Ciao, Don Camillo
weiß ich nicht«, rief Peppone, »eines weiß ich aber gewiß: Wenn Ihr die Frechheit besitzt, über die Sache mit meinem Wechsel blöde Witze zu reißen, dann schraub ich Euch den Kopf ab!«
Don Camillo glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
»Was hat dein Wechsel damit zu tun?« fragte er.
Peppone zog ein zusammengeknittertes Heft aus der Tasche, das er unwirsch Don Camillo hinreichte:
»Er hat damit zu tun«, fauchte er, »denn, falls Ihr es noch nicht gesehen habt oder man es Euch nicht schon gesagt hat, so werdet Ihr es sehen, oder man wird es Euch sagen. Hier unter den Protest-Wechseln gibt es auch einen auf den Namen des Unterfertigten Giuseppe Bottazzi.«
Unter den Protest-Wechseln des Buchstaben »B« stand auch jener Wechsel über zwanzigtausend Lire, der auf Peppones Namen ausgestellt war. Don Camillo hatte das nicht bemerken können, weil er, als er die Liste überflog, sich nur darum gekümmert hatte, ob sein Name dort stand oder nicht.
»Und du hast nichts anderes Interessantes drauf gefunden?« fragte Don Camillo und zeigte ihm die Verlautbarung.
»Mich interessieren nur meine Angelegenheiten«, antwortete Peppone.
»Ich habe bloß nachgeschaut, ob auch ich drauf bin. Und ich bin drauf.« Don Camillo legte ihm das geöffnete Schuldenbulletin hin und zeigte auf einen Namen. Peppone las die Zeile, auf die er hingewiesen wurde, las sie nochmals und sah dann Don Camillo in die Augen.
»Nein!«
»Doch«, rief Don Camillo. »Auch ich steh da drauf. Zum Teufel mit der>Libelle Peppone fuhr hoch:
>»Libelle… Ein sympathischer junger Mann mit einer gelben Tasche?«
»Ja.«
»Einen Kühlschrank auch Ihr?«
»Nein, ein Fernsehgerät.«
Peppone wetterte gegen das Ratensystem an sich: Es wäre schlimmer als die Atombombe. Gib eine Lächerlichkeit gleich, eine weitere jeden Monat, die Schulden zahlen sich von selber, und so weiter und so fort. Wenn du das Geld für die Raten nicht hast, merkst du, daß du die Schulden bezahlen mußt und leider nicht daran gedacht hast, daß Schulden von zweihunderttausend Lire, auch wenn man sie in viele Raten aufteilt, eben Schulden von zweihunderttausend Lire bleiben.
Dann beruhigte er sich:
»Letzten Endes besteht, da der Kühlschrank gut geht und das alles keine politischen Konsequenzen haben wird, weil auch Ihr in der Tinte sitzt, wirklich kein Grund, sich zu ärgern. Meint Ihr nicht auch, Hochwürden?«
»Genau das sage ich auch«, antwortete Don Camillo.
Dann erinnerte er sich an etwas und wurde totenbleich.
»Die dritte Liste!« schrie er.
Die dritte Liste war von den Rechten zusammengestellt worden. Diese Rechtsparteien waren gleichzeitig Gegner von Peppones Roten und der Kreuzritter Don Camillos. Die von der dritten Liste hatten nun ein hervorragendes Argument gegen die einen und die anderen, und die Leute wären vor Lachen geplatzt. Denn man muß sich vor Augen halten, daß Pietro Follini, der Spitzenkandidat der Rechten, ein aufgeweckter Kerl war, der sich sehr gut verständlich machen konnte.
Und da wurde auch Peppone totenbleich:
»Der Gedanke, daß die dort wegen dieser dreckigen Wechsel mich genauso wie einen klerikalen Pfaffen behandeln könnten, läßt mich rot sehen!« schrie er.
»Der Gedanke, einem gottlosen Wirrkopf gleichgestellt zu werden, läßt mich schwarz sehen!« erwiderte Don Camillo.
Sie blieben dort, um in aller Stille etwa zehn Minuten darüber nachzudenken. Schließlich schlüpfte Peppone in seine Jacke und sagte entschlossen: »Ich geh über die Felder, Ihr geht über den Damm. Treffpunkt bei der Pappelallee. Wer als erster dort ist, der wartet. Wir reden dann mit diesem unglückseligen Pietro Follini. Zuerst redet Ihr mit ihm und versucht, ihm die Gründe klarzumachen. Wenn er sie nicht begreift, dann mache ich mich verständlich, ohne zu reden.«
Follini lag schon im Bett, aber er ging sofort hinunter, als er von Don Camillo gerufen wurde. Er wunderte sich, als er unten war und die Tür öffnete. Denn außer Don Camillo war da auch noch Peppone.
»Habt ihr miteinander einen Aktionspakt geschlossen?« erkundigte er sich. »Das war schließlich unausweichlich, denn Klerikale und Bolschewiken streben dem gleichen Ziel zu, der Diktatur.«
»Follini«, riet ihm Peppone, »spar deine Witzchen für die Versammlungen auf. Und versuch zu begreifen, was dir der Hochwürden sagen wird.«
Sie traten ins Wohnzimmer ein und setzten sich. Don Camillo nahm sogleich das Thema in Angriff, zog das Bulletin aus der Tasche und
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