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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Polizeitruppe, aufbaute (sein gleichnamiger Sohn führte das Kommando über den Irakkrieg von 1991, die Operation »Desert Storm«). Roosevelt, Churchill und Stalin trafen sich Ende November 1943 in Teheran zu einer Kriegskonferenz, aber zurück ließen die Alliierten ein Land, das dem Verhungern nahe war, in dem Erdölarbeiter umgerechnet 50 Cent pro Tag verdienten und der junge Schah sich durch Wahlbetrug an der Macht hielt. Nach dem Krieg forderte Mossadegh den Majles auf, neu über die britischen Ölkonzessionen zu verhandeln. Die Anglo-Iranian Oil Company hatte die damals größten bekannten Ölvorkommen in der Hand. Auch ihre Raffinerie vor der Küste bei Abadan war die größte der Welt. Während britische Angestellte und Techniker sich in privaten Klubs und Swimmingpools vergnügten, lebten die iranischen Ölarbeiter in Hütten ohne fließendes Wasser, Strom oder Kanalisation; diese Ungerechtigkeit brachte der kommunistischen Tudeh-Partei, die damals nach eigenen Angaben etwa 2500 Mitglieder hatte, neuen Zulauf. Die Briten zogen doppelt so viel Einnahmen aus dem Öl wie die Iraner. Jetzt forderte der Iran eine Fifty-fifty-Aufteilung. Die Briten lehnten ab. Sie versuchten, Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen, und bestachen unter anderem Politiker, Zeitungsherausgeber sowie den Direktor des Staatsrundfunks.
    Der Chef des britischen Nachrichtendienstes in Teheran, Christopher Montague Woodhouse, warnte seine Landsleute: Sie seien dabei, in ihr Verderben zu rennen. Das Desaster kam dann im April 1951, als der Majles sich für die Verstaatlichung der iranischen Ölproduktion aussprach. Wenige Tage später wurde Mohammad Mossadegh Premierminister des Iran. Ende Juni kreuzten britische Kriegsschiffe vor der iranischen Küste auf. Im Juli berichtete der amerikanische Botschafter Henry Grade, die Briten versuchten in einem »Anfall von Wahnsinn«, Mossadegh zu stürzen. Im September organisierten die Briten einen internationalen Boykott gegen iranisches Öl; mit diesem Akt ökonomischer Kriegführung wollten sie Mossadegh in die Knie zwingen. Dann kehrte Churchill als Premierminister an die Macht zurück. Er war 76 Jahre alt, Mossadegh 69. Beide waren starrköpfige alte Männer, die ihren Staat im Pyjama lenkten. Die britischen Kommandeure entwarfen Pläne, nach denen 70 000 Soldaten die iranischen Ölfelder und die Raffinerie bei Abadan besetzen sollten. Mossadegh brachte die Sache vor die Vereinten Nationen und ins Weiße Haus, wobei er in der Öffentlichkeit auf Charme setzte, im privaten Gespräch mit Truman jedoch auf die Warnung, ein Angriff der Briten könne den Dritten Weltkrieg auslösen. Truman teilte Churchill unmissverständlich mit, die Vereinigten Staaten würden einen derartigen Einmarsch niemals mitmachen. Churchill konterte mit dem Hinweis, die politische Unterstützung der USA für seine Position im Iran sei der Preis für die militärische Unterstützung der Briten im Koreakrieg. Im Sommer 1952 hatten sie einen toten Punkt erreicht.
    »Politik per Verweigerung«
    Der britische Spion Monty Woodhouse flog nach Washington zu einer Besprechung mit Walter Bedell Smith und Frank Wisner. Am 26.November 1952 berieten sie über die Frage, wie man »Mossadegh absetzen« könnte. Ihr Komplott begann im Zwielicht eines Präsidentenwechsels – je mehr Trumans Macht dahinschwand, desto weiter gediehen die Putschpläne. Als die Sache in vollem Gange war, sagte Wisner einmal, es gebe Zeiten, »da macht die CIA Politik per Verweigerung«. Die erklärte Außenpolitik der USA bestand darin, Mossadegh zu unterstützen. Die CIA dagegen plante, ihn ohne das Plazet des Weißen Hauses aus dem Amt zu entfernen.
    Am 18.Februar 1953 traf der neu ernannte Chef des britischen Geheimdienstes in Washington ein. Sir John Sinclair, in der Öffentlichkeit unter dem Kürzel »C« und bei seinen Freunden als »Sinbad« bekannt, traf sich mit Allen Dulles und schlug ihm vor, das Außenkommando für den Staatsstreich Kim Roosevelt zu übertragen. Die Briten gaben ihrem Plan den prosaischen Namen Operation »Boot« (Stiefel). Roosevelt wählte einen anspruchsvolleren Namen: Operation »Ajax«, in Anspielung auf den mythischen Helden des Trojanischen Krieges (eine seltsame Wahl, denn das Epos erzählt, wie Ajax wahnsinnig wird, eine Schafherde niedermetzelt, weil er die Schafe für Krieger hält, und sich dann, als er wieder bei Sinnen ist, aus Scham das Leben nimmt).
    Roosevelt ging mit viel Spürsinn an die Sache heran.

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