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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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verpfiffenen oder verkauften Spiele gibt es ja wohl trotzdem, oder?“ beharrte Massimo.
    „Vermutlich“, sagte Vannuzzi etwas ruhiger, nachdem er sich zuvor zunehmend in Rage geredet hatte, „aber auch wenn da Spieler beteiligt sind oder waren, meinst du, die lassen so einen Jungspund wie den Motti da mitmachen? So was macht doch, wenn schon, dann der harte Kern, der sich kennt, der Vertrauen hat, dass der andere ihn nicht plötzlich verpfeift. Nichts da, Mayer, deine Artikel waren hübsch geschrieben, aber inhaltlich Unsinn. Tut mir leid, aber, du weißt, ich bin immer so direkt. Ich kann nicht anders!“
    Massimo nickte bedächtig. „Ist schon okay. Ich hätte früher zu dir kommen sollen. Aber wer hat Motti dann seine Hunde auf den Hals gehetzt, wenn nicht die Wettmafia? Weißt du das auch?“
    „Nö“, sagte Vannuzzi trocken, „keine Ahnung. Ich glaube nur, du musst die Lösung des Falles außerhalb des Sports suchen. Irgendwo anders.“
    „Tolle Hilfe“, sagte Massimo. Dann lachte er. „Wenn das stimmt, hätte der Chef ja doch recht gehabt, nicht euch vom Sport die Sache zu überlassen.“
    „Kannst du so sehen“, sagte Vannuzzi, „aber wir wären schneller an dem Punkt gewesen, an dem du erst jetzt bist!“
    „Schon gut“, sagte Massimo, „du hast gewonnen. Trotzdem danke. Und Ciao.“
    „Ciao Mayer“, sagte Vannuzzi und hatte sein Buch schon wieder in der Hand.

    *
    Durch die offene Tür sah Massimo, dass sein Chefredakteur offenbar sein Sonntagsmenü beendet hatte. Er wühlte in Papieren auf seinem riesigen Schreibtisch und sah missmutig aus.
    Massimo klopfte an den Türrahmen.
    Sein Chef blickte auf. „Oh, Signor Mayer gibt der Redaktion auch mal wieder die Ehre. Komm rein und mach die Tür zu.“
    Exakt der Tonfall von Pippos Parodie, dachte Massimo. Er schloss die Tür und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Sein Chef, ihm gegenüber, kramte noch ein paar Sekunden, gab es dann sichtlich genervt auf und richtete seinen Blick auf Massimo. „Was ist?“
    „Das frage ich Sie, Chef.“
    „Ach, der Signor Mayer ist verärgert, weil man seine Preziosen nicht bewundert, die er angeschleppt hat. Nun pass´ mal auf! Du bist ein guter Journalist, Mayer, sogar ein sehr guter. Sonst würdest du hier bei uns nicht arbeiten, schon gar nicht als Reporter. Klar? Du hast ein paar wirkliche gute Storys geschrieben. Was meinst du, warum ich dir die Sache mit dem toten Sportler anvertraut habe? Nicht Pippo und schon gar nicht der Sportredaktion. Weil ich deine Arbeit schätze. So weit klar?
    Aber diese Geschichte wird jetzt wirklich eine Nummer zu groß für dich, die ist inzwischen hochpolitisch. Existentiell. Auch für uns. Wir bewegen uns auf einem ganz, ganz schmalen Grat. Und da kannst du nicht wie ein Elefant im Porzellanladen...“
    „Aber Chef“, Massimo reichte es. Er machte, was seinem Gegenüber bekanntermaßen am meisten verhasst war: Er unterbrach ihn mitten im Satz. Aber jetzt war es ihm egal. Chef hin oder her! „Sie haben mir den Fall Motti gegeben, das fand ich auch klasse. Sie haben mir aufgetragen, Verbindungen zur Wettmafia zu suchen. Das habe ich gemacht. Sie haben, was ich in meinen Artikeln vorsichtig formuliert habe, kräftig aufgepumpt und jetzt sagen Sie, ‚Elefant im Porzellanladen’! Dann besorge ich einen echten Knüller und Sie...“
    „Ach Mayer, was soll das? Willst du jetzt die beleidigte Leberwurst spielen? Das gekränkte Mimöschen? Lass’ mal die Motti-Geschichten weg! Das war doch ganz in Ordnung so. Aber jetzt hat die Geschichte doch eine ganz andere Wendung genommen. Jetzt ist plötzlich der Staatsschutz im Spiel, die Staatsanwaltschaft ermittelt und viele wichtige, höchst wichtige Persönlichkeiten an der Spitze des Landes sind in großer Sorge. Warum? Weil es Mitschriften abgehörter Telefongespräche gibt, illegal abgehörter Telefonate wohlgemerkt, die womöglich in Umlauf kommen.“
    „Ja aber ist es nicht unser Job, dafür zu sorgen, dass diese Dinge öffentlich gemacht werden?“ warf Massimo schnell, in einer Atempause des Chefs, ein.
    „Im Prinzip ja, Mayer, das ist doch klar. Aber du hast doch die Texte, um die es hier geht, gelesen. Wird man da schlau draus? Was bedeuten die Sätze, die man liest? In welchen Zusammenhang gehören sie, was ist die Vorgeschichte? Das muss man wissen, ehe man die Texte“, er hob den Zeigefinger, „journalistisch sauber, Mayer, in Umlauf bringen kann. Und jetzt seien wir mal nicht so naiv, auch wir

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