Ciao, Don Camillo
Aber ich habe damit nichts zu tun: Ich bin ein Angestellter der>Libelle<.«
Don Camillo betrachtete ihn mit noch geringerer Sympathie:
»Ich verstehe: Versicherung!« brummte er.
Der junge Mann schüttelte wieder den Kopf:
»Nein, Hochwürden, Sie verwechseln uns mit einer anderen Organisation, die>Libelle Das bedeutete, daß es dem jungen Mann gelungen war, blitzartig die Ledertasche zu öffnen und Don Camillo einen dicken Katalog mit einladenden Fotos in die Hände zu legen.
»Motorräder, Fahrräder, Fotoapparate, Radio- und Fernsehgeräte, Schreibmaschinen, Kühlschränke«, erklärte der junge Mann. »Die >Libelle Don Camillo versuchte, dem jungen Mann den Katalog zurückzugeben, doch dieser versicherte ihm:
»Machen Sie sich keine Sorgen, Hochwürden. Ich bin nicht hier, um zu verkaufen. Ich möchte nur, daß Sie sich von der Vielfalt unseres Sortiments überzeugen. So werden Sie sich morgen zweifellos, wenn Sie irgend etwas benötigen, an unsere Organisation wenden. Zum Beispiel: Da es unvermeidlich sein wird, daß Sie zu gegebener Zeit einen guten Fernsehapparat erstehen, erlaube ich mir, Ihnen zu raten, einen Blick auf unsere große Auswahl an Fernsehgeräten zu werfen… «
Der freundlich lächelnde junge Mann mußte der als Angestellter der »Libelle« verkleidete Teufel gewesen sein, denn wie hätte er sonst wissen können, daß Don Camillo schon lange vor Sehnsucht starb, einen Fernsehapparat zu besitzen? Doch andererseits war die Sache nicht weiter schlimm. Die Tatsache nämlich, daß man sich Fotos von Fernsehgeräten ansah, bedeutete nicht, daß man sich verpflichtete, einen Fernsehapparat zu kaufen. Das erklärte auch der junge Mann:
»Hochwürden, Sie haben hier ein wirklich außergewöhnliches Sortiment vor sich, weil es alle Typen einschließt, vom preiswertesten bis zum luxuriösesten, und die besten Marken, die im Handel sind. Wie Sie sehen, sind das alles Listenpreise, und die Zahlungsbedingungen sind außerordentlich bequem: eine Kleinigkeit sofort und dann ein bißchen pro Monat. Unsere Handelskette heißt deswegen>Libelle<, um einen Eindruck von der Leichtigkeit der fast nicht vorhandenen Last zu geben, die der Kunde auf sich nimmt, wenn er mit uns einen Vertrag abschließt. Angenommen und nicht zugegeben, daß der Kunde bei uns Schulden macht, so handelt es sich um Schulden, die sich praktisch von selber zahlen.«
Don Camillo hatte angesichts der Abbildungen von Fernsehgeräten zwar die »Ceratom«-Kerzen vergessen, doch er war nicht so sehr erregt, daß er die verzweifelte Situation seiner persönlichen Finanzen vergaß. Und so gab er, nachdem er sich die Fernsehapparate noch einmal angesehen hatte, dem jungen Mann den Katalog wieder zurück.
»Ich werde das Angebot im Auge behalten«, sagte er abschließend.
»Ich danke Ihnen«, antwortete der junge Mann lächelnd und legte den Katalog in die Tasche zurück. »Ich möchte Sie nur ersuchen, sich keine Sorgen wegen dem Geld zu machen. An dem Tag, an dem Sie sich entschließen, das Gerät zu kaufen, verständigen Sie mich: Ich selbst werde kommen, um die Anzahlung einzuholen und den Vertrag für die Ratenzahlung aufzusetzen. Freilich, wenn Sie jetzt den Wunsch hätten, einen Fernsehapparat zu kaufen, und fünftausend Lire zur Verfügung hätten, dann wäre alles viel einfacher.«
Offensichtlich mußte der freundlich lächelnde junge Mann tatsächlich der als Angestellter der »Libelle« verkleidete Satan gewesen sein. Wie hätte er sonst wissen können, daß Don Camillo außer dem wilden Wunsch nach einem Fernsehgerät auch noch in seiner Geldtasche ganz genau fünftausend Lire zur freien Verfügung hatte?
Als der junge Mann das Pfarrhaus verließ, trug er in der gelben Ledertasche die fünftausend Lire Don Camillos, einen unterschriebenen Vertrag und eine gewisse Anzahl von Wechseln mit Don Camillos Unterschrift. Selbstverständlich war die Sache mit den Wechseln ganz einfach nur eine Formalität, Don Camillo sollte sich darum keine Sorgen machen. Und Don Camillo machte sich keine Sorgen. Für eine Weile fuhr er fort, mit Sympathie an den freundlichen jungen Mann zu denken, denn der Fernsehapparat war wirklich ein ausgezeichnetes Gerät und
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