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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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muss ich einen Sklaven anstellen?«
    »Wenn wir langsam gehen, kein Problem.«
    Ich steckte die Hand in den Overall und betastete die Wunde. Sie blutete leicht. Ich kotzte Galle aus dem Fenster.
    »Wir lassen den Laster hier in dieser Garage stehen«, sagte Tito, »dann gehen wir zu Fuß zur Mülldeponie. Wir sagen ihnen, sie sollen einen Ölwechsel machen und die Bremsen kontrollieren. Wir haben nur einen Schlüsselbund, und der bleibt hier. Falls wir uns trennen müssen, wissen wir, wo die Karre steht. Falls sie einen von uns abknallen, ebenfalls … Wenn sie uns beide abknallen, wird der Mechaniker Mendoza den Laster zurückgeben.«
    Wir kamen ans Ende der asphaltierten Straße, es führte nur ein lehmiger Weg weiter. Die Häuser konnte man nicht mehr als Häuser bezeichnen. Es waren unvorstellbare Konstruktionen aus Holz und Karton, die mit Flicken aus Blech von Konservenbüchsen aller Art übersät waren.
    »Komm, Carlitos, wenn uns diese Leute nicht für Müllsammler halten, werden sie uns nicht passieren lassen.«
    »Guten Tag, Jungs! Wollt ihr zur Mülldeponie?«
    Es war ein riesiger Schwarzer, groß gewachsen und kräftig. Er hatte den Körper eines Boxers. Viele der Müllsammler waren Boxfanatiker. Sie trainierten, indem sie hinter den Müllwagen her rannten und die vollen Abfallkübel zu einem Typen hievten, der oben auf der Ladefläche hockte, bis zu den Eiern in der Scheiße, und die leeren Kübel wieder hinunterschmiss. All das bei fahrendem Laster.
    Da ich nicht reagierte, wandte er sich an Tito.
    »Guten Tag, wir sind gekommen, um uns ein bisschen mit dem Kern zu unterhalten. Ist er um diese Zeit da?«
    »Der Kern ist immer da, er geht nie weg.«
    »Hab ich dich nicht im Boxclub Almagro kämpfen gesehen? Muss etwa einen Monat her sein?«, sagte Tito.
    »Ach ja?«, sagte der Schwarze vergnügt. »Und? Wie war ich?«
    »Gut, mein Junge. Du hast ihm recht einen auf die Rübe gegeben. Wieso hast du ihn nicht in der vierten Runde fertig gemacht? Er konnte kaum mehr stehen.«
    »Weil die Wetten auf die sechste liefen, Dicker.«
    Wir lachten alle drei.
    »Nächsten Samstag habe ich wieder einen Kampf. Gegen einen Paraguayer. Er sagt von sich, er sei sehr gut, aber das bin ich auch, also mach ich mir keine Sorgen.«
    »Trainierst du?«, fragte Tito mit väterlicher Sorge.
    »Sicher, mein Lieber! Wer in diesem Beruf nicht trainiert, der dreht mit der Zeit durch.«
    »Gut. Wir gehen dann, wir sind schon ein bisschen spät dran. Wir sehen uns am Samstag, nicht, Carlitos? Komm, gehen wir.«
    »Sicher, Dicker«, pflichtete ich ihm bei, »ich bin schon lange nicht mehr an einem Boxkampf gewesen.«
    Wir grüßten ihn und machten uns auf den Weg.
    »Wieso weißt du, dass er einen Kampf im Almagro hatte, Dicker?«
    »Weil ich den Kampf gesehen habe, Blödmann. Ich wollte ein bisschen mit ihm quatschen, damit er sich beruhigt und nicht auf die Idee kommt, wir seien Bullen, oder wollten Abfall klauen, einen von ihnen entführen oder abknallen. Na ja, die Bullen wagen sich gar nicht in diese Gegend. Es gibt ein Abkommen. Sie laden ihre Leichen hier ab, und die Müllsammler verbrennen sie. Jeder macht seinen Job, ohne dem andern dumme Fragen zu stellen.«
    Wir gingen auf dem Weg weiter, die Abfallberge am Wegrand wurden größer und größer und bildeten bis zu drei Meter hohe Klippen. Die Rauchschwaden blieben in der Luft hängen und wurden zu dichtem Dunst. Der Boden, auf dem wir gingen, war übersät mit Abfall, der von Lastern platt gedrückt worden war.
    »Was für ein Scheißgeruch, Dicker! Wie kann der Typ hier leben?«
    »Wenn du dich davor ekelst, mein Süßer, dann warte mal, bis du die verbrannten Leichen siehst.«
    »Werden es viele sein?«, fragte ich ihn.
    »So viele du willst, mein Junge, so viele du willst.«
    Die Dunstschleier wurden dichter, da und dort konnte man einen abgestorbenen Baum sehen. Ich kotzte wieder Galle. Die Sache war mir langsam nicht mehr ganz geheuer. In etwa zwanzig Meter Entfernung konnte ich in den Dunstfetzen ein paar krumme Pfähle ausmachen, die ein Zinkblech trugen. Unter dem improvisierten Dach sah ich diffuse Bündel und Schatten, konnte aber nichts Genaues erkennen.
    »Warte einen Moment, hier gibt es einen Hund, der schlimmer ist als die Lepra«, sagte der Dicke und ging einige Schritte voraus.
    »Kern!«, schrie er.
    In diesem Augenblick löste sich aus dem Dunst ein riesiger, knurrender und bellender schwarzer Hund. Er schoss auf Tito zu, aber der blieb regungslos stehen,

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