Ciao, Don Camillo
legte es Follini hin.
»Hast du das schon gesehen?« fragte er ihn.
»Ja, schon gesehen!« antwortete Follini. »Heute morgen bin ich eigens in die Stadt gefahren, um es zu kaufen. Anfänglich ist mir übel geworden, wie ich meinen Namen gesehen habe. Dann, als ich auch die Namen des Pfarrers und des Bürgermeisters darauf entdeckte, habe ich mich getröstet…«
Don Camillo packte das verdammte Bulletin und sah es hektisch durch. Beim »F« fand er den Namen Pietro Follini und einen Wechsel zu vierzigtausend Lire. Sie sahen einander schweigend an, dann erklärte Don Camillo:
»Ich>Libelle<: ein Fernsehgerät. Er>Libelle<: einen Kühlschrank. Und du?«
>»Libelle<: ein Fernsehgerät und einen Kühlschrank. Sie gehen beide sehr gut.«
»Mein Kühlschrank auch«, sagte Peppone.
»Mein Fernsehgerät auch«, sagte Don Camillo.
Follini entkorkte eine Flasche. Sie tranken. Dann murmelte Don Camillo, bevor er über den Uferdamm zurückging:
»Zum Glück gibt es keine vierte Liste.«
Und bevor er über die Felder zurückging, murmelte Peppone:
»Wir kämpfen mit den gleichen Waffen: Kühlschrank gegen Kühlschrank, Fernsehgerät gegen Fernsehgerät, Wechsel gegen Wechsel. Das wird eine beispielhafte demokratische Kundgebung!«
Unternehmen »Heiliger Babila«
Der Heilige Babila war Don Camillo immer im Weg, aber Don Camillo wußte ihn nicht loszuwerden. An dem Tag, an dem, temporibus illis, Don Camillo als Pfarrer ins Dorf gekommen war, hatte er den Heiligen Babila in der Sakristei vorgefunden und ihn dort gelassen. Er beschränkte sich darauf, ihn von Zeit zu Zeit von einer Ecke in die andere zu verstellen. Aber der Heilige Babila störte überall, da es sich um eine Terrakotta-Angelegenheit von fast zwei Meter Höhe handelte, die schwer wie Blei war.
Ursprünglich mußte die Statue von Kopf bis Fuß bekleidet und geschmückt, und Hände und Gesicht mußten ordentlich angemalt gewesen sein. Doch im Lauf der Zeit war die ganze Inszenierung brüchig geworden und ließ die nackte, rohe Terrakotta zurück. So daß, wenn auf dem Sockel nicht gut leserlich die Inschrift »S. Babila v.« geblieben wäre, niemand auf den ersten Blick hätte erkennen können, daß es sich um eine Heiligenfigur handelte. Um so mehr, da einige Generationen von Meßdienern es selbstverständlich fanden, den Heiligen Babila als Kleiderständer zu benutzen. So war es ihnen gelungen, den Kopf, das Gesicht und die Schultern des Heiligen so aussehen zu lassen, als wäre man sorgfältig mit Schmirgelpapier darübergefahren. Die Statue sah deshalb aus, als ob sie von der Brust abwärts mit der Schaufel und von der Brust aufwärts mit der Hühnerfeder modelliert worden wäre.
Don Camillo lag also der Heilige Babila seit vielen Jahren im Magen, und sehr oft hatte er daran gedacht, ihn loszuwerden. Aber eine Heiligenfigur ist, auch wenn sie aus Terrakotta ist, eben kein Kochtopf. Man darf sie nicht mit dem Hammer zerschlagen, und man kann sie nicht auf den Schrotthaufen werfen. Man darf sie nicht einmal in den Keller oder in den Holzschuppen stellen.
Don Camillo hatte schon daran gedacht, die Statue in den Getreidespeicher zu tragen, doch ein so schweres Gewicht hätte den Dachboden zum Einsturz gebracht. Wäre sie aus Bronze gewesen, so hätte Don Camillo sie schmelzen und daraus eine Glocke machen lassen. Doch wie kann man säuberlich, und ohne die Heiligkeit zu verletzen, eine Heiligenstatue aus Terrakotta entfernen?
Schließlich fand Don Camillo doch die Lösung des gewichtigen Problems. Er lief in die Sakristei und sprach mit dem Heiligen Babila. Dieser stand immer dort in seiner Ecke. Schultern und Kopf ragten, vom ständigen Gebrauch abgenutzt, aus dem ländlichen Gewand hervor, das mit seinen von einem Ölkrughersteller modellierten groben Falten wie ein riesiges Stück Wellblech aussah.
»Also«, sagte Don Camillo zum Heiligen Babila, »alles wird bestens für dich und für mich geregelt… «
Ein flegelhafter Meßdiener hatte das Weihrauchgefäß dem Heiligen Babila um den Hals gehängt. Don Camillo nahm es herunter und setzte dann fort: »Siehst du? Das hier ist nicht dein Platz, hier kann jeder Taugenichts dich mit seinen dreckigen Händen berühren und es dir an Respekt fehlen lassen. Ich bringe dich an einen Platz, wo dich niemand jemals berühren kann, und dort wirst du bleiben bis ans Ende der Zeiten… Nein, ich will dich nicht in die Erde eingraben. Unter der Erde, da ist der Tod, und du wirst mitten im Leben bleiben. Denn das
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