Ciao Papa
bitte.«
Tato nahm am Tisch Platz und setzte sich die Brille auf.
»Ich habe zwei Jahre Veterinärmedizin studiert«, sagte er.
»Ja, ich erinnere mich. Du hast die Familie ein Vermögen gekostet. Sie haben dich rausgeschmissen, weil du die Pawlowschen Hunde gevögelt hast.«
»Nein, ich habe das Studium an den Nagel gehängt, als Oberst Dietrich von der Armee als Universitätsrektor eingesetzt wurde.«
»Ja, ich erinnere mich. Aber ich weiß nicht mehr, ob du vor oder nach dem Abbruch einen Molotowcocktail auf seinen Wagen geworfen hast. Als der Oberst und seine Leute drin saßen. Sie kamen alle versengt aus dem Wagen raus. Dem Oberst hast du den Oberlippenbart verbrannt und einem seiner Gorillas die Eier.«
Wir lachten uns fast zu Tode.
»Da steckt ein Glassplitter drin«, sagte Tato zu Abel. »Halt mal still, dann nehm ich ihn dir raus.«
Er wusste nicht, wie man das Gas des riesigen Kochherdes anmachte.
»Und wie zündet man diese Scheiße an?«, schrie er gestikulierend.
»Der macht sich selbst an, du sozialistischer Arbeiter. Drück auf einen dieser roten Knöpfe. Nicht auf diesen. Das ist der des Ofens.«
Er stellte an und streckte die Spitze seines Stiletts in die Flamme.
»Leg deine Hand hier drauf und schrei nicht, meine Süße.«
»Zu Befehl, Kommandant.«
»Mach keine Witze, du dekadenter Trottel, sonst schneid ich dir die Hand ab.«
»Denk daran, dass es diese Hand war, die dir im Hühnerstall der Großmutter einen runtergeholt hat.«
Ich heulte vor Lachen. Tato rührte sich nicht.
»Du kannst Schmerzen ertragen. Was bist du? Ein Stoiker?«, sagte er, als er das Stück Glas herausholte.
»Nein. Ich bin schwul, nehme Kokain und bin Masochist.«
Ich klaubte den Umschlag hervor und warf ihn auf den Tisch. Dann goss ich drei randvolle Whiskys ein. Abel nahm zwei Marihuanazigaretten aus der Tasche seines Hausmantels.
»Zieh dir etwas von diesem Dreck rein, und du wirst sehen, was Revolution bedeutet, mein Jüngelchen«, sagte ich zu Tato.
»Was soll das, ihr Idioten, merkt ihr nicht, dass ihr euch umbringt?«, sagte Tato.
»Er gibt uns Nachhilfe in Sachen Revolutionsdoktrin«, sagte Abel zu mir.
»Nein, Idiot. In revolutionärer Moral.«
»Sag mal«, wollte Abel wissen, »vögelt man bei euch eigentlich auch?«
»Du bist lustig«, antwortete Tato.
»Gibt es keine Schwuchteln in euren Reihen? Komm schon, wenn du mir die Wahrheit sagst, hole ich dir nochmals einen runter.«
Ich heulte wieder vor Lachen.
»Ihr seid so verdammt dekadent! Eines schönen Tages werdet ihr Ärger bekommen.«
Wir krümmten uns vor Lachen. Tato blieb ernst.
»A propos Ärger«, sagte Abel. »Welchen Ärger bringst du mir? Erzähl mir bloß nicht, dass du mir einen Freundschaftsbesuch abstattest.«
»Ich will Caputo.«
Uns zwei Dekadenten verschlug es die Sprache.
»Er will Caputo!«, sagte Abelito. »Er will Caputo!« und griff sich mit beiden Händen an den Kopf. »Schau, ich habe drei der besten Schwulencabarets der Stadt und bin gerade dabei, ein weiteres zu kaufen. Ich konsumiere Drogen, aber ich deale nicht. Man kann gewiss nicht sagen, ich sei ein Kerl, den man empfehlen kann. Aber es gibt gewisse Dummheiten, die mach ich einfach nicht. Ist dir klar, welche Folgen die Ermordung eines Hauptkommissars haben kann? Wir können uns schon jetzt auf der Straße fast nicht mehr blicken lassen, Tato. Man kann nicht in Ruhe arbeiten. Sie walzen meine Cabarets platt. Sie nehmen sich meine Schüler, vögeln sie ohne zu bezahlen und schlagen sie zusammen. Sie sind für uns eine permanente Bedrohung. Sie haben uns an den Eiern, Tato. Jedes Mal, wenn ihr eine Bank oder eine Kaserne überfallt oder einen vom Militär verprügelt, erhöhen sie mein Schutzgeld. Man kann nicht mehr auf der Straße anschaffen, und meine Kunden bleiben zuhause. Ihr geht immer mehr Leuten total auf den Sack. Warum macht ihr euren Krieg nicht zum Beispiel in Patagonien. Ich schwöre dir, ich würde euch unterstützen. Und viele von uns. Da liegt viel Geld drin in dem, was wir machen, Tato. Sehr viel. Viele Amerikaner scheuen die Reise hierher nicht, um mit mir ins Geschäft zu kommen. Ich habe um die zwanzig Jungs zu ihnen geschickt, um dort zu arbeiten. Wir sind daran, zwanzig weitere raufzuschicken. Wir verdienen viel Kohle mit Export, aber wir würden viel mehr verdienen, wenn wir sie hier behalten könnten, weil hier alles besser laufen würde. Die Touristen würden kommen. Weißt du, wie viele verdammte schwule Touristen es auf
Weitere Kostenlose Bücher