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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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über die UdSSR geht«. In der CIA gab es niemanden, der darüber hätte Auskunft geben können. Die Berichte über die Sowjets waren leeres Stroh.
    Abbot Smith, einer der klügsten Köpfe unter den CIA-Wissenschaftlern und später der Leiter des Büros für nationale Lageeinschätzungen, blickt Ende 1958 auf ein Jahrzehnt Arbeit zurück, wenn er schreibt: »Wir hatten uns ein Bild von der UdSSR zurechtgezimmert, und alle Ereignisse mussten so behandelt werden, dass sie in dieses Bild hineinpassten. Eine abscheulichere Sünde kann ein Nachrichtenmann eigentlich gar nicht begehen.«
    Am 16.Dezember wurde Präsident Eisenhower ein Bericht seines Beratergremiums in Sachen Geheimdienst vorgelegt, der die Empfehlung enthielt, die CIA einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen. Die Berater äußerten die Befürchtung, der Dienst sei »außer Stande, eine objektive Beurteilung der eigenen Geheimdienstnachrichten sowie der eigenen Operationen vorzunehmen«. Unter Leitung des früheren Verteidigungsministers Robert Lovett legte das Gremium dem Präsidenten nahe, Allen Dulles die Verantwortung für verdeckte Operationen zu entziehen.
    Dieser tat, was er immer getan hatte: Er wehrte alle Versuche ab, die CIA umzustrukturieren. Dem Präsidenten erklärte er, bei der CIA laufe überhaupt nichts schief. Gegenüber seinem Beraterstab äußerte er: »Unsere Probleme werden von Jahr zu Jahr größer.« Er versprach dem Präsidenten, dass mit Wisners Ersetzung Aufgaben und Organisationsstruktur der Geheimoperationen neu geordnet würden. Er habe den richtigen Mann für diese Arbeit.

16  »Er log nach allen Seiten«
    Am 1.Januar 1959 wurde Richard Bissell zum Leiter der Abteilung Geheimoperationen ernannt. Am gleichen Tag kam in Kuba Fidel Castro an die Macht. Ein im Jahr 2005 ans Licht gekommener Geheimbericht macht deutlich, wie die CIA diese Bedrohung aufgenommen hat.
    Fidel wurde genau unter die Lupe genommen, aber man wusste zunächst nicht, wie man ihn einschätzen sollte. Jim Noel etwa, der CIA-Büroleiter in Havanna, dessen Mitarbeiter nicht wenig Zeit damit zubrachten, ihre Berichte vom Havana Country Club aus abzusetzen, wagte die These: »Viele ernstzunehmende Beobachter sind der Meinung, dass das Regime innerhalb weniger Monate zusammenbrechen wird.« In der Zentrale gab es Stimmen, die meinten, Castro solle man Waffen und Geld zukommen lassen. Al Cox, der Leiter der paramilitärischen Abteilung, schlug vor, einen »Geheimkontakt mit Castro herzustellen« und ihm Waffen und Munition für die Etablierung einer demokratischen Regierung anzubieten. Seinen Vorgesetzten gegenüber sagte er, die CIA könne ja die Waffen auf einem Schiff mit kubanischer Besatzung transportieren. Allerdings sei »der sicherste Weg der, Castro das Geld zu geben, damit er sich selbst die Waffen kauft«. »Wahrscheinlich wäre eine Kombination aus Waffen und Geld überhaupt das Sinnvollste.« Cox war Alkoholiker, und sein Denkvermögen mag durchaus etwas umnebelt gewesen sein, aber nicht wenige seiner Kollegen dachten ganz ähnlich. »Mein Stab und ich, wir alle waren damals Fidelistas«, bekannte Robert Reynolds, der damalige Einsatzleiter für die Karibik, viele Jahre später.
    Während seines Besuchs in den USA in den Monaten April und Mai 1959 wurde der gerade siegreiche Castro in Washington von einem CIA-Beamten persönlich instruiert. Er beschrieb Fidel als »einen neuen intellektuellen Führer der demokratischen, gegen die Diktaturen gerichteten Kräfte in Lateinamerika«.
    »Unsere Handschrift sollte nicht erkennbar sein«
    Präsident Eisenhower packte die Wut, als er feststellte, dass die CIA Castro falsch eingeschätzt hatte.
    »Obwohl unsere Geheimdienstexperten einige Monate hindurch unschlüssig waren«, schrieb er in seinen Memoiren, »kamen sie doch durch den Lauf der Ereignisse allmählich zu der Erkenntnis, dass mit der Machtübernahme Castros der Kommunismus in die westliche Hemisphäre eingedrungen war.«
    Am 11.Dezember 1959 übermittelte Richard Bissell, nachdem auch er zu diesem Schluss gelangt war, CIA-Chef Allen Dulles ein Memorandum, in dem er schrieb, dass »Fidel Castros Eliminierung durchaus in Betracht gezogen werden muss«. Dulles nahm mit Bleistift eine entscheidende Korrektur an diesem Vorschlag vor. Er strich das Wort Eliminierung , ein Wort, dem mehr als nur ein Hauch von Mord anhaftete, und ersetzte es durch Entfernung aus Kuba . Dann gab er grünes Licht.
    Am 8.Januar 1960 erteilte er Bissell den Befehl, eine

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