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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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er.
    Wir begaben uns alle in den riesigen Salon, in dem zwei Kaminfeuer brannten. Die Kinder schliefen in den Sesseln. Die Frauen hielten sich im hinteren Teil auf, die Männer in der Nähe der Tür. Die einzigen Frauen, die in unserer Nähe standen, waren die Tante und Lilia. Ich fühlte, wie mein Magen zu rebellieren begann. Jedes Mal, wenn ich Whisky trank und dazu viel aß, verspürte ich den Drang zu kotzen. Die Gallenblase.
    »Fühlst du dich gut, mein Lieber?«, wollte die Tante wissen.
    »Nein, ich fühle mich nicht gut, meine Schöne. Ich mache mich langsam auf den Weg nach Hause …«
    »Du gehst nirgendwo hin«, sagte der Onkel, und seine Entschiedenheit ließ mich vermuten, dass er über die Freilassung des Franzosen im Bild war.
    »Aber Onkel, ich fühle mich nicht gut. Ich will heute früh ins Bett.«
    »Wenn du dich nicht gut fühlst, schläfst du erst recht hier«, gab er zurück, »oder hat man dich in diesem Haus vielleicht einmal schlecht behandelt? Die Tante hier wird sich um dich kümmern.«
    »Aber ja, sicher, meine Lieber!«, sagte die Tante mit einem Blick auf die übrigen Gäste. »Wo willst du hin um diese Zeit und bei dieser Kälte? Nach dem, was heute Morgen in dieser Kaserne passiert ist.«
    »Du bleibst hier heute Nacht, Carlitos«, befahl der Kleine mit ernster Miene, »und dass du mir nicht auf die Idee kommst, dich plötzlich aus dem Staub zu machen, ich bitte dich.«
    »Wo wärst du besser aufgehoben als hier, großer Dummkopf?«, fragte Abracadabra, der sofort ein Komplott gegen mich vermutete. Er dachte wohl, sie wollten, dass ich heute Nacht Lilia vögelte, womit er gar nicht so daneben lag.
    »Ich gehe nach oben und nehme eine Dusche«, sagte ich, »bin gleich zurück.«
    »Ciprianito!«, rief die Tante. »Wo steckt Ciprianito? Ciprianito, bitte komm her und begleite Carlitos nach oben in sein Zimmer, er fühlt sich nicht wohl!«
    Cipriano kroch aus seinem Schlupfwinkel unter dem teuren Bild hervor, und ohne etwas zu sagen, nahm er mich beim Arm und führte mich zu der riesigen, mit einem Teppich ausgelegten Treppe. Ich habe keine Ahnung, wieso die Tante wollte, dass ich mit Cipriano hinaufging, aber ich vermute, es war ihr klar geworden, dass ich in dieser Nacht abhauen würde. Ich glaube, sie wusste es, bevor ich es selbst wusste.
    Als wir bei meinem Zimmer angekommen waren, fragte mich Cipriano:
    »Was ist los mit dir, mein Alter? Siehst ziemlich zerknittert aus.«
    »Ich fühle mich nicht gut, Cipriano, bitte geh mir nicht auf den Sack.«
    »Hör auf mit dem Koks und dem Whisky. Siehst aus wie ein Gespenst.«
    »Hau ab und fick deine Schwester, Cipriano!«
    »Nimm eine Dusche und leg dich hin, Idiot.«
    »Leck mich, Arschloch!«
    Cipriano antwortete nicht mehr. Er öffnete die Tür meines Zimmers, warf einen kurzen Blick in das Badezimmer, dann auf das Fenster, kratzte sich an den Eiern und gab einen Seufzer von sich.
    »Wenn du sie heute Nacht nicht vögelst, dann bist du total bescheuert«, sagte er.
    »Cipriano, scher dich zum Teufel und lass mich in Ruhe, verdammt noch mal!«
    »Ah! Man soll den kleinen Liebling nicht ärgern heute Abend, er ist nervös. Arschloch!«
    Er schaute mir in die Augen, kratzte sich noch einmal an den Eiern und ging, ohne sich zu verabschieden. Er ließ die Tür lautlos ins Schloss fallen.
    Zwischen Cipriano und mir hatte es immer diese angespannten Dialoge gegeben. Während meiner ganzen Kindheit hat er meinen Arsch abgewischt. Als mein Vater im Knast war, hatte er mir zweihundert Pesos geschenkt. Er ist einer der drei Menschen, die mich besuchten, als ich im Knast war.
    Nachdem ich die Nudeln, den Wein und viel Galle gekotzt hatte, fühlte ich mich besser. Ich nahm eine Dusche. Die Seife hatte einen Geruch nach Chemie, der mir Übelkeit verursachte. Ich zog mir saubere Kleider an, die mir die Tante immer kaufte und in den Schrank hängte. Ich kleidete mich nicht zu elegant, damit sie nicht auf die Idee kämen, ich wolle abhauen. Ich packte einen marineblauen Anzug und ein Paar schwarze Schuhe und warf sie zum Fenster hinaus in einen dunklen Teil des Gartens. Ich steckte meine Füße in Pantoffeln aus getriebenem Leder, die die Tante aus Arabien mitgebracht hatte, steckte den Umschlag mit den Dollars in eine Socke und den mit dem Koks in den anderen. Ich schlüpfte in einen Hausmantel aus derselben weißen Seide, wie sie der Onkel zu tragen pflegte, verstaute ein schwarzes Hemd und eine gelbe Krawatte in den Taschen und stieg in den Salon

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