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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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sehr enge Kurve, wollte man nicht im Graben landen, im Schneckentempo und mit der Kupplung fahren. Und es geschah gerade in der Kurve: Die rechte Wagentür ging auf, und jemand huschte in die Kabine. Peppone hielt das Auto an und drehte sich um, damit er den Unbekannten packen und zermalmen konnte. Aber er spürte nichts oder fast nichts in seinen Händen, und als er den Griff lockerte, fragte er:
    »Von wo kommste denn du her, du Tölpel?«
    Der Unbekannte antwortete nicht.
    »Und nun? Was willst du?«
    »Könnten Sie mich bitte nach Hause bringen?« fragte eine zögernde Kinderstimme.
    Peppone zuckte die Achseln:
    »Wo wohnst du?«
    »In der Bovara.«
    »Dort fahr ich nicht vorbei«, erklärte Peppone.
    »Das ist nicht wahr, mein Herr.«
    Von einer so freundlichen zarten Stimme mit »Herr« angeredet zu werden brachte Peppone in Verlegenheit.
    »Warum sagst du, daß es nicht wahr ist?« fragte er.
    »Weil Sie gerade die Tomaten des Herrn Filotti zur Fabrik bringen, und die Fabrik ist in der Bovara.«
    Peppone schaltete das Lämpchen am Armaturenbrett ein und sah dem kleinen Jungen ins Gesicht.
    »Wie heißt du?« fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Paolo Cometti.«
    Peppone löschte das Lämpchen.
    »Wer hat dich hierher geschickt?« fragte er mit dumpfer Stimme.
    »Niemand, Herr! Ich schwöre es. Ich bin weggelaufen, ohne daß jemand davon erfahren hat. Gestern abend war ich noch wach, als Papa mit Mama sprach, und ich habe alles gehört.«
    »Das sind Dinge, die dich nichts angehen«, schrie Peppone grob:
    »Ich weiß von nichts. Ich weiß nur, daß ich nicht bei der Bovara vorbeikomme.«
    In diesem Moment erschien der Schmächtige, der sich energisch der Tür des Lastwagens näherte.
    »Chef, was ist los mit dir?«
    »Schmächtiger, nimm dieses Kind und bring es in die Bovara. Dann kommst du mir nach.«
    Der Junge rührte sich nicht.
    »Beeil dich!« sagte Peppone zu ihm: »Ich habe keine Zeit zu verlieren.«
    Der Junge blieb weiterhin reglos stehen. Da riß Peppone die Tür auf, hob den Jungen hoch und reichte ihn dem Schmächtigen weiter. Aber der Schmächtige war nicht schnell genug, um ihn zu packen, und der Junge entschlüpfte ihm und lief eilig fort.
    »Geh zur Hölle!« schrie Peppone, »du und deine ganze Sippe!«
    Der Schmächtige übernahm wieder seinen Kundschafterdienst, und Peppone setzte den Motor des Dodge aufs neue in Gang und fuhr weiter.
    Nach dreihundert Metern holte er den Jungen ein, der sich flink am Straßenrand fortbewegte. »Flink« ist untertrieben, denn so sehr sich Peppone auch anstrengte, er konnte ihn nicht überholen und blieb stets hinter ihm. Diese Geschichte ging fünfhundert Meter lang so weiter. Und das Phänomen wurde noch einzigartiger, als der Junge stehenblieb. Denn da blieb nämlich auch der Dodge stehen. Peppone verlor die Geduld. Er sprang aus der Fahrerkabine, trat dem Jungen entgegen und brüllte:
    »Wenn ich dein Vater wäre, dann würde ich dich ohrfeigen!«
    »Warum?« fragte der Junge schüchtern.
    Peppone war auf eine solche Frage nicht gefaßt und fand keine passende Antwort.
    »Warum bist du nicht aufs Motorrad gestiegen?« brummte Peppone, um sich aus der Affäre zu ziehen.
    »Ich hab das Fahrrad mit«, erklärte der Junge: »Ich hab es hier hinter dem Gebüsch gelassen.«
    Der Junge ging über die kleine Brücke eines Feldwegs und erschien bald wieder mit einem Fahrrad an der Hand.
    »Gute Nacht«, sagte der Junge, stieg in den Sattel und begann zu treten. Peppone stieg wieder ein und setzte den Dodge in Gang.
    Was diesem verdammten Dodge nun im Magen lag, konnte er nicht begreifen: Tatsache war jedenfalls, daß er fast fünf Kilometer benötigte, um den Jungen einzuholen, und er hatte nicht einmal die Genugtuung, ihn zu überholen; er war gerade dabei, den Jungen zu erreichen, als dieser wegflitzte und in einem Seitenweg verschwand.
    Und da Peppone bemerkte, daß er sich gerade vor dem Platz mit der Waage der Bovara-Fabrik befand, bremste er den Dodge, stieg aus und begann zu brüllen wie ein Besessener, daß er keine Zeit zu verlieren hätte und daß sie sich beeilen sollten, dieses Krebsgeschwür von Tomaten abzuwiegen und ihnen die Tomaten dort im Hof auftischen. Sie kamen zu zehnt, um die Ladung abzuwiegen und die Kisten auszuladen. Als sie die Empfangsbestätigung hinreichten, schüttelte Peppone nur den Kopf:
    »Gebt es doch dem Filotti, ich habe keine Gelegenheit mehr, bei ihm vorbeizuschauen.«
    Während Peppone sich anschickte, in den

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