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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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niemandem unterhalten. Sie wird ehrlich, treu, arbeitsam sein. Als ich diese da kennen lernte«, er deutete mit der offenen Hand auf die Nona, »war sie hässlicher als ein toter Hund. Ich, ich will nicht angeben, war jung, groß gewachsen, alle Frauen wollten mit mir vögeln, tutte. Aber ich lernte diese da kennen und änderte mein Leben. Inzwischen habe ich Enkel. Alles Studenti.«
    »So ist es, Carlito, so ist es«, sagte die Nona.
    »Nono«, sagte ich zu ihm, »ich verspreche dir, sobald wir aus all dem heraus sind, heirate ich das hässlichste, fetteste und dreckigste Mädchen von ganz Buenos Aires. Eine Italienerin, naturalmente.«
    Wir lachten alle. Die Nona deckte sich das Gesicht zu und gab seltsame Schreie von sich.
    »Heirate bloß keine Französin!«, sagte der Nono. »Alles Putane! Was für ein Kerl, dieser Carlito!«
    Wir witzelten noch eine Weile, dann wollte ich aufbrechen.
    »Dicker, wir müssen diesen Jungen suchen gehen, es wird sonst dunkel, bis wir da sind.«
    »Wo willst du nachts um diese Zeit hin mit deinem kaputten Bein? Bleib einen Tag bei uns, sonst beginnt die Wunde wieder zu bluten.«
    »In einer Stunde bin ich mit dem Lastwagen zurück«, sagte Tito.
    Der Nono begleitete den Dicken hinaus. Die Nona begann leise zu weinen.
    »Nona, sei nicht traurig. Es bedrückt mich, dich so zu sehen.«
    »Es bedrückt dich, Carlito? Mein Vater und mein Bruder wurden in Kalabrien umgebracht. Wir kamen nach Argentinien, meine Mutter, zwei Brüder und ich. Wir dachten, wir würden hier Land bebauen, ich weiß nicht. Es gibt so viel Land hier! Ich war schon mit acht eine gute Schneiderin, meine Mutter war noch besser und darüber hinaus kochte sie wie eine Göttin. Alles, was sie mit ihren Hände berührte, wurde zu Gold. Einer meiner Brüder wurde bei einem Streik getötet, der andere bei einem Überfall. Der Nono verbrachte die eine Hälfte seines Lebens hinter Gittern und die andere im Kampf gegen die Bosse im Hafen. Er war immer nur bewaffnet unterwegs. Jedes Mal, wenn er das Haus verließ, sagte er mir, er gehe zur Arbeit. Ich glaubte es nicht, aber ich tat so, als würde ich es ihm abnehmen, und bereitete das Abendessen vor. Jedes Mal, wenn er aus dem Haus ging, hatte ich das Gefühl, er kehre nicht zurück, sie würden ihn umbringen. Zu jener Zeit wurden so viele Leute umgebracht. Genau wie heute. Er war schön, groß, stark, und hat mich immer behandelt wie eine Prinzessin. Er hat mich ein einziges Mal geschlagen, als ich an einem Hochzeitsfest mit einem Schönling tanzte. Zwei Tage später hat man den Schönling tot auf der Straße gefunden. Zu Tode geprügelt. Er hat mir nie Hörner aufgesetzt, als Frau wäre mir so etwas nicht entgangen. Dann kamen die zwei Söhne. Jedes Mal, wenn ich mit ihnen das Haus verließ, besuchten wir den zoologischen Garten, die Lagune La Salada, die Costanera Sur, um Fleisch vom Grill zu essen, den botanischen Garten. Ich fühlte mich so gut, wir hatten ein so ruhiges Leben. Aber dann begannen sie, ohne mich auszugehen, und mit der Ruhe war es vorbei. Bald merkte ich, dass die Jungs Waffen trugen. Einen töteten sie im Hafen von Rosario, der andere heiratete und hatte Kinder, die dich lieben wie einen Bruder. Es sind deine Freunde, sie haben dich in dieses Haus gebracht. Du weißt bestens über alles Bescheid. Der Große Italo hat geheiratet, aber der Kleine Italo hat den Kopf noch immer voller Dummheiten. Jedes Mal, wenn ich einen Mann aus meinem Haus gehen sehe, habe ich das Gefühl, er werde getötet … Mein Gott, welche Angst ich ausstehen musste, wenn ich den Großen Italo und dich aus dieser Tür gehen sah! Und da fragst du mich, wieso ich weine! Wieso müssen sich die Männer gegenseitig umbringen? Seid ihr verrückt? Wir Frauen, wir hassen uns, wir stehlen einander die Ehemänner und Freunde, wir lästern übereinander, aber wir gehen doch nicht hin und töten einander auf der Straße … Heilige Jungfrau!«
    »Aber Nona …«, entgegnete ich, und konnte die Tränen ebenfalls nicht zurückhalten, »es ist nicht ganz so schlimm, wie Sie es beschreiben. Sie werden sehen, ich heirate, im nächsten Jahr will ich heiraten, Nona. Suchen Sie ein anständiges Mädchen für mich, ich komme zurück, ich schwöre es!«
    Die Nona begann herzzerreißend zu weinen, und sie konnte eine Zeit lang nicht mehr sprechen, dann schrie sie förmlich:
    »Nein, Carlito! Du wirst nicht zurückkommen!«
    Mit einem Taschentuch, das sie im Ärmel trug, wischte sie sich die Tränen und

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