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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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wo er war. Das Tier näherte sich ihm noch ein paar Schritte, knurrte Furcht erregend, runzelte seine Nase und bleckte seine Angst einflößenden Reißzähne.
    »Wer bist du?«, schrie jemand aus dem Dreck heraus.
    »Ich bin es, Idiot! Tito! Ich bin hier mit einem Freund. Ruf deinen Schwarzen zurück, bevor er von uns nichts als Fransen übrig lässt!«
    »Negro!«, sagte die Stimme. »Komm hierher!«
    Der Hund rannte auf das Zinkdach zu, und der Dicke bedeutete mir, ihm zu folgen.
    Als wir näher kamen, erkannte ich einen Gasbrenner, auf dem ein Kochtopf stand, einen Tisch inmitten ein paar klappriger Stühle, ein zugedecktes Fass, ein Transistorradio und einen Hund, der am Boden saß und uns aufmerksam beobachtete. Der Kern nahm gerade einen Zug Mate. Ich erkannte ihn kaum wieder. Er hatte um die zwanzig Kilo zugenommen, seine Wimpern waren zwei narbige Linien mit vereinzelten verklebten Haaren. Er hatte Ohren wie Blumenkohl. Die Nase ließ sich nicht beschreiben. Sein Oberkörper war unbekleidet.
    »Das ist ein sehr guter Freund«, stellte mich Tito vor. »Er ist Tomassinis Enkel. Erinnerst du dich an Tomassini?«
    »Wie könnte ich den vergessen, meine dicke Salami! Ist er dein Partner in der Autowerkstatt?«
    »ja, Carlitos. Carlitos, ihn kennst du ja, nicht?«
    »Sicher, Champion«, sagte ich zu Kern. »Ich habe alle deine Kämpfe gesehen. Ich erinnere mich besonders gut an den in Tokio, gegen diesen Japaner.«
    Er erhob sich und wir gaben uns die Hand. Seine war schwielig und kräftig, aber so wie es die Leute vom Land oft tun, drückte er meine kaum.
    »Trinkt ein bisschen Mate«, lud uns der Kern ein.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte der Dicke. »Wir suchen jemanden.«
    »Und nach den Gesichtern zu urteilen, die ihr rumtragt, sucht jemand euch, nicht wahr? Was zum Teufel wollt ihr hier? Es gibt nur den Hund und mich.«
    »Wir suchen eine Leiche, Kern«, sagte Tito.
    »Eine Leiche«, lachte er. »Ich betreibe hier eine Filiale der Gerichtsmedizin, mein Junge! Und warum sucht ihr ihn, falls die Frage nicht zu indiskret ist? Das wird euch Ärger bringen.«
    »Es ist ein Familienangehöriger einer Freundin von Carlitos. Ein Schlappschwanz. Wir wollen wissen, ob sie ihn abgeknallt haben oder nicht. Es geht um viel Geld, eine Erbschaft.«
    »Wann ist er verschwunden?«
    »Letzten Sonntag«, sagte ich. »Sie haben ihn bereits um zwei Uhr nachmittags geholt.«
    »Ihr habt Glück, Jungs, denn seit Sonntag versuche ich von diesen Dreckskerlen Benzin zu bekommen, aber sie haben es mir noch nicht geliefert. Mit Diesel brennen die Leichen nicht richtig. Versteht ihr? Aus diesem Grund habe ich bis jetzt nicht eine einzige verbrannt. Ich bin im Streik, Dicker«, lachte er. »Diese Dreckskerle kommen zu mir, laden sie hier ab, und ich soll sie für sie verbrennen. Zum Glück konnte ich erreichen, dass sie mir das Benzin liefern. Stell dir vor, wenn ich nicht für sie arbeiten müsste. Das Problem für euch wird sein, ihn zu identifizieren. Denn die, die sie hierher bringen, sind schon ziemlich verstümmelt … Versteht ihr? Manchmal schneiden sie ihnen die Hände ab, verbrennen ihnen das Gesicht mit einem Schweißbrenner, nehme ich an, und durchlöchern ihre Köpfe mit Kugeln. Nun, ihr werdet sehen, dass es nicht einfach ist, sie zu identifizieren. Glücklicherweise werfen sie alle mehr oder weniger auf den gleichen Haufen. Stell dir vor, es wäre sonst absolut unmöglich, hier Leichen zu finden.« Er deutete mit der offenen Hand auf den Nebel.
    »Da kann man verrückt werden«, meinte der Dicke verständnisvoll.
    Wir folgten dem Kern auf einen riesigen, in der Dunkelheit liegenden Berg. Wir versanken bis zu den Knien im Müll. Das hier war der wahrhaftige Dschungel.
    »Gebt Acht auf die Büchsen, Drähte und Scherben, Jungs. Wer sich hier einen Schnitt zuzieht, der hat einen Tetanus auf Nummer sicher! Es sei denn, es würde euch gefallen mit den Händen winkend zu sterben.«
    Er lachte über seinen eigenen Witz. Ich setzte mich hin, weil ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Kalter Schweiß war auf meiner Stirn, und ich fühlte mich schwach und schwindlig. »Der Blutverlust«, dachte ich.
    Kaum waren wir oben auf dem Abfallberg angekommen, stieg der Junge bereits wieder ins nächste Tal hinunter.
    »All das gehört mir«, sagte er mit einem Lachen. »Dieses ganze Gebiet, durch das wir hindurchgehen, ist mein Müll. Es sieht vielleicht nicht danach aus, aber hier liegt viel Geld. Du musst allerdings sehr

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