CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Aufsicht über die verdeckten Aktionen führte. Er war das eigentliche Verbindungsglied zwischen dem Weißen Haus und den Geheimoperationen der CIA. Als treibende Kraft eines neu geschaffenen Koordinationsgremiums, des Operations Coordinating Board, gab er die geheimen Weisungen des Präsidenten und des Nationalen Sicherheitsrates weiter und beaufsichtigte ihre praktische Umsetzung durch die CIA. Seine handverlesenen Botschafter spielten eine zentrale Rolle bei der Durchführung dieser Aufträge.
Während der 19 Monate, in denen Bedell Smith als Statthalter des Präsidenten für die verdeckten Aktionen zuständig war, gelangen der CIA die einzigen siegreichen Staatsstreiche ihrer Geschichte. Aus den freigegebenen Akten zu diesen Staatsstreichen geht hervor, dass ihr Erfolg auf Bestechung, Zwang und roher Gewalt – statt auf Verschwiegenheit, Heimlichkeit und Cleverness – beruhte. Aber sie schufen die Legende, der zufolge die CIA die Wunderwaffe im Arsenal der Demokratie war. Sie umgaben die Agency mit jener Aura, die Dulles so sehr begehrte.
9 »Der größte Einzelerfolg der CIA«
Im Januar 1953, ein paar Tage vor Eisenhowers Amtseinführung, wurde Kim Roosevelt von Walter Bedell Smith in die CIA-Zentrale bestellt und mit der Frage konfrontiert: »Wann geht unsere verdammte Operation endlich los?«
Zwei Monate zuvor, Anfang November, war Roosevelt, der die CIA-Operationen in Nahost leitete, nach Teheran geflogen, um seinen Freunden vom britischen Nachrichtendienst aus einer bösen Patsche zu helfen. Der iranische Premierminister Mohammad Mossadegh hatte die Briten beim Versuch erwischt, ihn zu stürzen. Er hatte alle Mitarbeiter ihrer Botschaft ausgewiesen, auch die Spione. Roosevelt kam, um ein Netz von iranischen Agenten mit Geld bei der Stange zu halten; sie hatten für die Briten gearbeitet, nahmen jedoch die milde Gabe der Amerikaner hocherfreut an. Auf dem Heimflug legte er eine Zwischenlandung in London ein, um seinen britischen Kollegen Bericht zu erstatten.
Hier erfuhr er vom Wunsch des Premierministers Winston Churchill, die CIA möge ihm beim Sturz der iranischen Regierung behilflich sein. Vierzig Jahre zuvor hatte das Erdöl des Iran – damals noch Persien – Churchill zu Macht und Ruhm verholfen. Jetzt wollte Sir Winston es wiederhaben.
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges hatte er als höchster Beamter der britischen Admiralität die Königliche Marine von kohle- auf ölbetriebene Schiffe umgestellt. Er plädierte dafür, dass die Briten 51 Prozent der neuen Anglo-Persian Oil Company, die fünf Jahre zuvor das erste Erdöl in Persien entdeckt hatte, übernehmen sollten. Die Briten verschafften sich einen Löwenanteil. Das persische Öl lieferte nicht nur den Brennstoff für Churchills neue Armada; die Einnahmen sorgten auch für deren Bezahlung. Das Erdöl wurde zum Lebensquell des britischen Finanzministeriums. Während Britannia die Weltmeere beherrschte, überrannten britische, russische und türkische Soldaten den Norden Persiens, verwüsteten einen Großteil der landwirtschaftlichen Anbauflächen des Landes und lösten eine Hungersnot aus, der womöglich zwei Millionen Menschen zum Opfer fielen. Aus diesem Chaos stieg ein Kosakenführer namens Resa Chan auf, der mit List und Gewalt die Macht eroberte. Im Jahr 1925 wurde er zum Schah von Persien ausgerufen. Unter den vier Abgeordneten des persischen Parlaments (des Majles), die gegen den Schah opponierten, war auch ein nationalistischer Politiker namens Mohammad Mossadegh.
Das Parlament musste schon bald entdecken, dass der britische Ölgigant, mittlerweile in Anglo-Iranian Oil Company umbenannt, seine Regierung systematisch um Milliardensummen betrog. Der Hass auf die Briten und die Angst vor den Sowjets gewannen im Iran der dreißiger Jahre ein solches Ausmaß, dass die Nationalsozialisten erheblichen Zulauf bekamen – und zwar so viel, dass Churchill und Stalin im August 1941 einmarschierten. Sie trieben Resa Chan ins Exil und setzten seinen gefügigen, naiven 21-jährigen Sohn Mohammad Resa Schah Pahlawi auf den Thron.
Während die Streitkräfte der Sowjets und Briten den Iran besetzt hielten, benutzten die amerikanischen Truppen seine Flughäfen und Straßen, um Stalin Militärhilfe im Wert von ungefähr 18 Milliarden Dollar zukommen zu lassen. Der einzige Amerikaner, der zur Zeit des Zweiten Weltkriegs im Iran Spuren hinterlassen hat, war General Norman Schwarzkopf, der die iranische Gendarmerie, eine auf dem Land operierende
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