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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Sondereinsatzgruppe zum Sturz Castros auf die Beine zu stellen. Bissell suchte persönlich seine Leute zusammen, von denen viele sechs Jahre zuvor die Regierung Guatemalas subversiv bekämpft hatten und über diesen Coup Präsident Eisenhower auch dann noch getäuscht hatten, als sie ihm persönlich gegenüberstanden. Bissell nahm den unzuverlässigen Tracy Barnes zur psychologischen Kriegführung, den talentierten David Phillips für Propaganda, den übermotivierten Rip Robertson für die paramilitärische Ausbildung und den gewohnt mittelmäßigen E. Howard Hunt für die Koordinierung der politischen Tarnorganisationen.
    Leiter der Einsatzgruppe sollte Jake Esterline werden, der in Washington die Kommandostelle der »Operation Success« geleitet hatte. Er war gerade Leiter des CIA-Büros in Venezuela, als er Castro im Frühjahr 1959 zu Gesicht bekam. Er hatte den jungen Comandante auf seiner Fahrt durch Caracas beobachten können, unmittelbar nach dessen Triumph über Diktator Fulgencio Batista am Neujahrstag, und er hatte die Menge gesehen, wie sie Castro als Befreier begrüßte.
    »Ich sah, und verdammt, jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte es sehen, dass in unserer Hemisphäre eine neue und machtvolle politische Kraft auf den Plan getreten war. Mit ihr musste man sich auseinandersetzen«, schrieb Esterline.
    Im Januar 1960 kehrte Esterline in die CIA-Zentrale zurück, wo er zum Leiter der Einsatzgruppe Kuba ernannt wurde. Die Gruppe selbst entstand als eine geheime Zelle innerhalb der CIA. Geld, Informationen, Entscheidungen, alles, was die Einsatzgruppe Kuba betraf, lief über Bissell. Er hatte wenig Interesse an der Arbeit seiner Agenten, und noch weniger interessierte ihn das Sammeln von Informationen in Kuba selbst. Er verfolgte immer nur die Frage, was passieren würde, wenn der Coup gegen Castro gelänge oder aber fehlschlüge. »Ich glaube nicht, dass darüber überhaupt sehr intensiv nachgedacht wurde«, so Esterline. »Nach meiner Meinung war ihre erste Reaktion, verdammt, wir haben hier möglicherweise einen Kommunisten in der Nachbarschaft; wir sollten ihn besser loswerden, wie wir Arbenz (in Guatemala) losgeworden sind.«
    Mit Richard Helms, seinem Stellvertreter in der Abteilung Geheimoperationen, sprach Bissell nie über Kuba. Die beiden Männer mochten sich nicht und trauten sich nicht über den Weg. Bei einem Plan, der aus der Einsatzgruppe Kuba durchgesickert war, schaltete sich Helms direkt ein. Es handelte sich um einen Propagandacoup: Ein von der CIA ausgebildeter kubanischer Agent sollte am Strand von Istanbul an Land gehen und sich als politischen Gefangenen ausgeben, der gerade von einem sowjetischen Schiff gesprungen sei. Er sollte behaupten, Castro versklave tausende seiner Landsleute und lasse sie nach Sibirien deportieren. Der Plan lief unter der Bezeichnung »The Dipping Cuban«. Helms würgte ihn ab.
    Am 2.März 1960 – zwei Wochen vor dem Plazet Eisenhowers für eine verdeckte Operation gegen Castro – wurde Vizepräsident Nixon von Allen Dulles über die bereits laufenden Aktionen instruiert. Er las aus einem siebenseitigen Papier vor, das von Bissell abgezeichnet worden war und den Titel trug: »Unsere Aktionen in Kuba«. Dulles benannte daraus Maßnahmen für einen Wirtschaftskrieg, Sabotageakte, politische Propagandamaßnahmen und einen Plan zum Einsatz einer »Droge, die, dem Essen Castros untergemischt, bei diesem zu derart unvernünftigen Verhaltensweisen führt, dass daraus bei einem öffentlichen Auftritt durchaus sehr abträgliche Konsequenzen für sein Ansehen entstehen könnten«. Nixon war Feuer und Flamme.
    Am 17.März 1960 um 14 Uhr 30 legten Dulles und Bissell im Weißen Haus Präsident Eisenhower und Vizepräsident Nixon ihre Pläne vor. Eine Landung auf der Insel war nicht vorgesehen. Stattdessen erklärten sie, Castro könne mit Hilfe eines Tricks gestürzt werden. Sie würden eine »zuverlässige, sympathische und einheitliche kubanische Opposition« unter Führung angeworbener Agenten auf die Beine stellen. Ein geheimer Radiosender sollte Propaganda nach Havanna ausstrahlen und so einen Aufstand auslösen. CIA-Beamte sollten im Trainingslager der US-Armee für den Dschungelkrieg in Panama sechzig Kubaner ausbilden, die heimlich auf die Insel gebracht werden sollten. Die CIA sollte dann für sie bestimmte Waffen und Munition abwerfen.
    Bissell versprach, dass Fidel Castro in sechs bis acht Monaten gestürzt sein werde. Der Zeitplan war entsetzlich eng, die

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