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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Soldaten irgendeine Vorstellung davon zu vermitteln, weswegen sie kämpfen sollten. Es war ein sehr eigenartiger Krieg.«
    »Die Anklage lautete auf Mord«
    Eisenhower wollte, dass diese Operation dementierbar sein müsse. Kein Amerikaner, so seine Anordnung, dürfe an »Operationen beteiligt sein, die irgendwie nach einer Militäraktion in Indonesien aussehen«. Der CIA-Chef missachtete diese Anordnung.
    Am 19.April 1958 begannen die CIA-Piloten mit der Bombardierung und dem Beschuss der vorgelagerten indonesischen Inseln. In einem schriftlichen Lagebericht der CIA für das Weiße Haus und den Präsidenten wurden diese CIA-eigenen Luftstreitkräfte als »Flugzeuge von Regimegegnern« dargestellt, als indonesische Maschinen, die von Indonesiern geflogen wurden, und nicht als amerikanische Maschinen mit CIA-Besatzung. Einer der amerikanischen Piloten war Al Pope, ein fünfundzwanzigjähriger junger Mann, der bereits seit vier Jahren in gefährlichen Geheimmissionen für die CIA aktiv war und sich durch Mut und großen Eifer auszeichnete.
    »Es machte mir Spaß, Kommunisten zu killen«, äußerte er noch 2005. »Ich habe gerne Kommunisten gekillt, egal, wie ich sie kriegen konnte.«
    Seinen ersten Einsatz in Indonesien flog er am 27.April. In den folgenden drei Wochen griffen er und die anderen Piloten der CIA militärische und zivile Ziele in den Dörfern und Häfen im Nordosten Indonesiens an. Am 1.Mai musste der CIA-Chef seinem Präsidenten mitteilen, dass die Luftangriffe »beinahe zu wirkungsvoll gewesen sind, denn dabei wurden ein britischer und ein panamesischer Frachter versenkt«. Hunderte Zivilisten fanden den Tod, hieß es in einem Bericht der amerikanischen Botschaft. Vier Tage darauf berichtete ein nervöser Allen Dulles dem Nationalen Sicherheitsrat, dass es infolge der Bombenangriffe »unter der indonesischen Bevölkerung zu heftigen Wutausbrüchen gekommen« sei, denn es war der Vorwurf laut geworden, am Steuer der Maschinen hätten amerikanische Piloten gesessen. Die Vorwürfe trafen zu, aber der Präsident der Vereinigten Staaten und sein Außenminister dementierten dies vor der Öffentlichkeit.
    Der amerikanische Botschafter sowie der Oberkommandierende der US-Streitkräfte im Pazifik, Admiral Felix Stump, machten Washington besorgt darauf aufmerksam, dass die CIA-Operation ein offensichtlicher Misserfolg gewesen sei. Präsident Eisenhower forderte den CIA-Chef zu einer Stellungnahme auf. Ein Trupp von CIA-Leuten aus der Zentrale stückelte in aller Eile eine chronologische Darstellung der Indonesien-Operation zusammen. Sie merkten an, dass ungeachtet der immensen »Komplexität« und »Anfälligkeit« der Operation, die eine »sorgfältige Koordination« erforderlich gemacht hätten, »täglich aufs Neue« habe improvisiert werden müssen. Gerade wegen ihres »Umfangs« und ihrer »Reichweite« habe »die Operation nicht vollständig verdeckt durchgeführt werden können«. Das Scheitern der Geheimhaltung war ein Verstoß gegen die Satzung der CIA sowie gegen die direkten Anordnungen des Präsidenten.
    In den frühen Morgenstunden des 18.Mai, eines Sonntags, befand sich Al Pope mit seiner Maschine über der Stadt Ambon auf der gleichnamigen Insel im Osten Indonesiens. Er hatte ein Schiff der indonesischen Marine versenkt, einen Marktplatz bombardiert und eine Kirche in Schutt und Asche gelegt. Die offizielle Zahl der Toten betrug sechs Zivilisten und siebzehn Militärangehörige. Darauf nahm Pope die Verfolgung eines 7000-Tonnen-Schiffes auf, eines Truppentransporters mit mehr als 1000 indonesischen Soldaten an Bord. Aber seine B-26 befand sich bereits im Fadenkreuz der Flugabwehrkanonen des Schiffes. Außerdem saß ihm ein indonesischer Abfangjäger im Nacken. Solchermaßen von hinten und von unten unter Beschuss genommen, ging seine Maschine in gut 1800 Meter Höhe in Flammen auf. Pope befahl seinem indonesischen Bordfunker abzuspringen, sprengte die Kabinenkuppel ab, löste den Schleudersitz aus und stieg aus. Während er rückwärts taumelte, krachte sein Bein an das Heck seiner Maschine. Sein Oberschenkelknochen wurde an der Hüfte zerschmettert. Seine letzten Bomben verfehlten die Truppentransporter um knappe 15 Meter, was Hunderte von Menschenleben rettete. Im Fallschirm hängend krümmte er sich vor Schmerzen und schwebte so langsam zur Erde zurück. In der Reißverschlusstasche seiner Fliegeruniform steckten seine persönlichen Daten, sein Einsatzbericht und eine Mitgliedskarte des

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