Ciao Papa
Entziehungskur, sonst bist du in zwei Wochen krepiert. Du bist noch jung und ziemlich kräftig. Ich garantiere dir, es würde dir gut tun, Carlitos.«
»Ich habe sie getötet, Baske, ich habe sie getötet!«
»Gut. Du hast sie umgebracht. Und was willst du nun tun? Dich stellen? Beruhige dich. Jetzt musst du an dich denken. Verlass das Land und mach eine Entziehungskur in irgendeiner Klinik für missratene große Tiere. Carlitos, hör auf mich. Sowohl dein Großvater als auch dein Vater wären davongekommen, wenn sie nicht so viele Drogen genommen hätten. Dein Großvater hatte einen eingedrückten Brustkorb. Es war nicht die von irgendeinem Anfänger gelegte Bombe, die ihn getötet hat, sondern das Lenkrad, das ihm den Brustkorb eingedrückt hatte. Man hätte ihn retten können, aber sein Herz versagte, weil er zu viel Morphium nahm. Dein Vater nahm so viel Kokain, dass seine Nasenscheidewand ein Sieb war. Er musste es durch den Mund einnehmen, mit Wasser, und er hatte ein Magengeschwür, das bereits geplatzt war, als ich ihn hier versorgte. Er hatte eine schlechte Blutgerinnung, weil er Alkoholiker war. Er verblutete wie ein Schwein. Ich versichere dir, ich habe schlimmere Wunden als deine gepflegt, aber wenn dein Organismus nicht kräftig ist, dann stehen die Chancen siebzig Prozent dagegen, dass du davonkommst. Befolge meinen Rat und geh in eine Klinik.«
»Ja, Baske, ich verspreche dir, dass ich in eine Klinik gehe, wenn das hier alles vorüber ist.«
Auf dem Tisch im Salon des Basken stand immer eine riesige Teekanne aus dunklem Metall, die mit Füßchen versehen und mit Ornamenten verziert war. Sie hatte an der unteren Hälfte einen kleinen Hahn, aus dem der Tee floss. Er füllte mir Tee in ein großes Glas und gab drei gehäufte Löffel Zucker hinzu.
»Trink diesen Tee.«
»Nein, Baske, ich habe keinen Durst. Und du hast zuviel Zucker hineingetan, Baske.«
»Doch, du hast Durst, Carlitos. Du bist permanent dehydriert. Und wenn du Durst hast, trinkst du Alkohol und dehydrierst noch mehr. Deine Nieren können das Kokain nicht herausschaffen, weil sich in ihnen kein Wasser befindet. Deine Leber arbeitet nicht, weil du nichts isst. Du kannst jederzeit eine Zirrhose bekommen. Dein Organismus ist ein Desaster, Carlitos. Trink den Tee und dann geh und rasiere dich.«
Ich trank den Tee und ging mich rasieren. Ich schaute mir mein Gesicht im Spiegel an. Es sah aus wie ein alter, auf den Müll geworfener Schuh. Ich hatte Tränensäcke unter den Augen, aber die Wunden waren nicht entzündet. Ich rasierte mich. Mir kamen wieder die Tränen, aber ich schenkte ihnen keine Beachtung.
Ich zog mir Kleider des Basken an, die mir zu kurz und zu weit waren.
Der Baske wartete auf mich mit einem neuen Joghurtglas in der Hand.
»Nein, Baske, im Ernst, ich habe bereits einen halben Liter getrunken. Ich werde Durchfall bekommen, und außerdem muss ich jetzt gehen.«
»Du wirst davon keinen Durchfall bekommen, im Gegenteil, es wird die Entzündung in deinem Darm lindern, der bei dir aussehen muss wie eine brennende Kloake. Auch wenn es nur ein Tropfen auf einen heißen Stein ist, trink, ich bin gleich zurück.«
Ich trank den Joghurt in großen Schlucken. Der Baske kam zurück mit einem halben Brot, das er mit Salami und Käse gefüllt hatte.
»Nein, Baske, ich muss mich übergeben. Ich muss jetzt gehen. Es ist dringend. Ich will noch diese Nacht das Land verlassen.«
»Wo willst du um diese Zeit hin? Es ist sechs Uhr morgens.«
»Sechs Uhr?«, fragte ich.
»Ja. Du bist um fünf aufgewacht. Siehst du nun, was es heißt, früh aufzustehen? Iss das.«
»Ich kann nicht, Baske. Mir ist übel.«
»Nimm noch einen Cognac und zieh dir eine Linie, und dann warten wir fünf Minuten.«
»Soll ich dir auch noch einen einschenken?«
»Ja, bitte. Ich werde es ausnützen, dass Sarita nicht da ist. Jedes Mal, wenn ich zu Hause etwas trinke, macht sie mir eine Szene wie an der Klagemauer. Ganz zu schweigen von den vier Töchtern. Weißt du, was es heißt, mit fünf jüdischen Weibern unter einem Dach zu wohnen? Das schlimmste ist, dass die Töchter sagen, sie wollten nicht heiraten, um uns nicht allein zu lassen. Ich schwöre dir, wenn ich in deinem Alter wäre, würde ich den Namen ändern und nach Brasilien gehen, dem Königreich der Geschlechtskrankheiten, einer meiner großen Spezialitäten neben Schuss- und Stichverletzungen.«
»Du hast mir wieder mal einen riesigen Gefallen getan, Baske.«
»Dein Großvater hat mir so
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