Ciao, Don Camillo
Mitglieder der Bande sprachen unter sich und kümmerten sich nicht um Don Camillo, doch sie taten es so, daß ihre Worte mindestens bis an die Grenzen der Gemeinde zu hören waren. Es war also nur logisch, daß Don Camillo allmählich die Halsadern anschwollen. Aber er hielt sich zurück und plauderte weiterhin mit dem Jungen. Er stand draußen, und der Junge saß in der Fahrerkabine.
Peppone griff ein:
»Einen halben Liter?« meinte er. »Nicht einmal einen Tropfen! Er darf nicht, denn das ist das Benzin des Teufels. Wenn er auch nur einen Löffel davon gebraucht, dann wird ihn AGIP durch göttliches Dekret seines Amtes entheben.«
»Na, und wie zieht er sich dann aus der Affäre, Chef?« erkundigte sich der Schmächtige.
»Ganz einfach!« erklärte Peppone der Menge, die sich inzwischen angesammelt hatte. »Die Autos der Pfaffen funktionieren auf zweierlei Art: Sie fahren mit Benzin und mit Vaterunser. Jetzt macht er den Tank mit Vaterunser voll, dann betätigt er den Starter, und der Heilige Geist setzt den Motor in Bewegung.«
Die Bande grinste laut, und so mußte Don Camillo sich zwangsläufig umdrehen und dem Feind ins Auge blicken. Er ließ die Brust anschwellen, ballte die Fäuste und sagte zu Peppone:
»Es ist nicht nötig, den Heiligen Geist zu belästigen, denn ich schaffe es allein.«
Der Schmächtige fand darauf gleich die passende Antwort:
»Das ist ein Wort! Hier braucht es statt eines Don Camillo einen Don Caterpillar!«
Don Camillo verlor die Geduld:
»Nimm das Lenkrad!« brüllte er den kräftigen Jungen an.
Mit einem Satz war er hinter dem Lastwagen und stemmte sich dagegen. Irgend etwas knackste, vielleicht Don Camillos Knochen, vielleicht die Ladeklappe des Lastautos, vielleicht beides.
Don Camillo war kein Mann mehr; er war etwas, das »krick!« machte. Und jetzt hielt die ganze Bande den Atem an, denn sie hatten begriffen, daß es nur zwei Möglichkeiten gab: Entweder der Lastwagen bewegte sich, oder Don Camillo brach auseinander.
Mit Gottes Hilfe bewegte sich der Lastwagen und begann langsam zu rollen. Peppone und seine Bande schienen von diesem Schauspiel gebannt und folgten dem Lastauto als schweigsamer und feierlicher Zug. Nach fünfzig Metern spürte Don Camillo, daß er tief Luft holen mußte, er richtete sich auf und wandte sich um:
»Wenn es hier vier Großmäuler gibt, die alle zusammen das zustande bringen, was ich allein zustande gebracht habe, dann mögen sie hervortreten«, lud Don Camillo ein.
Natürlich traten nicht vier hervor: Es kam langsam und mächtig nur Peppone. Er gab Don Camillo ein Zeichen, daß er zur Seite rücken sollte, und er stemmte seine Schulter dorthin, wo zuvor Don Camillo die seine angelehnt hatte. Auch jetzt hörte man es wieder knacksen, doch auch jetzt brach nichts, und auch unter Peppones Schub rührte sich der Lastwagen und rollte weiter.
Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig Meter: Peppone ließ bei fünfzig Metern nicht locker. Und er ließ auch nicht locker, als er auf hundert Meter kam.
Während der Lastwagen voranrollte, begeisterte sich die Bande der Roten immer mehr. Gleich fingen alle zu schreien an, und die Straße war bald voll von Leuten, die von überallher geschneit kamen.
Peppone war ein Raupenfahrzeug mit 80PS: Er überschritt die hundertzehn, die hundertzwanzig Meter. Und er hörte erst auf, als der Lastwagen die zweihundert Meter erreicht hatte, vor dem Pfarrhaus also. Jubel begleitete Peppones Triumph.
Don Camillo verlor die Fassung nicht. Er wartete, daß Peppone zu keuchen aufhörte und daß sich der Radau etwas legte. Dann hob er den Arm hoch und erbat das Wort.
»Gut«, erklärte er, als er die Leute zum Zuhören bereit sah. »Ich habe eben genauso einen Esel gebraucht, der sich hat einspannen lassen, um mir den Lastwagen gratis nach Hause zu schieben.«
Peppone erholte sich sofort:
»Ein Esel nur bis zu einem bestimmten Punkt!« schrie er.
Sie verstanden sofort. Der Schmächtige stieg in die Fahrerkabine, schubste den Jungen weg und setzte sich ans Lenkrad. Die anderen warfen sich wie eine Kuhherde gegen die Kühlerhaube des Lastautos und schoben es unter Geschrei bis zur Tankstelle zurück. Dort blieben sie stehen, und als Don Camillo kam, zog Peppone das Resümee aus der Situation:
»Die Schlauesten verlieren manchmal die Hosen. Der Weg zum Pfarrhaus geht da lang, nehmen Sie Platz, Hochwürden!«
Don Camillo behielt die Fassung. Er zündete seinen Zigarillo an und nahm ein paar Züge.
»Brauchen Sie Benzin,
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