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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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berührte seinen Arm.
    »Peppone«, flüsterte Don Camillo, »bist du ein Ehrenmann oder der letzte der Feiglinge?«
    »Ich bin ein Ehrenmann«, antwortete Peppone.
    Don Camillo gab ihm ein Zeichen, daß er sich bücken sollte, und sagte ihm etwas ins Ohr.
    Er mußte ihm schreckliche Dinge gesagt haben, denn Peppone erhob sich ruckartig und rief aus:
    »Aber Hochwürden! Das ist strafbar!«
    Don Camillo sah ihm in die Augen.
    »Auch du also«, keuchte er, »auch du verrätst mich?«
    »Ich verrate niemanden«, erwiderte Peppone, »bittet Ihr mich darum, oder ordnet Ihr es mir an?«
    »Ich befehle es dir!« keuchte Don Camillo.
    »Euer Wille geschehe«, flüsterte Peppone und ging hinaus.
    Peppones Motorrad konnte höchstens hundertzehn fahren, doch an jenem Tag fuhr es hundertdreißig. Die Rückfahrt war kein Rennen, sie war ein Flug. Um drei Uhr am Nachmittag war Peppone wieder vor dem Krankenhaus. Er hatte sich vom Schmächtigen begleiten lassen, und als sie ihn in der Portiersloge aufhalten wollten, erklärte er:
    »Es ist eine schwerwiegende Angelegenheit, eine Erbschaftsangelegenheit. Ich habe auch einen Notar mitgebracht.«
    Es gelang ihm, hineinzukommen, und kaum war er vor der Tür zu Don Camillos Zimmer, befahl er dem Schmächtigen: »Du bleibst hier stehen und läßt niemanden herein; sag, daß er beichtet.«
    Don Camillo schlief, aber sein Schlaf war sehr leicht, und so sperrte er sogleich die Augen auf.
    »Nun?« keuchte er.
    »Alles, wie Ihr es gewollt habt«, antwortete Peppone. »Aber es ist strafbar.«
    »Du hast also Angst?« meinte Don Camillo.
    »Nein.«
    Peppone holte unter der Jacke ein Päckchen hervor und öffnete es. Er legte jedes Stück auf das Nachtkästchen, zog Don Camillo hoch und richtete ihm die Kissen hinter seinem Rücken. Dann breitete er auf dem Schoß des Kranken ein Tischtuch aus und legte die Sachen darauf: ein Stück frisches Brot und einen Teller feingeschnittener Schweinswurst. Und Don Camillo fing an, Brot und Wurst zu essen. Dann entkorkte Peppone die Lambruscoflasche, und der Kranke trank den Wein. Er aß und trank langsam, nicht aus Genußsucht, sondern um besser den Geschmack seiner Heimaterde zu spüren. Jeder Bissen und jeder Schluck brachte eine Welle voll stechender Sehnsucht an ihn heran: seine Felder, seine Weinreben, seinen Fluß, seinen Nebel, seinen Himmel. Das Muhen der Tiere im Stall, das ferne Geklapper der pflügenden Traktoren, das Heulen der Dreschmaschinen. Das alles schien ihm weit weg, als ob es zu einer anderen Welt gehörte, denn es waren der falsche Geschmack der Breie und Cremes und das Gift der Medizinen, die ihn den Kontakt zu seiner Erde verlieren ließen.
    Er aß und trank langsam. Als er fertig war, sagte er zu Peppone: »Einen Zigarillo!«
    Peppone schwitzte vor Angst und glotzte Don Camillo so an, als ob er vor ihm von einem Moment zum anderen zur Salzsäule erstarren müßte.
    »Nein!« antwortete er, »die Zigarre nicht!«
    Dann mußte er nachgeben, aber nach zwei oder drei Zügen ließ Don Camillo den Zigarillo zu Boden fallen und versank in Schlaf.
    Drei Tage später verließ Don Camillo das Krankenhaus, kehrte jedoch erst zwei Monate später wieder ins Dorf zurück, denn er wollte, daß sie ihn erst dann sehen sollten, wenn er völlig wiederhergestellt war. Ful bereitete ihm einen überwältigenden Empfang und drehte sich hin und her, damit Don Camillo feststellen konnte, daß inzwischen auch seine hintere Hälfte in Ordnung war.
    Peppone, der fast zufällig am Pfarrhaus vorbeiging und sich durch Fuls Höllenlärm angelockt – näherte, machte Don Camillo darauf aufmerksam, daß der Hund nicht einmal mehr ein Fleckchen Rot an sich hätte.
    »Ja«, antwortete Don Camillo, »er ist in Ordnung. Jetzt gilt es, den anderen Hunden, die durch das Dorf streifen, das Rot wegzuwaschen.«
    »Ihr seid wieder völlig gesund«, brummte Peppone, »vielleicht sogar zu gesund.«

Die ökonomische Situation der Bassa
    Der junge Mann stellte sich freundlich lächelnd im Pfarrhaus vor, mit einer wunderschönen Ledertasche unterm Arm, und er erklärte sogleich, daß er ganz einfach nur den berühmtesten Priester der Bassa persönlich kennenlernen wollte.
    Don Camillo hatte im Treppenverschlag noch hundertfünfzehn Schachteln »Ceratom«-Kerzen und ließ sich nicht einlullen:
    »Danke für die Aufmerksamkeit, aber ich benötige nichts.«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf:
    »Hochwürden, Sie verwechseln mich mit einem der üblichen reisenden Vertreter.

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