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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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spielen sehen. Sein Bauch war eine riesige Kugel. Man hatte ihm Stacheldraht um den Hals gewickelt und seine Hände damit auf dem Rücken zusammengebunden. Ich öffnete seine dunklen Augen.
    »Der ist es auch nicht«, sagte ich, während ich wieder Galle kotzen musste.
    »Du bist dir wohl den Anblick von Leichen nicht gewöhnt, was?«, meinte der Kern. »Folge mir, du wirst dich schon daran gewöhnen.«
    Wir schauten uns noch fünf weitere Leichen an. Die einen hatten keine Hände, die anderen nahezu keinen Kopf mehr, andere hatte gebrochene Beine, leere Augenhöhlen. Sogar ein Bein fanden wir, vom Besitzer keine Spur.
    Ich erkannte ihn an der Narbe an den Augenbrauen und, obwohl sie ihm alle Zähne herausgeschlagen und die Lippen mit einer Schere abgeschnitten hatten, an den fehlenden Wurzeln der oberen Schneidezähne und dem vernarbten Oberkiefer. Er lag bis zur Gürtellinie zwischen verfaulten Orangen.
    »Helft mir, ihn herauszuziehen«, sagte ich. »Mir scheint, dieser hier ist es.«
    Für Tito und den Kern, die beide kräftiger waren als ich, war es eine ziemliche Anstrengung, ihn aus dem Müll zu ziehen. Sie hatten ihm das Geschlecht zwar nicht abgeschnitten, aber es war völlig zerfetzt. Die Narben der Blinddarmoperation und des offenen Beinbruches waren da. Ich öffnete ihm die Augen, und obwohl sie mit dem Schweißbrenner angesengt waren, sahen sie blau aus oder mindestens hell. Auf dem Scheitel und auf den Backen hatte er keine Haare mehr, und die Ohren fehlten. Ich drehte ihn auf den Bauch und sah, dass ihm im Nacken noch ein paar angesengte Haare übrig geblieben waren, von denen einige rot waren.
    Ich stand auf und sah ihn mir an. Statur, Gewicht und Hautfarbe schienen zu stimmen.
    »Das ist er«, sagte ich und kotzte noch mehr Galle.
    »Dann verschwinden wir von hier, Carlitos«, sagte der Dicke. »Jetzt, wo du weißt, dass er tot ist. Lass uns jetzt mal an uns denken, oder willst du ihn etwa begraben? Wenn du willst, bringen wir ihn mit dem Müllwagen in die Synagoge!«
    »Versteckt euch, ihr Drecksäcke, da sind sie!«, sagte der Kern.
    Wir trennten uns und versteckten uns im Nebel. Erst jetzt konnte ich oben auf dem Müllberg das schwere Motorengeräusch hören. Ich konnte den Fahrweg nicht erkennen, aber ich hörte, wie der Kern jemanden grüßte.
    »Bringst du mir endlich das Benzin, verdammt noch mal! Die Typen hier beginnen langsam zu verfaulen«, sagte der Ex-Boxer.
    »Wir haben dir dort oben zwei 40-Liter-Kanister abgeladen. Jetzt mach schon Platz, wir haben ein paar weitere Kunden für dich«, antwortete die Stimme.
    Der Motorenlärm schwoll an und der Laster kippte seine Fracht hinten ab. Mehrere Bündel fielen herunter.
    »He!«, schrie der Kern. »Passt ein bisschen auf, dass ihr sie nicht überall verstreut deponiert. Ich will sie nachher nicht einzeln suchen gehen! Werft sie mir alle hierhin, oder ich verbrenne sie euch nicht mehr!«
    »Okay, Champion, okay. Reg dich nicht auf. Sie schicken manchmal neue Jungs vorbei, die keine Ahnung haben und sie irgendwohin kippen. Beruhige dich. Wir gehen wieder. Mach dir mit dieser Ladung ein paar Würste.«
    »Ihr bringt mir in letzter Zeit viele Kunden her.«
    »Ai! Schon bald wirst du damit nicht mehr alleine fertig werden. Such dir ein paar Jungs, denen du vertrauen kannst, denn alleine wirst du es nicht mehr schaffen. Nun, wir haben noch andere Orte, wo wir sie hinkippen können, also beruhige dich. In zwei bis drei Monaten werden es wieder weniger sein.«
    Ich kroch einige Meter durch den Müll, bis ich ihn schließlich erkennen konnte. Er trug eine Automatik.
    »Versucht mir nicht allzu viele hierher zu bringen, mein Lieber. Wo soll ich zwei Jungs hernehmen, denen ich vertrauen kann? Der Einzige, dem ich vertrauen kann, ist der Hund da.«
    »Du hast Recht, Kern, du hast Recht.«
    Sie verabschiedeten sich, und das Geräusch des Motors verlor sich.
    »Ihr könnt wieder hervorkommen, Jungs. Sie haben mir nochmals fünf hingekippt. Verdammte Scheiße! Ich sage euch, eines Tages werde ich Ärger mit ihnen bekommen. Wieso kippen sie die Leichen nicht vor den Regierungssitz? Schau, diesem Trottel haben sie den Kopf geklaut, nun, wenigstens den größten Teil davon. Sie durchlöchern sie mit der Maschinenpistole.«
    Als wir uns näherten, sahen wir die neuen verstümmelten und angebrannten Leichen. Ich erbrach wieder Galle und fiel auf die Knie. Ich fühlte, dass ich ohnmächtig wurde.
    »Da sieht man, dass der Junge den Anblick von Leichen nicht

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