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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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Ich will hoffen, daß ihr wegen dieser Sache nicht auf irgendwas spekuliert!« schloß sie, indem sie Rosa und Marchino anblickte.
    »Wir wollen auf nichts spekulieren!« antwortete Rosa gekränkt.
    »Gut. Sehen Sie zu, daß Sie alles schwarz auf weiß haben«, sagte die Frau des dünnen Neffen zum Notar: »Hier kommt man nur mit Bleigewichten an den Beinen voran. Und jetzt sehen wir zu, daß wir die Sache mit den Gütern klären.«
    Der Notar rekapitulierte:
    »Die Aufteilung erscheint mir außerordentlich einfach. Die zwei Güter haben die gleiche Fläche, der Boden gehört zur selben Kategorie, die Gebäude wurden genau gleich und im selben Jahr gebaut, der Kapitalwert ist derselbe. Ein Gut ist soviel wert wie das andere.«
    Die Brüder sahen sich an und zuckten die Achseln.
    »Dann lösen wir eben«, schlug der Dicke vor und zog eine Münze aus der Tasche: »Bei Kopf nehme ich das Gut >Colombaia<, bei Zahl das Gut >Canaletto<.«
    Die Münze wurde an den Notar weitergereicht, der sie in die Luft warf.
    »Kopf«, verkündete der Notar: »Das Gut>Colombaia    Die Frau des Dünnen sprang wütend hoch:
    »Ach ja! Mit den blockierten Verträgen nehmen wir uns>Canaletto<, wo der Pächter ein widerlicher und großspuriger Störenfried ist!«
    »Übertreiben wir nicht!« entgegnete die Frau des Dicken: »Das eine ist soviel wert wie das andere!«
    Die Frau des Dünnen rebellierte:
    »Ich kenne die Menschen gut! Du wirst mich nicht für dumm verkaufen! Das ist ein widerlicher Mensch!… Sagen Sie es, Herr Bürgermeister, Sie kennen doch alle sehr gut!«
    Es war, als hätte man ihn zur Hochzeit geladen:
    »Die Frau hat recht!« behauptete Peppone: »Der Pächter des>CanalettoColombaia    »Und ein Kommunist!« fügte Don Camillo hinzu: »Ein Kommunist, so rot, daß er schon schwarz ist.«
    Die Brüder griffen ein: Man solle die Politik nicht ins Spiel bringen.
    »Und übrigens ist das, was geschehen ist, geschehen«, schloß der Dicke: »Das Los hat mir das Gut>Colombaia    »Wenn dein Bruder kein Schwachkopf wäre, dann behieltest du es sicher nicht!« schrie die Frau des Dünnen: »Ihr nützt es aus, daß mein Mann ein Schwächling ist!«
    Das Klima hatte sich weiter erhitzt, und der Notar war zwanzig Minuten lang beschäftigt, die Ruhe wiederherzustellen. Das entscheidende Argument dabei brachte allerdings Don Camillo vor, der – wie übrigens auch Peppone – nicht im geringsten daran dachte, wegzugehen, so sehr faszinierte ihn das Schauspiel.
    »Gnädige Frau«, sagte Don Camillo, »machen Sie sich keine Sorgen: Wenn Ihr Pächter sich nicht so verhält, wie er es soll, dann verpflichte ich mich, ihn höchstpersönlich zur Vernunft zu bringen.«
    »Und ich übernehme die Verantwortung für den>Colombaia<- Pächter«, erklärte Peppone, »Sie verhalten sich uns gegenüber nett hinsichtlich des Kinder- und des Altenheims, und wir revanchieren uns ebenso nett.«
    Sobald sie vom Kindergarten und vom Altersheim reden hörten, fanden die Erben ihre Ruhe wieder. Aber es handelte sich um eine scheinbare Ruhe, denn jetzt mußte man die Sachen des Palazzetto in zwei vollkommen gleiche Hälften aufteilen. Jedes einzelne Stück wurde registriert, von den Gabeln bis zu den Handtüchern, und zuallererst wurde alles strengstens überprüft. Hernach ging man daran, die Wäsche aufzuteilen, und das war einigermaßen einfach. Das galt auch für die Küchengeräte und das Geschirr: so viele Teller für dich, so viele Gläser für mich. So viele Gabeln für dich, so viele Gabeln für mich, und so fort.
    Selbstverständlich wurden dabei die Sprünge beachtet, die Schnittfähigkeit der Messer, das Gewicht der kupfernen Töpfe und Pfannen. Und Leintücher, Bezüge, Handtücher und so weiter wurden gegen das Licht gehalten und inspiziert, damit sie dann als »neu«, »halbneu«, »alt, aber gut«, »abgenutzt«, »gestopft« und ähnlich eingestuft werden konnten. Stühle und Lehnsessel konnte man auch relativ leicht verteilen, schwieriger war es dagegen mit dem Eßzimmer, so daß ein Tischler gerufen wurde, um die einzelnen Stücke zu schätzen und um festzustellen, mit welchen Gegenständen Ungleichheiten ausgeglichen werden konnten.
    Angenehm ging die Aufteilung des Schlafzimmers vor sich: zwei Kommoden, zwei zusammengestellte Betten, zwei Schränke, zwei Nachtkästchen, zwei kleine

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