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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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er zwei Meter, inzwischen war er um zehn Zentimeter geschrumpft. Er war nicht dick, wog aber trotzdem über hundert Kilo. Seine Hände sahen aus, als wären sie in Stein gemeißelt. Er war mal Gewerkschafter und der kräftigste Dockarbeiter im Hafen von Buenos Aires gewesen. Bei einem Streik hatte er das Pferd eines Polizisten mit einem Faustschlag zwischen die Ohren niedergestreckt. Der Hut des Polizisten hing noch immer an seiner Wäscheleine. Nono trug stets eine schwarze Baskenmütze und ein Halstuch, aber ging seit seiner Pensionierung barfuß, weil es gut sei für die Gesundheit, wie er sagte. »Ein Mann muss immer kalte Füße haben und ein warmes Herz«, pflegte er uns zu sagen. »Das ist das Geheimnis der Manneskraft. Sokrates selbst hat das gesagt. Er ging sogar im kalten Winter von Athen barfuß.«
    Ich stellte mich vor ihn hin und nahm ihm das Sonnenlicht weg. Sofort öffnete er seine blauen Augen.
    »Carlito! Wo warst du? Zieh deine Schuhe aus. Wer ist dein Freund? Ein Docker?«
    »Nein. Er ist kein Docker, Nono, er ist Mechaniker. Er ist mein Geschäftspartner in der Autowerkstatt. Sein Name ist Tito Imperatore.«
    »Er sieht aus wie ein Docker. Möchte er nicht als Docker arbeiten? Zieht die Schuhe aus, bitte.«
    Meine rechte Socke war blutgetränkt, und ich hinterließ Spuren auf dem Boden des Patio. Der Nono sah es sofort.
    »Imperatore!«, sagte er zum Dicken. »Hol zwei Stühle, von den metallenen hinten im Patio.«
    Dann zu mir: »Was hat der Imperatore in diesen Säcken?«
    »Zwei Pistolen, Nono.«
    »Imperatore! Leg die Waffen in den Blumentopf und geh und verriegle die Tür des Korridors.«
    Der Dicke tat unverzüglich, wie ihm geheißen wurde und ging in den Korridor. Er schien ein bisschen nervös zu sein, dass er eine so bekannte Persönlichkeit kennen lernte.
    »Wo ist die Nona?«
    »In der Küche. Verrückter denn je!«
    »Ich will sie begrüßen.«
    Ich trat in die Küche. Da stand die Nona zwischen ihren Kochtöpfen, schwarz gekleidet wie immer, kleiner denn je. Sie dürfte kaum mehr als vierzig Kilo gewogen haben. Sie sah aus wie ein Spatz.
    »Guten Tag, Señorita. Wären Sie vielleicht imstand, mir einen Kuss zu geben?«, sagte ich galant.
    Mit einem Messer in der Hand drehte sie sich um und schaute mich mit ernstem Blick und zusammengekniffenen Augen an. Sie war kurzsichtig und sprach immer nur Kalabresisch.
    »Carlito!«, rief sie und ließ das Messer fallen.
    Ich küsste sie auf die Stirn, kniete mich trotz meiner Schmerzen nieder und küsste ihr die Hände.
    »Krimineller, ungehobelter Kerl, Elender!«, schalt sie mich auf Kalabresisch, tat, als wollte sie mich ohrfeigen, und küsste mich auf die Stirn.
    Ich spürte, dass ich das Bewusstsein verlor, und ergriff ihre Schenkel. Ich hörte gerade noch ihren Schrei:
    »Nono! Nono! Er ist tot!«
    Ich erwachte im Bett von Nono und Nona, die frischen Leinenlaken dufteten nach Lavendel. Die Nona saß neben mir am Kopfende des Bettes und redete mit mir.
    »Wer hat dir das angetan, Carlitos, mein Sohn? Meine Enkel werden nicht einmal die Augen dieses Typen verschonen, damit er nicht weinen kann. Ich bringe ihn um! Ich bringe ihn um! Iss diese Suppe.«
    Sie reichte mir einen Teller gut gewürzter Suppe, sie weinte und betete und lachte.
    »Nono! Nono! Er lebt!«, schrie sie.
    Ich bemerkte, dass mein rechter Oberschenkel einbandagiert war. Ich hatte keine Schmerzen. Der Nono und der Dicke kamen herein.
    »Endlich aufgewacht. Du hast nichts Ernsthaftes. Du hattest mehr Glück als die Faschisten. Nona, bring ihm Wein. Imperatore, nimm auch ein Glas, es ist ein ganz leichter, von der Küste.«
    Wir stießen auf meine baldige Genesung an, und der Nono pries meine eiserne Gesundheit.
    »Proprio come il nonno! Genau wie dein Großvater! Ein kräftiger Typ mit viel Mut und ein guter Freund. Schade, dass er später auf Morphium war. Kennst du das Morphium? Ein Dreckszeug, das sie sich spritzen. Und sehr schlecht für die Salute. Er verlor seine körperliche Kraft, aber nicht die Moral! Und dann die Frauen. Die Frauen sind schlimmer als die Vipere, Carlito!« Er warf der Nona einen Blick zu, und sie nickte mit dem Kopf.
    »Ich sage dir das aus Erfahrung. Warum heiratest du nicht, wenn diese widerliche Geschichte vorbei ist? Heirate eine, die ehrlich ist. Ob sie schön ist, spielt keine Rolle. Die schönen Frauen sind zu nichts nütze, sie haben es nicht nötig zu arbeiten, alles Putane. Die Hässliche muss lernen zu arbeiten, denn sie wird von

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