Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
Vom Netzwerk:
auf der Hut sein, dass du nicht von anderen Müllsammlern beklaut wirst. Aber im Moment ist das Problem, dass sie mir ihre Leichen hierher bringen. Früher oder später werde ich mit ihnen Ärger bekommen.«
    Ich spürte, dass sich mein Zustand verschlechterte, und wollte mich auf dem Gipfel kurz ausruhen, während die anderen beiden ins düstere Tal hinunterstiegen. Neben dem Schwindelgefühl spürte ich nun auch ein Gefühl der Kälte in meinen Schenkeln, und ich hatte weiterhin diese Schweißausbrüche. Als ich die beiden den Abhang hinunter verschwinden sah, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich vernahm hinter meinem Rücken ein unbekanntes Geräusch, das sich mir schnell näherte, und hörte auch gehetzte Atemzüge. Ich wollte das Schießeisen ergreifen, aber mein Overall war zu und ich schaffte es nicht, ihn zu öffnen. Ich duckte mich in die Scheiße und schaffte es irgendwie, einen Arm schützend vor mein Gesicht zu halten und mich umzudrehen. Es war der schwarze Hund, der die Steigung in großen Sätzen nahm und dabei bis zum Brustkorb im Schatz des Kerns versank. Ohne mich anzusehen, rannte er an mir vorbei und den Hügel hinunter seinem Herrn hinterher.
    Ich hatte starken Schüttelfrost, doch ich fand das Kokain in dem vollkommen verschmutzten, öligen Umschlag und zog mir ein paar Linien.
    »Carlitos!« Es war die Stimme des Dicken. »Was ist los? Glaubst du, jetzt ist der beste Moment, um zu scheißen, Dummkopf.«
    »Ich komme schon!«, rief ich, strauchelte und rollte den Abhang hinunter.
    Ich rutschte sechs bis sieben Meter über die schräge Fläche, bevor ich den Kern und Tito sehen konnte. Der Hund kam auf mich zu und leckte mir das Gesicht, bevor er wieder im Müll verschwand und Luftsprünge machte wie ein Müll-Delfin. Er war glücklich, weil wir ihn auf einen Spaziergang mitnahmen.
    Die beiden machten sich über mich lustig. Der Dicke packte mich beim Kragen und stemmte mich in einem Zug hoch.
    »Was ist los mit dir? Hast du wieder Schmerzen im Bein?«
    »Nein, Dicker. Ich musste eben mal pissen und habe mich verirrt.«
    Das Bein schmerzte mich nicht, aber es blutete noch immer. Ich dachte daran, dass ich den Kleinen oder den Basken besuchen wollte, nachdem wir die Leichen inspiziert hatten. Dank dem Koks war ich wieder ziemlich auf Draht. Wir gingen weiter.
    Der Hund lief vorneweg, rannte wieder zurück, machte dauernd seine verrückten akrobatischen Sprünge und sah dabei etwas lächerlich aus. Dann plötzlich, außer Sichtweite, bellte er zweimal kurz.
    »Er ist aufgeregt«, sagte der Kern. »Er muss eine gefunden haben.«
    Wir gingen zu der Stelle, wo der Hund war, und sahen, wie er eine Puppe beschnupperte, die zur Hälfte mit Müll bedeckt war. Wir konnten einen Teil des Kopfes, des Rückens, eines Beins und schwarze Hinterbacken ausmachen. Es war eine Schaufensterpuppe.
    »Hör auf, Kern!«, sagte ich. »Mach keinen Scheiß. Ich sagte dir, dass ich jemanden suche, Idiot!«
    Ich dachte, der Kern und Tito machten sich über mich lustig.
    Den Dicken würde ich nicht ins Straucheln bringen, aber ich beschloss, dem Kern ins Bein zu schießen. Der Hund war mir schon halbwegs sympathisch, aber ich wollte mich nicht erweichen lassen.
    »Glaubst du etwa, ich sei hier, um herumzualbern, du Idiot?«, sagte der Kern und schaute mir gerade in die Augen, während er auf mich zukam. Er legte die Hand auf seine 45er, ließ sie aber stecken. Der Hund witterte etwas und bellte. Der Kern sagte zu mir:
    »Okay Tarzan, schau, was wir für dich ausbuddeln.«
    Er ging auf die Schaufensterpuppe zu und zog sie an einem Arm, der zur Hälfte von etwas verdeckt war, das nach verfaulten Mangold- oder Kopfsalatblättern aussah. Er zog kräftiger, und die Puppe kam langsam aus dem Schmutz heraus. Er zog sie zu mir hinüber. Sie war steif und schien aus dunklem Holz geschnitzt. Man sah, dass es sich um einen Mann handelte, obwohl sie ihm das Geschlecht und die Hände abgeschnitten und ihn mit einem Schweißbrenner verbrannt hatten. Ich öffnete seinen Mund, der sich wie Karton anfühlte. Alle Zähne waren herausgebrochen worden, aber seine oberen Schneidezähne waren nicht die Prothesen gewesen, nach denen ich suchte.
    »Tut mir leid, Bruder, ich bin ein Idiot«, sagte ich zu dem Jungen.
    »Folge mir, Junge, ich will dir noch ein paar meiner Schützlinge vorstellen.«
    Einer von ihnen war sehr aufgedunsen. Es sah aus, als hätte er den Mund voller Luft, wie der schwarze Trompeter, den ich als Kind in Buenos Aires hatte

Weitere Kostenlose Bücher