Lehnstühle, zwei Bettvorleger, zwei Nachttöpfe, zwei Fenstervorhänge, zwei Heiligenbilder im selben Format und mit den gleichen Rahmen.
Die Inventur des Kellers erwies sich besonders für Don Camillo und Peppone angenehm, die sich inzwischen, gemeinsam mit dem Tischler, der Brigade als technische Berater hinzugesellt hatten. Denn tatsächlich war es nötig, viele Kostproben der verschiedenen Weine in Flaschen, in großen Korbflaschen und in Fässern zu machen, um zwei völlig gleichwertige Stapel bilden zu können. Daraufhin ging man in die Speisekammer, und dort funktionierte die Waage ausgezeichnet, um Speck, Schmalz, Öl, in Essig Eingelegtes, Schweins- und andere Würste zu verteilen. Eine Salami, die kein Pendant hatte, wurde in zwei gleiche Teile geschnitten. Eine Dose Tomatenmark, die sich als nicht teilbar erwies, wurde freigiebig Don Camillo »für die Kinder des Kindergartens« geschenkt. Peppone erhielt hingegen als großzügiges Geschenk einen Trichter »für die Alten im Altersheim«.
Und sieh da, jetzt war die ominöse Kommode an der Reihe:
Neben dem Schlafzimmer der seligen Frau Noemi befand sich ein kleiner Raum mit einem Kamin, zwei Lehnsesseln (einem für die Besitzerin und einem für den eventuellen Besucher) und mit einer alten Kommode. Ein altes Möbelstück aus Eichenholz, länglich und verhältnismäßig niedrig, mit nur zwei großen Schubladen: ein stilvolles Objekt. Das einzige wirklich stilvolle Objekt, das es im Palazzetto gab.
Nachdem die (leichte) Verteilung der Lehnsessel und des Kleinkrams aus den Schubladen der Kommode erledigt worden war, wurde die Kommode selbst in Augenschein genommen.
»Dieses Stück nehme ich gerne mit«, stellte die Frau des Dicken fest: »Es scheint wie eigens gemacht für mein Vorzimmer.«
»Das Schlimme ist, daß es auch wie eigens gemacht für meinen Salon scheint«, entgegnete die Frau des Dünnen.
»Wer den Löwenanteil gekriegt hat, der hätte jetzt die Pflicht, sich zurückzuziehen«, behauptete die Frau des Dicken.
»Es sollte sich eher zurückziehen, wer die Rolle der Löwin gespielt hat!« antwortete die andere.
Der Tischler griff ein:
»Da gibt es nur eine Möglichkeit«, sagte er: »Man verkaufe es und teile den Erlös.«
Das zogen sie aber nicht einmal in Betracht: Jede der beiden Frauen wollte die Kommode, und jeder der beiden Männer wollte natürlich, was seine Frau wollte. Das Klima erhitzte sich, bis es glühend heiß wurde. Es fielen grobe Worte und schwere Beleidigungen, und die Angelegenheit drohte, sich in ein wildes Handgemenge zu verwandeln.
Doch zum Glück fand die Frau des Dünnen die ideale Lösung:
»Also gut«, schrie sie, »wenn man sie aufteilen muß, dann soll man sie aufteilen… Tischler, sägen Sie sie in zwei gleiche Teile!«
»Gewiß!« schrie die Frau des Dicken: »Sägt sie in der Mitte durch!«
Der Tischler sah sich um, damit er erkennen konnte, ob sie scherzten. Dann, als er bemerkte, daß es ihnen ernst war, zog er die beiden Laden heraus, zeichnete mit Präzision die Mitte der Kommode an, packte die Säge und teilte sie höflichst in zwei Stücke. Dann sägte er die beiden Schubladen durch. Wie er die zweite Lade geteilt hatte, entdeckte der Tischler etwas Merkwürdiges: Die Lade hatte einen doppelten Boden. Der Tischler zeigte es den Umstehenden und schüttelte dabei die beiden Überreste der Schublade, um nachzusehen, ob sich etwas im doppelten Boden befand. Ein großer, mit Wachs versiegelter Umschlag fiel heraus. Der Notar hob ihn auf und las die Adresse: »An den sehr hochwürdigen Herrn Pfarrer Don Camillo und an den sehr geehrten Herrn Bürgermeister Giuseppe Bottazzi.« Der Notar zuckte die Achseln:
»Da die Adressaten hier sind, bleibt mir nichts anderes zu tun, als den Brief zu übergeben.«
»Öffnen Sie ihn und lesen Sie ihn laut vor«, sagte Don Camillo zum Notar. Der Notar öffnete den Umschlag, entnahm ihm einen handgeschriebenen Zettel und las:
»Ich, die Unterfertigte Noemi und so weiter, Witwe und so weiter, im Alter von 93 Jahren und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, lege aufgrund einer mündlich den Betroffenen gegenüber geäußerten Verpflichtung aus eigenem Willen und ohne jegliche Beeinflussung durch irgend jemanden fest, daß nach meinem Tod meine Besitztümer wie folgt zugeteilt werden: A – das Gut>Colombaia
Canaletto
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