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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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eventuell gar nicht gab, Signor Mayer, trotz der Spekulationen in ihrer und anderen Zeitungen, wie könnte der Verein davon wissen?“
    Dann nervte er ihn auch noch mit Gegenfragen. Ob er denn, wenn schon keine Beweise, wenigstens vernünftige Indizien hätte, für seine Annahme? Ob es Aussagen anderer Spieler gäbe, Informanten-Tipps aus der Wettszene?
    Arroganzling, dachte Massimo. Der wusste doch genau, dass es nichts davon gab, keine Aussage, keinen Tipp, nicht einmal einen Hinweis, der wirklich weiterführte. Der Verein, der Vorstand, gab er ihm zum Abschluss mit auf den Weg, wären mehr als alle anderen daran interessiert, den Tod „des armen Motti“ aufzuklären. Man war „menschlich wie geschäftlich betroffen“, wenn er verstehe. War Motti doch „das mögliche Supertalent des italienischen Fußballs“ und für den Club auch deshalb „ein herber, tragischer Verlust“.
    Die Frage, ob für solche Hoffnungsträger etwa keine ordentliche Lebensversicherung abgeschlossen würde, verkniff sich Massimo, auch wenn es ihm schwer fiel.
    In depressiver Stimmung rief er seinen Polizei-Freund Gianni an. Seine Laune besserte sich nach drei Sätzen.
    Gianni machte gar keine langen Verteidigungsversuche, wie meistens, wenn Massimo ihn um Akten-Kopien oder ähnliche, journalistisch brauchbare Unterlagen bat. Er versprach, noch am Abend einen Satz der Abhörprotokolle zu kopieren.
    „Morgen früh um zehn kannst du sie Dir abholen, in der Bar gleich gegenüber vom Präsidium.“
    Massimo versprach, Kaffee und Hörnchen zu bezahlen.
    Das nächste Telefonat stimmte Massimo noch ein wenig hoffnungsfroher. Roberto, der AS-Roma-Spieler - eigentlich ja meistens nur Ersatzspieler, dachte Massimo - wusste zwar nichts Neues, aber immerhin Interessantes zu berichten. Es schien, als ob der Club-Vorstand, trotz aller offiziellen Dementis, genauso wie Massimo in Richtung Wettbetrug recherchierte.
    „Der Präsident höchstpersönlich hat uns alle in die Mangel genommen, jeden einzeln“, erzählte Roberto.
    „Was wollte sie wissen?“ fragte Massimo.
    „Ob uns etwas in der Richtung aufgefallen wäre, ob Motti versucht hatte, andere Spieler anzusprechen und so weiter.“
    „Und, Ergebnis?“
    „Weiß ich doch nicht.“
    Roberto schien etwas ungehalten über die Frage. Vielleicht war es ihm peinlich, dass in seinem Verein wilde Dinge zugingen und er nichts davon mitbekommen hatte, weil er längst außen vor war, dachte Massimo. Er schaltete vom offensiven Fragestil in einen netten Plauderton unter Freunden zurück.
    „Was glaubst du denn, was Sache ist? Ich meine, du kennst die Leute, du kennst das Geschäft. Ich steh' ahnungslos vor einem Berg von Fragen, reime mir dies und das zusammen, aber das kann alles Quatsch sein. Du bist drin, weißt alles, wenn überhaupt einer, dann kannst du kombinieren und Schlüsse ziehen.“
    „Mmmhh“, Roberto zögerte, „noch einmal: Ich weiß nichts Konkretes. Aber das Verhalten von Motti vor seinem Tod, die Reaktionen von einigen jungen Spielern danach, jetzt der aufgeschreckte Aktivismus der Vereinsführung... Klar macht man sich da seine Gedanken...“
    „Und zu welchem Schluss kommst du?“
    „Das ist es ja. Zu keinem. Ich glaube inzwischen nur, dass dein Verdacht nicht völlig abwegig ist. Ein paar Spieler haben auch schon Bemerkungen in dieser Richtung gemacht. Irgendwas brodelt da. Mal sehen. Wir haben morgen Abend Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel am Sonntag. Anschließend ist Mannschaftsbesprechung. Der Trainer hat schon angekündigt, dass er das Thema ansprechen will. So könne man nicht gut spielen, hat er gesagt, wenn es solche Gerüchte und Spekulationen gebe, dann müssten die auf den Tisch. Sonst kriegten wir in Mailand die Mütze voll...“
    „Ich kann dich morgen Abend anrufen“, bot Massimo an.
    „Morgen macht keinen Sinn“, lehnte Roberto ab, „das kann doch bis in die Puppen dauern. Ruf mich lieber am Samstagmorgen an, vor zehn, da fahren wir nämlich los.“
    Als Massimo auflegte, sah er auf die Uhr und bekam einen Schreck. „Verdammt, schon so spät!“
    Er schob das Telefon zur Seite, zog den PC heran, ordnete seine Schmierzettel und hämmerte in die Tasten.

    „Knapp, aber noch im Zeitrahmen“, lobte der Chefredakteur, als Massimo ihm seinen Text brachte, „alle Achtung, aber pünktlich seid ihr Deutschen ja.“
    Er nahm das Manuskript, blieb sofort an der Überschrift hängen, murmelte ein paar unverständliche Worte, zog seinen dickbauchigen

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