eigenständig« : Quainton, Zeitzeugenaussage, FAOH. In den Jahren Reagans machten Botschafter nur ganz selten den Mund auf, wenn die CIA außenpolitische Desaster produzierte. In einem der vielen Fälle von katastrophaler Öffentlichkeitsarbeit, zu denen es beim Krieg in Mittelamerika kam, bot die CIA dem Außenministerium in aller Heimlichkeit eine angebliche Goldader an. Die Agency hatte einen in El Salvador gefangen genommenen neunzehnjährigen Nicaraguaner ausgequetscht. Er behauptete, von kubanischen Soldaten in Äthiopien für den Widerstandskampf ausgebildet worden zu sein. Er habe eine tolle Story auf Lager. Ob das Außenministerium interessiert daran sei, ihn in Washington der Öffentlichkeit zu präsentieren? Auf Drängen der CIA organisierte das Außenministerium eine private Befragung des Nicaraguaners durch vier vertrauenswürdige Journalisten. Ein Pressesprecher führte die Journalisten in einen kleinen Raum und brachte
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