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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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den Pfarrer haben, sagte der Luzide. Und dann brauchen sie uns nur noch zufassen. Lass uns nach Uruguay gehen.
    »Ich muss zuerst die Sache mit Leon David erledigen.«
    Sie werden Roxana schon gefunden haben. Mit ein bisschen Glück hängen sie es dem Franzosen an, aber du hast überall Blutspuren hinterlassen. Bete, dass der Franzose die gleiche Blutgruppe hatte wie du. Aber wenn sie dich zufassen kriegen, werden sie dir so viele Elektroschocks verpassen, dass du die Marseillaise auf Jiddisch singst.
    »Sie haben mich bereits in allen Sprachen singen lassen. Ich denke nicht daran, mich ihnen lebend auszuliefern, Luzider.«
    Und ihr habt einen Bullen getötet. Du weißt, womit man dafür bezahlt, Carlitos. Liefere dich ihnen nicht aus.
    Der Dicke und der Nono kamen zurück. Sie diskutierten angeregt miteinander.
    »Wo hast du gesteckt?«, wollte die Nona wissen. »Wieso hast du mir nichts davon gesagt, dass du später zurückkommst?«
    »Nona, Imperatore musste einen Camione besorgen, und ich habe ihn begleitet. Beruhige dich.«
    Der Nono nahm eine 45er aus seinem Hosenbund und legte sie auf die Kommode.
    »Und eine Waffe trägt er auch noch!«, schrie die Nona. »Er ist verrückt geworden! Mein Gott, er ist verrückt!«
    Die Nona verschwand betend und unter Tränen in die Küche. Als sie bei der Türe war, schrie sie:
    »Esst wenigstens etwas, bevor ihr geht! Schaut euch mal diesen Jungen an. Er ist abgemagert wie ein Gespenst! Ich mache euch etwas Kleines zum Knabbern, der Junge muss bald gehen.«
    Der Dicke nahm einen Overall aus seinem Jutesack, der ebenso schmutzig war wie sein eigener. Er warf ihn auf den Boden neben das Bett.
    »Deine neue Uniform«, sagte er. »Du bist ins harte Geschäft der Müllmänner eingestiegen, die man auch Schlammsäcke nennt.«
    Ich zog mir den Overall über, der nach Öl, Schweiß und Müll roch, und wir setzten uns zu dritt in den Patio. Die Nona brachte uns Mozzarella, gefüllte Oliven, Brot und Wein. Weinend verschwand sie wieder in der Küche, wo wir sie beten hörten.
    »Sie wird jeden Tag verrückter«, sagte der Nono. »Momentan ist sie dem Beten zugetan. Ich glaube, jedes Mal, wenn sie in den Fernsehnachrichten die Schießereien und die Bomben sieht, erinnert sie sich an unseren Krieg, auch wenn sie damals noch sehr jung war. Diese Schuhe sind zu schick für einen Müllmann.«
    Er lieh mir ein Paar Espadrillen, die mir passten.
    »Nono, ich gehe mich von der Nona verabschieden.«
    La Nona kniete auf dem Küchenboden und betete den Rosenkranz. Als sie mich sah, weinte sie noch mehr.
    »Aber Nona, stehen Sie auf. Der Boden ist hart und kalt. Sie wollen doch nicht etwa krank werden?«
    »Ich bitte Gott darum, dass er mich vor jedem von euch zu sich nimmt. Ich würde sowieso sterben, wenn sie einen von euch tot nach Hause bringen. Ich würde sterben, sobald ich den Toten sähe.«
    Ich half ihr auf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Wir umarmten uns, und ich ließ sie weinend in der Küche zurück.
    »Pass auf sie auf, Nono«, sagte ich. »Sie ist sehr aufgeregt. Geh doch mit ihr ins Kino.«
    »Wir sehen uns, wenn ihr zurückkommt«, sagte er. »Sei vorsichtig! Nimm dich in Acht vor den Frauen und den Drogen, und du wirst hundert.«
    Mit seiner Umarmung brach er mir beinahe die Rippen. Wir küssten uns. Dann schlossen sich der Dicke und der Nono in die Arme und gaben sich gegenseitig Klapse auf die Schulter, die ein Pferd getötet hätten.
    »Imperatore, pass auf diesen Hohlkopf auf! Wenn ihr zurückkommt, schaut zuerst bei uns rein, und wir essen Ravioli.«
    »Sicher, Don De Mare, sicher. Danke für alles. Grüßen Sie die Señora von mir.«
    Der Nono begleitete uns zur Tür, die Pistole unter der Jacke. Er blieb im Türeingang stehen, bis er uns in den Lastwagen steigen und wegfahren sah. Er winkte uns mit seiner rechten Hand zu. Er sah irgendwie komisch aus. Ein riesiger Alter mit klarem Blick, der eine buddhistische Ruhe ausstrahlte, mit seiner Baskenmütze, dem Halstuch und seinen nackten Füssen. Bevor er die Tür schloss, schrie ich ihm zu:
    »Nimm sie mit ins Kino, Nono, und danach in die Pizzeria!«
    Er sah müde aus, als er mit dem Kopf nickte und uns bedeutete weiterzufahren.

16
    Der Dicke fuhr sachte. Ich spürte leichte Schmerzen im Bein und fühlte mich ein bisschen niedergeschlagen.
    »Hast du deine Schießeisen dabei?«, fragte mich Tito.
    »Ja. Im Hosenbund. Ich trage unter dem Overall eine Hose und ein Hemd.«
    »Du lernst dazu, mein Junge, du lernst dazu.

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