Ciao Papa
dafür, dass nichts passiert. Du weißt, ich bin von der Sorte, die so was zu Ende bringen kann.«
»Ach! Und ein Angeber ist er noch obendrein, dieser Idiot!«, rief der Kleine und hob die Arme und den Blick zum Himmel.
Er schloss die Augen und atmete einige Sekunden tief durch. Es sah aus, als ob er weinen würde vor Wut. Das passierte ihm oft, wenn er sich über etwas sehr ärgerte.
»Du weißt, der Franzose hat Rache geschworen, du weißt es, verdammter Idiot!«
»Okay, das hat er, aber er ist am Ende, Kleiner. Glaubst du, er kann weiter rummachen wie vorher? Er hat überhaupt keine Kohle mehr, die Bullen werden ihn Tag und Nacht verfolgen, und überdies hat er keinen einzigen verdammten Freund.«
Der Kleine schaute mir in die Augen, legte eine Hand auf meine Schulter und fragte mich mit ruhiger Stimme:
»Sag mir die Wahrheit. Hast du Roxana mal erzählt, dass wir es waren, die dem Franzosen die Ladung abgenommen haben?«
»Kleiner, ich bin vielleicht ein Idiot, aber du weißt genau, ich bin kein Verräter.«
»Spiel jetzt nicht den Beleidigten, Carlitos. Das Einzige, was ich wissen will, ist, ob wir ihn alle machen müssen oder nicht. Ich weiß, was man sich im Bett alles erzählt, Carlitos. Sag einfach ja oder nein, und ich vergesse die Sache, aber lass mich nicht so lange auf eine Antwort warten.«
»Ich habe es dir bereits gesagt, Kleiner: nein. Aber wenn du willst, erledigen wir ihn, und ich kümmere mich darum.«
»Laber hier nicht rum, bitte. Glaubst du, die Bullen wüssten nicht, wer es gewesen ist? Ist dir klar, was für ein Scheißtheater uns Abracadabra machen wird? Hast du eine Ahnung, wie viel Kohle wir in diese Scheißagentur gesteckt haben?«
Er wandte sich von mir ab, legte die Hände zusammen und blickte in den Himmel. Ich musste lachen und spielte einen Trumpf aus.
»Nun, immerhin kam die Hälfte des Geldes, das wir reinsteckten, vom Franzosen.«
Er drehte sich mit weit geöffneten Augen zu mir um und schaute mich einige Augenblicke an. Sicherlich wusste er nicht, ob er mir in die Eier treten oder lachen sollte. Er lachte, wir lachten beide und umarmten uns. Wir platzten vor Lachen.
»Du bist ein Drecksack, Carlitos, genau wie dein Großvater!«
»He! Wir sollten diesem Schweinehund eine Gewinnbeteiligung auszahlen, schließlich hat er fünfundzwanzig Prozent des Kapitals eingeworfen.«
Wir schüttelten uns vor Lachen. Wir wischten uns beide mit den Taschentüchern die Tränen ab. Das von dem Kleinen war aus blauer Seide mit kleinen, blauen Punkten, genau wie seine Krawatte.
Der Kleine wollte sprechen, aber er konnte nicht, er erstickte beinahe vor Lachen. Nach ein paar Sekunden schaffte er es.
»Erinnerst du dich …, erinnerst du dich an das Gesicht von diesem Deppen in dem Lastwagen, als er die Maschinenpistole sah?«
Wir hielten uns noch eine Weile den Bauch vor Lachen.
»Wir müssen ihn abknallen«, sagte er zu mir, wieder mit ernster Stimme. »Aber kein Wort davon zu Onkel oder zu Abracadabra. Sie werden es früher oder später erfahren. Wohl eher früher als später, leider, aber sie werden die vollendete Tatsache akzeptieren.«
Er nahm mich beim Arm und führte mich an den Tisch zurück.
»Niemand wird ihm Kohle geben«, sagte er. »Er ist verhasster als eine Ratte. Der Kleine Italo kann die Sache bestens erledigen.«
»Der Kleine Italo hat keine Erfahrung, Kleiner.«
»Doch, die hat er. Lass uns nicht wieder von vorne anfangen. Du hast mit dieser Sache nichts zu tun. Ein paar Tage, bevor wir ihn abknipsen, schicken wir dich nach Montevideo. Ich habe Freunde dort bei der Polizei. Sie buchten dich für zwei, drei Tage ein, damit kein Zweifel aufkommt, dass du dort warst, als es geschah.«
»Lass mich bei der Sache dabei sein, Kleiner.«
Der Kleine hielt inne und drückte meinen Ellenbogen mit seinem eisernen Griff.
»Du willst dir ein lästiges Problem vom Halse schaffen«, sagte er. »Du kannst ihn nicht ausstehen, deshalb willst du ihn umlegen. Das ist okay, aber gerade deswegen kann es in die Hose gehen. Auch ich will mir ein Problem vom Hals schaffen, aber ich habe nichts gegen dieses arme Dreckschwein. Deshalb, mein Lieber, übernehme ich die Sache. Capisci?«
»Capito, Kleiner, capito.«
Ich log. Es war das erste Mal, dass ich den Kleinen anlog, aber es war nicht das erste Mal, dass mir klar wurde, dass er mich liebte und ich ihn auch.
Als wir wieder zurück bei Tisch waren, bat uns der Onkel in den Salon.
»Es wird langsam ein bisschen kalt«, sagte
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