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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Offiziersclubs von Clark Field. Durch diese Dokumente war er eindeutig als amerikanischer Offizier identifizierbar, der im Auftrag seiner Regierung Indonesien bombardierte. Er hätte auf der Stelle erschossen werden können. Aber er wurde lediglich unter Arrest gestellt.
    »Die Anklage lautete auf Mord, und so haben sie mich zum Tod verurteilt«, berichtete Al Pope später. »Sie sagten, ich sei kein Kriegsgefangener und hätte damit keinen Anspruch auf die Genfer Konvention.«
    In Langley traf die Nachricht, dass Pope im Kampf vermisst wurde, noch am Sonntagabend ein. Allen Dulles beriet sich mit seinem Bruder, was zu tun sei. Sie kamen beide zu dem Schluss, dass sie diesen Krieg verloren hatten.
    Dulles schickte seinen Agenten in Indonesien, den Philippinen, Taiwan und Singapur am 19.Mai ein Blitztelegramm folgenden Inhalts: Löst eure Einsatzverbände auf, kappt die Geldströme, stellt den Waffennachschub ein, verbrennt die Beweise und zieht euch zurück. Das Protokoll dieser morgendlichen Sitzung in der Zentrale gibt Einblick in die maßlose Wut des CIA-Chefs angesichts dieses »elenden Schlamassels«.
    Für die Vereinigten Staaten war es höchste Zeit, die Seiten zu wechseln. So rasch es nur irgend möglich war, schlug die amerikanische Außenpolitik einen anderen Kurs ein. Dieser Wechsel kam unmittelbar in den Berichten der CIA zum Ausdruck. Am 21.Mai teilte der Geheimdienst dem Weißen Haus mit, dass die indonesische Armee gegen den Kommunismus vorgehe und dass Sukarno in Wort und Tat eine amerikafreundliche Politik betreibe. Ab sofort waren es die früheren Freunde der CIA, die die Interessen der USA bedrohten.
    »Die Operation war natürlich ein kompletter Fehlschlag«, meinte auch Richard Bissell. Und solange Sukarno sich an der Macht hielt, ließ er kaum eine Gelegenheit aus, auf diese Blamage hinzuweisen. Er wusste, dass die CIA seine Regierung hatte stürzen wollen, seine Armee wusste es, und auch das politische Establishment Indonesiens wusste es. Am Ende lief es darauf hinaus, dass die indonesischen Kommunisten gestärkt wurden, deren Einfluss und Macht in den folgenden sieben Jahren beständig wuchs.
    » Gesagt haben sie zwar, dass Indonesien ein Schlag ins Wasser gewesen sei«, erinnert sich Al Pope mit Bitterkeit. »Wir aber haben die Scheiße aus ihnen herausgeprügelt. Wir haben Tausende von Kommunisten umgelegt, von denen die Hälfte womöglich nicht einmal wusste, was Kommunismus bedeutete.«
    Der einzige damalige Hinweis auf Popes Dienstzeit in Indonesien besteht in einer Zeile, die sich unter dem 21.Mai 1958 im CIA-Bericht an das Weiße Haus findet. Es ist eine Lüge und lautet vollständig: »B-26 der regimegegnerischen Kräfte bei Angriff auf Ambon am 18.Mai abgeschossen.«
    »Unsere Probleme werden von Jahr zu Jahr größer«
    Indonesien war Frank Wisners letzte Aktion als Leiter der Abteilung Geheimoperationen. Im Juni 1958 kam er, bereits am Rande geistiger Verwirrung, aus Fernost zurück; als der Sommer vorbei war, hatte der Wahnsinn ihn ereilt. Die Diagnose lautete auf »psychotische Manie«. Die Symptome der Krankheit waren schon Jahre zuvor sichtbar gewesen – das Bestreben, die Welt mit der Kraft des Willens zu verändern, die hochfliegenden Reden, die Selbstmordkommandos. Kein Psychiater konnte helfen, und auch die neuen, noch primitiven Pharmazeutika schlugen nicht an. Als Therapie blieben Elektroschocks. Sechs Monate lang wurde sein Kopf in einen Schraubstock eingespannt, und man jagte einen Strom hindurch, der ausgereicht hätte, eine 100-Watt-Birne leuchten zu lassen. Als er das hinter sich hatte, war er weniger brillant und auch nicht mehr so beherzt. Er ging nach London und wurde Leiter des dortigen CIA-Büros.
    Nachdem die Operation Indonesien fehlgeschlagen war, tigerte Dulles durch eine Reihe von Sitzungen des Nationalen Sicherheitsrates und erging sich in vagen und dunklen Warnungen über eine Bedrohung aus Moskau. Der Präsident begann laut darüber nachzudenken, ob die CIA eigentlich wisse, was sie tue. Einmal soll er ganz erstaunt gefragt haben: »Allen, wollen Sie mir Angst machen, damit ich einen Krieg vom Zaun breche?«
    In der Zentrale rief Dulles seine ranghöchsten Mitarbeiter zusammen und fragte sie, an wen er sich wenden müsse, wenn er Informationen über die Sowjetunion haben wolle. Auf einer Sitzung seiner Stellvertreter am 23.Juni 1958 erklärte er, er sei in Verlegenheit, »welche Abteilung der CIA er ansprechen müsse, wenn es um bestimmte Informationen

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