Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
Vom Netzwerk:
»unübersehbar, dass zu viele im Groll von der CIA weggehen«.
    Am Ende des Koreakrieges baten ein paar CIA-Beamte der unteren und mittleren Ränge, die entsetzt über die Arbeitsmoral in der Zentrale waren, um die Erlaubnis, eine interne Umfrage unter ihren Kollegen durchzuführen, was ihnen auch gestattet wurde. Sie befragten 115 Mitarbeiter und schrieben einen langen, detaillierten Bericht, der fertig war, als Dulles’ erstes Direktorenjahr zu Ende ging. Sie schilderten »eine rapide schlechter werdende Situation«: grassierende Frustration, Verwirrung und Planlosigkeit. Begabte und patriotisch gesinnte Menschen seien mit der Aussicht auf spannende Arbeit in Übersee – »ein total falscher Eindruck« – angeworben worden, und dann säßen sie als Schreibkraft oder Kurier in Jobs ohne jede Aufstiegschance fest. Hunderte von Mitarbeitern kehrten von Auslandseinsätzen zurück, nur um monatelang in der Zentrale umherzulaufen und erfolglos nach neuen Aufträgen Ausschau zu halten. »Der Schaden«, so der Bericht, »der der Agency aus einer derart schwerfälligen Personalpolitik erwächst, nimmt in geometrischer – nicht arithmetischer – Progression zu. Auf jeden fähigen Beamten, den die Agency durch Unzufriedenheit oder Enttäuschung verliert, kommen wahrscheinlich zwei oder drei weitere kompetente Leute (mit denselben schulischen, beruflichen oder sozialen Voraussetzungen), die einzustellen die Agency niemals eine Chance haben wird. (…) Der angerichtete Schaden ist vielleicht nie wieder gutzumachen.«
    Junge CIA-Beamte, so der Bericht weiter, arbeiteten für »viel zu viele Verantwortliche, die sichtlich nicht wissen, was sie tun«. Sie sähen mit an, wie »haarsträubende Geldsummen« in gescheiterten Übersee-Missionen verschleudert werden. Einer von Frank Wisners Führungsoffizieren notierte, die Operationen, an denen er mitwirke, seien »größtenteils ineffektiv und ziemlich kostspielig. Manche richten sich auf Ziele, die kaum nachvollziehbar – geschweige denn rechtmäßig – sind. Um sowohl hier als auch im Außendienst Arbeitsplätze und Ansehen zu sichern, bekommt die Zentrale den Auftrag, die Begründungen für Budget und Programm der Operationen mit Hilfe – gelinde gesagt – übertriebener Behauptungen schönzufärben.« Abschließend urteilten die jungen Beamten: »Die Agency ist durchsetzt mit Mittelmaß und Schlimmerem.«
    Sie hatten einen Nachrichtendienst vor sich, der sich selbst belog. Sie schilderten eine CIA, in der inkompetente Leute viel Einfluss erhielten und fähige Neulinge wie Klafterholz in den Fluren gestapelt wurden.
    Allen Dulles unterdrückte ihren Bericht. Nichts wurde anders. Dreiundvierzig Jahre später (1996) kam die Untersuchung eines Parlamentsausschusses zu dem Schluss: Die CIA »steht weiterhin vor einer schweren Personalkrise, die sie bis dato nie mit einer kohärenten Strategie in Angriff genommen hat. (…) Noch immer verfügt die CIA über so wenige Führungsoffiziere, dass sie viele ihrer Büros weltweit nicht ausreichend besetzen kann.«
    »Jemand für die Drecksarbeit«
    Eisenhower wollte die CIA in ein wirksames Instrument der Präsidialmacht verwandeln. Mit Hilfe von Walter Bedell Smith versuchte er, dem Nachrichtendienst eine Befehlsstruktur aufzuzwingen. In den Tagen nach Eisenhowers Wahl hatte der General mit seiner Ernennung zum Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs gerechnet. Der Entschluss des Präsidenten, ihn zum Staatssekretär im Außenministerium zu machen, war eine Katastrophe für ihn. Unter keinen Umständen wollte Bedell Smith Weisungen von Foster Dulles entgegennehmen, denn er hielt ihn für einen aufgeblasenen Angeber. Aber Eisenhower wollte ihn – und brauchte ihn: Er sollte als ehrlicher Makler zwischen ihm und den Dulles-Brüdern fungieren.
    Bei einem Besuch im Haus des Vizepräsidenten Nixon, der sein Washingtoner Nachbar war, machte Bedell Smith seinem Ärger Luft. Von Zeit zu Zeit, so erinnert sich Nixon, schaute der General bei ihm vorbei, und »ein paar Drinks lösten seine Zunge in einer Art, die man nicht von ihm kannte. (…) Und ich weiß noch, wie wir eines Abends bei Scotch mit Sodawasser zusammensaßen und Bedell ganz rührselig wurde und sagte: ›Ich will Ihnen mal was erzählen, über Ike. (…) Ich bin bloß Ikes Trottel gewesen. (…) Ike braucht jemanden für die Drecksarbeit, die er nicht machen will, damit er als der Gute dastehen kann.‹«
    Diese Arbeit verrichtete Bedell Smith, indem er für Eisenhower die

Weitere Kostenlose Bücher