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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Seit zwei Jahren arbeitete er an dem Problem, mit welcher politischen Propaganda und welchen paramilitärischen Operationen man einen sowjetischen Einmarsch im Iran abwehren könnte. CIA-Leute hatten bereits heimliche Geld- und Waffenvorräte angelegt, die ausreichten, um 10 000 Stammeskrieger sechs Monate lang zu unterstützen. Roosevelt besaß außerdem die Erlaubnis, gegen die Tudeh-Partei, die kleine, einflussreiche verbotene Kommunistische Partei des Iran, vorzugehen. Jetzt wechselte er das Zielobjekt und versuchte, Mossadegh die Unterstützung in den politischen und religiösen Mehrheitsparteien des Iran zu entziehen.
    Roosevelt startete eine Schritt für Schritt schärfer werdende Bestechungs und Subversionskampagne. Die CIA-Beamten und ihre iranischen Agenten kauften sich die Gefolgschaft von politischen Schreiberlingen, Geistlichen und Gangstern. Sie mieteten die Dienste von Straßenbanden, die die Versammlungen der Tudeh mit Fäusten auseinandertrieben, und von Mullahs, die Mossadegh von den Moscheen aus diffamierten. Die CIA hatte weder die jahrzehntelange Erfahrung der Briten im Iran noch annähernd so viele eigene iranische Agenten. Aber sie hatte mehr Geld zu verteilen: mindestens eine Million Dollar pro Jahr, was in einem der ärmeren Länder der Welt eine Riesensumme war.
    Ihre Tipps erhielt die CIA aus dem vom britischen Nachrichtendienst kontrollierten Netzwerk, das sich dem Kauf von Einfluss widmete. An seiner Spitze standen die Raschidian-Brüder, drei Söhne eines iranischen Anglophilen, der Schiffe, Banken und Immobilien besaß. Die Brüder hatten Abgeordnete des iranischen Parlaments ebenso in der Hand wie die führenden Kaufleute des Basars, die heimlichen Gesetzgeber Teherans. Sie bestachen Senatoren, hohe Offiziere, Herausgeber und Verleger, Schlägertrupps und mindestens einen Minister in Mossadeghs Kabinett. Sie kauften Informationen mit geldgefüllten Keksdosen. Zu ihrem Kreis gehörte sogar der oberste Diener des Schahs. Und dieser Kreis erwies sich als Katalysator des Putsches.
    Zur Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates am 4.März 1953 erschien Allen Dulles mit sieben Seiten voller Informationen, in denen es insbesondere um die »Folgen einer sowjetischen Machtübernahme« im Iran ging. Das Land sei konfrontiert mit »immer konkreteren Revolutionsvorbereitungen«, und sollte es kommunistisch werden, würden alle Dominosteine im Nahen und Mittleren Osten kippen. Dann wäre das Erdöl der freien Welt zu 60 Prozent in der Hand Moskaus. Dieser katastrophale Verlust würde, so warnte Dulles, »unsere Kriegsreserven erheblich schmälern«; in den Vereinigten Staaten müssten Öl und Benzin rationiert werden. Der Präsident glaubte kein Wort davon. Er hielt es für besser, Mossadegh einen 100-Millionen-Kredit anzubieten, um seine Regierung zu stabilisieren, als ihn zu stürzen.
    Monty Woodhouse legte seinen amerikanischen Kollegen von der CIA in dezenter Form nahe, Eisenhower das Problem etwas anders zu präsentieren. Sie könnten nicht behaupten, dass Mossadegh Kommunist sei. Aber sie könnten geltend machen, je länger er an der Macht bleibe, umso größer werde die Gefahr, dass die Sowjets im Iran einmarschieren. Kim Roosevelt stimmte diese Empfehlung auf das Ohr des Präsidenten ab: Sollte Mossadegh einen Linksschwenk vornehmen, würde der Iran in die Hände der Sowjets fallen. Drängte man ihn aber in die richtige Richtung, könnte die CIA seine Regierung unter amerikanischen Einfluss bringen.
    Mossadegh spielte mit und tappte geradewegs in die Falle. In einem fehlkalkulierten Bluff baute er gegenüber der Teheraner US-Botschaft das Gespenst einer sowjetischen Bedrohung auf. Er rechnete damit, »von den Amerikanern gerettet« zu werden, so John H. Stutesman, ein US-Diplomat, der Mossadegh gut kannte und 1953 als Beamter des Außenministeriums für die Iran-Politik zuständig war. »Mossadegh dachte, wenn er die Briten verjagte und den Amerikanern mit der russischen Vorherrschaft Angst machte, wären wir sofort da. Er hatte gar nicht so unrecht.«
    Am 18.März 1953 ließ Frank Wisner Roosevelt und Woodhouse wissen, dass sie das Startsignal von Allen Dulles hätten. Am 4.April überwies die CIA-Zentrale dem Teheraner Büro eine Million Dollar. Aber Eisenhower hatte noch immer Zweifel – ebenso wie andere, die für den Umsturzplan im Iran eine Schlüsselrolle spielten.
    Einige Tage später hielt der Präsident eine beeindruckende Rede mit dem Titel »Die Aussicht auf Frieden«, in der

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