Ciao, Don Camillo
Teilen an Rosa Tobini und Marchino Barrocci, als Belohnung für ihre Treue und liebevolle Zuwendung an mich. Ich erkenne keinerlei Rechte etwaigen>Verwandten Einen Augenblick redete niemand, dann rüttelte sich die Frau des Dünnen auf und schrie:
»Wir sehen uns vor Gericht wieder!«
Auch die Frau des Dicken und die beiden Erben sagten drohend, daß man vor Gericht weiterreden würde.
»In Ordnung«, erwiderte Peppone: »Aber jetzt, haut ab!«
Sie hauten sofort ab, weil man es Peppones Augen ansah, daß sie, wenn sie nicht auf der Stelle zur Tür hinausgingen, den Raum bald darauf durch das Fenster verlassen würden. Und der Notar folgte ihnen. Aber Don Camillo hielt die ganze Bande vor der Tür an: »Sie, Herr Notar, schreiben bitte, bevor Sie weggehen, die Bestätigung der Testamentsauffindung. Der Tischler und die hier anwesenden Herrschaften unterschreiben als Zeugen.«
»Wir unterschreiben nichts«, schrie die Frau des Dünnen.
Aber sie unterschrieben. Nicht gerade begeistert, aber sie unterschrieben. Nachdem alle unterschrieben hatten, gab Don Camillo Peppone ein Zeichen, daß er den Weg freimachen sollte, doch bevor die ehemaligen Erben sich entfernten, zog er die Tomatenmarkdose aus der Tasche und gab sie der Frau des Dünnen zurück:
»Ein Geschenk der Kinder aus dem Kinderheim.«
Peppone hatte noch den ominösen Trichter in der Hand. Er gab ihn der Frau des Dicken wieder:
»Ein Geschenk der Alten aus dem Altersheim.«
Rosa und Marchino standen noch mit offenem Mund herum, so sehr waren sie verwirrt.
>»Der Palazzetto mit dem ganzen Inventar und mit dem Grundstück, dem Garten, Obst und Gemüse zu gleichen Teilen an Rosa Tobini und Marchino Barocci.<«, sagte Don Camillo laut, und so gelang es ihm, die beiden armen Leute von den Wolken herunterzuholen.
Peppone brüllte:
»Wir sind die Testamentsvollstrecker, und wir müssen den ganzen Kram verteilen! Jetzt müssen wir alles, was hier drinnen ist, aufteilen!«
»Noch mehr aufgeteilt kann es wohl nicht mehr sein!« entgegnete Don Camillo: »Sie haben sogar die Kommode entzweigeschnitten.«
Peppone betrachtete Rosa und Marchino, dann betrachtete er die beiden Teile der Kommode und schloß dann:
»Meiner Meinung nach könnte man sie kleben… Ich würde gern behilflich sein.«
»Ich auch«, stellte Don Camillo fest.
Rosa und Marchino klebten die Kommode zwei Monate später, eben mit Hilfe des Bürgermeisters und des Pfarrers.
»Glückwünsche und kleine männliche Kommödchen«, sagte Don Camillo bei dieser Gelegenheit.
Die Musikkapelle
Der Marchese hatte immer schon den Tick mit der Musik gehabt, und so kam ihm, temporibus illis, zu jener Zeit, die Idee zu einer Musikkapelle. Damals war der Marchese keine dreißig Jahre alt, aber er hatte sich schon seit zehn Jahren dort im Palazzone aufgepflanzt, also seitdem der Alte gestorben war und ihm schier endlose Güter vererbte. Der junge Mann, der in der Stadt studiert hatte, ließ vom Studium und vom schönen Leben ab, um sein Land zu überwachen.
Er ließ von allem ab, mit Ausnahme der Klarinette und der Leidenschaft für die Musik. Und so kam ein berühmter Lehrer zwei- bis dreimal in der Woche aus der Stadt, um ihm Stunden zu geben. Eine Sache, die ihm viel Spott einbrachte, doch es war der einzige Luxus, den sich der Marchese gönnte.
Sechs oder sieben Jahre pendelte der Maestro zwischen der Stadt und dem Palazzone hin und her, dann sagte er eines Tages zum Marchese: »Ich kann Ihnen nichts mehr beibringen. Es bleibt Ihnen nichts anderes, als sich einen besseren Lehrer zu suchen.«
»Um den Landwirt zu spielen, genügt mir das«, antwortete der Marchese. Doch er bemerkte sehr bald, daß es ihm nicht genügte. Denn die Klarinette ist zwar ein wunderschönes Instrument, aber in einer Klarinette steckt nun mal nur das drin, was drinnen ist. Aus dem Bauch eines Klaviers fischt man alles, und wenn man es versteht, kommen – drückt man die Tasten eines Klaviers – ganze Opern heraus mit Tenor, Sopran, Baß, Chor und Bühnenbild. Aber jemand, der Klarinette spielt, fühlt sich wie ein Maler, auf dessen Palette es nur das Rot gibt.
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