Ciao Papa
den Rotz aus dem Gesicht und erhob sich.
»Ich wärme dir eine Minestrone auf«, sagte sie. »Du hast viel Blut verloren. Du bist ganz bleich.«
Ich stand vorsichtig auf. Das Bein schmerzte kaum noch. Ich stellte den Fernseher an und suchte die Nachrichten. Der Trottel vom Dienst interviewte eine Band mit dem Namen »Rock Sano«, vier halbwüchsige Schwuchteln mit extravaganten Frisuren und Klamotten.
»Wieso heißt die Gruppe ›Rock Sano‹?«, wollte der Idiot wissen.
»Weil wir glauben, dass der Rock von vielen Krankheiten kuriert werden muss: den Drogen, der negativen Art, die Welt zu sehen, der Gewalt, was weiß ich … Verstehen sie, was ich sagen will? Die Wahrheit ist, wir sind gesunde Menschen und wir möchten für die gesunde Jugend singen. Deshalb kamen wir auf ›Rock Sano‹.«
»Das Interessante daran scheint mir«, meinte der Idiot, »dass unsere lugend so Zugang bekommt zu einer neuen musikalischen Ausdrucksweise, die frisch ist und unabhängig von negativen, antisozialen Songschreibern und Komponisten.«
»Genau«, sagte die Schwuchtel, »die Wahrheit ist, das wir, die Jungen, die Schnauze voll haben von diesen Rockermusikern, die ausschließlich von Gefängnis, Drogen und Gewalt sprechen, von negativen Dingen … Verstehen Sie?«
Nachdem sie diesen Unsinn von sich gegeben hatten, spielten sie ihren Song »Rock des gesunden Frühlings«. Ich döste dabei ein und wartete noch immer auf die Informationssendung.
Ich wurde von den Nachrichten aufgeweckt. Sie brachten alles: die Leiche der Alten, die des Polizisten, den ausgebrannten Bus, das Auto des Franzosen, das aussah wie zerknülltes Kohlepapier, die beiden Autowracks im Parkhaus. Ich lachte, als ich das Auto des Pfarrers sah, das noch immer die Straße blockierte. Obwohl er sicherlich rasch seine Unschuld würde beweisen können, würde man ihn festnehmen, um ihn zu verhören. Caputo und seine Jungs waren bereits am Ort des Geschehens.
»… Man geht davon aus, dass es sich hier um eine Abrechnung zwischen kriminellen Elementen oder Subversiven handelt. Im ausgebrannten Wagen befanden sich drei Leichen, die der Gerichtsmedizin zur Identifikation übergeben wurden.« Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Man hat uns nicht identifiziert. »Die Polizei ließ anhand von Augenzeugenberichten Fahndungsbilder der vier Täter erstellen, die mit einem am Tatort entwendeten Lieferwagen die Flucht ergriffen. Das Tatfahrzeug ist vor wenigen Minuten auf dem Abasto-Markt gefunden worden. Die Täter benutzten großkalibrige Schusswaffen und Granaten mit großer Sprengkraft. Korporal Medina, der zur Tatzeit vor Ort Dienst hatte, versuchte die vier Flüchtigen aufzuhalten, die sich mit überhöhter Geschwindigkeit mit dem Lieferwagen davon machten. Medina hatte nur die Erfüllung seiner Pflicht vor Augen und achtete nicht auf die Gefahr, als er die Männer aufforderte, sich zu ergeben. Anstelle einer Antwort durchlöcherten sie ihn mit einer Salve, die ihn auf der Stelle tötete. Die ältere Frau, die von den Tätern umgebracht worden war, konnte als Norma Bertol identifiziert werden, eine pensionierte Lehrerin … Wir zeigen Ihnen nun die vier Fahndungsbilder der Mörder. Sollten Sie einen von ihnen erkennen, nehmen Sie bitte sofort Kontakt mit dem Kommissariat ihres Quartiers auf oder wenden Sie sich an den nächsten Polizeiposten.«
Ich dachte daran, dass in dieser Scheißstadt kein Polizeiposten weiter als fünfzig Meter entfernt war. Auf dem Bildschirm sah man das erste Porträt. Es war ein Marsmensch mit einer unbeschreiblichen Nase und ein Auge lag höher als das andere. Die Ohren sahen aus wie Fledermausflügel, das Haar wie Schafswolle.
Soweit brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, sagte der Luzide, alles läuft bestens.
Der zweite war vermutlich der Dicke. Er sah aus wie ein Seelöwe mit Krätze … »Ein Schwarzer von mittlerer Statur und übergewichtig«, sagte der Sprecher. Der Dicke war weißer als die Titten einer Nonne.
Der dritte Mann schielte. Er hatte eine Adlernase und den Mund einer Cabaret-Nutte. Er hatte helle Augen, weshalb ich annahm, dass es der Kleine Italo war. Aus einem Grund, der uns beiden unbekannt war, fehlte ihm ein Ohr.
Der Luzide und ich überschlugen uns vor Lachen.
Der vierte war ohne Zweifel das Fischgesicht, nur dass er ein Leguangesicht mit Zuhälter-Backenbärten hatte und kahl war.
Die Nona kam mit der Minestrone herein. Die Suppe schmeckte vorzüglich wie immer.
In ein paar Stunden werden sie
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