Ciao Mayer
gemacht. Aus. Ende.“
„Hat er mit der Banda Magliana gearbeitet?“
„Das kann sein, ich weiß es nicht. Das interessiert auch wirklich niemanden. Ein Dealer weniger, hat auch die Polizei gesagt, und Ende.“
„Wie ist er umgekommen?“ Massimo blieb beharrlich.
„Er ist irgendwann zwischen zwei und sechs, glaube ich, jedenfalls in der Nacht vom letzten Sonntag auf Montag, mit Ketten und Eisenstangen tot geprügelt worden. Dann haben sie ihm die Tatwerkzeuge und ein paar Steine von der Wegmarkierung in die Taschen gestopft und ihn in den Tiber geschmissen. Aber das weißt du doch alles.“
„Kann es sein, dass der Mord und der Tod des Fußballers in derselben Nacht irgendwie zusammenhängen, was meinst du?“
„Wie sollten sie?“ Pippo sah ihn erstaunt an. „Das macht doch gar keinen Sinn! Aber apropos Fußballer, was ist mit deinem Toten? Erst hast du jeden Abend riesige Storys geschrieben und jetzt, wo alle Welt vom Wett-Skandal redet und die Sache immer weitere Kreise zieht, ist bei dir Funkstille. Wieso schreibst du seit Tagen keine Zeile mehr?“
Massimo erzählte von seiner Ratlosigkeit, von den Abhörprotokollen, die der Chef eingesackt hatte und dessen plötzlicher Reserviertheit dem Thema gegenüber.
„Klar“, sagte Pippo.
„Klar?“ fragte Massimo.
„Na überleg' doch mal: Hohe Wetten auf getürkte Spiele, Promis, wichtige Politiker und er - ist doch klar!“
„Mir ist nichts klar“, grummelte Massimo und wandte sich zur Tür, „aber ich werde ihn jetzt fragen!“
„Er“ war aber noch nicht da, seine Sekretärin, die er hätte fragen können, wann „er“ denn käme, genauso wenig. Massimo streunte ratlos durch die Gänge und sah auf einmal, im Großraumbüro der Sportredaktion, deren alten Ressortchef Vannuzzi. Der hatte die Füße auf dem Schreibtisch und las ein Buch.
„Salve Vannuzzi“, grüßte Massimo.
Vannuzzi hasste Vornamen, seinen wie alle anderen. Er fand, ein Name, der Familienname reichte.
„Ciao Mayer“, blinzelte der ihn über den Rand der Lesebrille an, „immer noch in unserem Jagdgebiet aktiv?“
„Wieso in eurem Jagdgebiet?“ fragte Massimo.
„Nun, ein toter Fußballer, Sportwetten, womöglich getürkte Spiele, meinst du nicht, darüber zu schreiben wäre eigentlich Sache der Sportredaktion?“
„Ja, eigentlich schon“, gab Massimo zu, „ich hab' es eben gemacht, weil der Chef mir...“
„Ist doch okay“, unterbrach ihn Vannuzzi, „dir mach' ich keinen Vorwurf. Der Chef wollte nicht, dass wir das machen. Ich hab' ihm nämlich gleich gesagt, als er mit der Verbindung Motti und Wettmafia kam, dass er das vergessen könne. Da hat er eben dich losgehetzt!“
„Gut, aber die Sache mit den verschobenen Spielen, den illegalen Wetten und so, die scheint sich ja nun zu bestätigen“, verteidigte Massimo seine Artikel.
„Stimmt“, sagte Vannuzzi knapp, „und es ist schade, dass wir die Sache nicht als erste und alleine und richtig hatten. Aber Franco Motti hat damit mit Sicherheit nichts zu tun!“
„Warum bist du da so sicher?“
„Weil ich den Jungen kannte, wie ich alle diese jungen fanatischen Fußballer in Rom kenne. Weißt du, die brennen! Die existieren nur für Fußball! Motti träumte davon, der nächste Ronaldo oder mindestens ein zweiter Totti zu werden. Deswegen lief der fünf Kilometer am Tag, hob tonnenweise Gewichte, fehlte bei keinem Training. So einer hackt sich eher ein Bein ab, als einen Ball nicht rein zu machen! Soviel kannst du dem gar nicht zahlen, dass der absichtlich daneben schießt. Verstehst du, Mayer?“
„Ich gebe mir Mühe“, sagte Massimo. „Aber was ist mit den teuren Autos, mit dem Ferrari und so?“
„Unsinn ist das, Mayer, Unsinn! Rom ist voll von blöden, unsportlichen, langweiligen Herrensöhnchen, die nichts können, nichts haben, außer rasend viel Schotter vom Papa. Wie die Motten umflattern die solche Erfolgstypen wie den Motti. Mit denen wollen sie befreundet sein. Die haben Glamour, die machen Eindruck bei den Mädels! Geh' doch mal einen Abend in die Viale Parioli, ins ‚Camminetto’ zum Beispiel. Da parken todsicher gleich drei Ferrari vor der Tür. Die gehören diesen blasierten farblosen Bubis, denen Mama und Papa alles vergoldet in den Arsch schieben und sich wundern, dass es doch gleich rostet. Diese Ragazzi betteln doch geradezu darum, dass einer wie der Motti sich herablässt, ihren Ferrari für ein paar Tage zu fahren. Als Freundschaftsbeweis sozusagen.“
„Okay, aber die
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