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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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ihm leichter, als eine schöne Frau zu umwerben.
    »Aber Anne, es ist sehr wichtig.« Er zwinkerte ihr zu.
    »Ich krieg den größten Ärger, Mike.«
    »Niemand wird davon erfahren.«
    Nervös spielte Anne mit ihren blond gefärbten Locken.
    »Na komm, wir gehen essen und machen uns einen schönen Abend zu zweit. Von heute erfährt niemand etwas, und falls doch, nehme ich alles auf mich.« Er trat auf sie zu, legte einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Mike suchte ihren Blick. Anne seufzte und nickte dann zustimmend. Er hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ließ von ihr ab und setzte sich auf ihren Platz an den Schreibtisch. Seine feingliedrigen Finger suchten nach den richtigen Tasten, die Augen hielt er starr auf den Monitor gerichtet, während er las. Er zog die Stirn kraus und schaute zu Anne. »Paul ist erst 29? Hättest du das gedacht?«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Wieso steht hier keine Anschrift?«
    Anne schritt um den Tisch herum, beugte sich leicht vor, sodass ihre rechte Wange Mikes linke leicht berührte, und betrachtete mit ihm zusammen die Daten auf dem Bildschirm.
    »Muss ein Computerfehler sein«, vermutete sie und wandte ihr Gesicht Mike zu; ihr Blick wanderte zwischen seinen Augen und dem Mund hin und her.
    Mike ergriff die Chance, berührte Anne im Nacken, drückte sie sanft an sich und küsste sie. Doch noch bevor sie den Kuss erwidern konnte, drehte er sich zurück zum Monitor, warf einen letzten Blick darauf und erhob sich.
    »Wir sehen uns.« Mike warf Anne einen letzten verheißungsvollen Blick und eine Kusshand zu.
    »Vergiss das Abendessen nicht!«, rief sie ihm hinterher.
    Während Mike das Foyer durchquerte und auf den Ausgang zusteuerte, wählte er auf seinem Handy die Auskunft an und bat um die Rufnummer von Paul Philis.
    Fehlanzeige. Natürlich.
    Er machte kehrt und eilte auf seine Station, wo er sich die Krankenakte von Ciara Duchas heraussuchte.
     
    Sie schlug die Augen auf. Dunkle Schatten umhüllten sie – seltsam wärmend und angenehm leicht.
    War es Nacht oder Tag? Oder war sie endlich gestorben?
    Ciara wartete, bis sich ihre Pupillen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie sich im Raum orientieren konnte. Vorsichtig richtete sie sich auf. Heiße, qualvolle Schmerzwellen jagten durch ihren Körper, stöhnend sank sie in die Kissen ihres Bettes zurück. Ihr Bett? Warum befand sie sich nicht mehr im Krankenhaus? Wer hatte sie nach Hause gebracht? Das Letzte, an das sie sich erinnerte, war die Kette ihrer Mutter.
    Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite und ließ den Blick über das Bettlaken schweifen. Doch das Amulett entdeckte sie nicht. Dann tastete sie ihren Hals ab. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie die Kette und dabei auch den Verband berührte. Mit den Fingerkuppen glitt sie an der Kette hinab und spürte schließlich den Anhänger zwischen ihren Brüsten liegen. Sie umschloss ihn und atmete tief durch. Mit der anderen Hand wollte sie sich den Schweiß von der Stirn wischen. Sie spürte einen leichten Widerstand, achtete aber nicht darauf, bis ihr Handrücken für Sekunden vor Schmerzen gelähmt zu sein schien.
    Ciara stieß einen kurzen Schrei aus. Sie hatte sich eine Kanüle herausgerissen, die über einen Schlauch mit einem längst leer gelaufenen Blutbeutel verbunden gewesen war. Das Frettchen hatte sich auf den Beutel gelegt.
    Erneut versuchte Ciara, sich aufzurichten. Diesmal gelang es, obwohl ihr Magen rebellierte, doch sie würgte den Brechreiz hinunter. Schwarze schwere Wolken legten sich vor ihre Augen und über ihr Gehirn; sie senkte den Kopf, zählte langsam bis zehn und konzentrierte sich dabei auf ihre Atmung.
    Als sie aufblickte, hatte sich der Schwindel verzogen und die Übelkeit war abgeflaut.
    Nacheinander legte sie langsam ihre Beine über die Bettkante. Jede Bewegung strengte sie an. Ein blutiges Rinnsal lief aus der Einstichstelle. Ciara riss das Pflaster, welches die Kanüle auf der Haut festgehalten hatte, mit einem kräftigen Ruck vollständig ab und ließ es zu Boden fallen.
    Suchend schaute sie sich um und visierte schließlich einen der Pfosten des Himmelbettes an. Bis dahin musste sie es schaffen. Während sie auf der Bettkante darauf zu rutschte, schloss Ciara die Augen. Nur einen Herzschlag später blitzten Bilder der letzten Erlebnisse in ihrem Gedächtnis in grellen Farben auf. Voller Panik blickte sie um sich. Niemand befand sich im Raum. Fast hatte sie das Ende des Bettes erreicht. Ein kleines Stück

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