Ciara
wahnsinnigen Gegners zu forschen. Er suchte lediglich eine Information: den Aufenthaltsort Ciaras. Zusätzlich erhielt er viele weitere, die er bestürzt zur Kenntnis nahm.
»Ich werde nicht eher ruhen, bis ich deine Seele«, Fear zeigte auf Mike, »und seine in mich aufgenommen habe.« Nach dieser Prophezeiung drehte er sich um, rannte den Weg entlang und verschwand hinter der Fabrikhalle.
Sie starrten ihm noch eine Weile nach. Dann stand Paul auf, klopfte sich den Schnee von der Kleidung und schaute zu Mike.
»Danke, du hast schon wieder mein Leben gerettet.«
»Wie in meinen Träumen.« Mike schauderte.
Paul erholte sich rasch. »Kannst du laufen?«
Mike versuchte aufzustehen, doch als Paul ihn zur Seite geschubst hatte, war sein linker Knöchel umgeknickt.
Vorsichtig drehte Paul den Fuß und kam zum Schluss, dass es sich lediglich um eine Verstauchung handelte. Aber einen Wettlauf konnte Mike damit nicht bestreiten.
»Es muss trotzdem gehen. Ich weiß jetzt, wo Ciara ist. Sie braucht uns. Wenn du nicht mitgehen kannst, muss ich dich hier lassen.«
»Dann bring mich vorher um. Ich bleib hier nicht allein. Vergiss es!«
Paul stützte ihn auf dem Weg zurück. Mehrfach stolperte Mike, doch Paul riss ihn jedes Mal hoch.
»Wir sind gleich da. Und dann, verspreche ich dir, kannst du dich bald ausruhen.«
»Oh, Götter, warum habt ihr sie nicht beschützt?« Paul boxte in die Luft, bevor er auf die Knie sank. Ciaras Verfassung überstieg bei Weitem seine Befürchtungen.
Unregelmäßig bewegte sich Ciaras Brustkorb, ihre Augäpfel regten sich unter den geschlossenen Lidern hektisch, als folge sie einem in Zeitraffer ablaufenden Film. An der Schweißschicht, die sich wie eine gelartige Maske über das milchfarbene Gesicht zog, klebten weitere Strähnen ihres Haares, das, vollgesogen mit Schweiß, dunkel verfärbt aussah.
»Wir müssen sie wegschaffen und ihr Blut besorgen – intravenös.«
»Hol du das Auto hierher, ich bleibe so lange bei ihr.« Müde hockte sich Mike neben Ciara auf den Boden. Schon bei dem Wort Auto verschwand Paul durch die Kellertür und kehrte wenige Minuten später zurück.
»Wir brauchen eine Zange, um die Ketten durchzuschneiden«, erklärte Mike.
Behutsam drückte Paul den erschöpften Mike zur Seite und zerrte mit aller Kraft an den Ketten, bis diese mit einem knirschenden Laut in zwei Teile brachen. Seine Finger schmerzten, seine Hoden pochten, aber er hatte glücklicherweise keine ernsthaften Verletzungen davongetragen. Jedenfalls hoffte er das.
Rasch wickelte er das verrostete Metall von Ciaras Handgelenken ab. In den tiefen Schrammen steckten Rostpartikelchen, die ihr Körper abstoßen würde, sobald er Blut erhielt.
Vorsichtig zog er ihr den schweren Rucksack von den Schultern und übergab ihn Mike. Er richtete sich auf und hob Ciara hoch. Wie bei einer Marionette baumelte ihr Kopf hin und her, die Arme hingen schlaff an den Seiten herunter und bewegten sich im Takt von Pauls Gang.
Als sie das Auto erreichten, bat Paul: »Nimm die Kartons hinten raus. Beeil dich!«
Hastig stellte Mike den Rucksack zur Seite, klemmte sich umständlich Karton und Box unter die Achsel des gebrochenen Arms und stützte diese mit der anderen Hand von unten. Was sich auch als notwendig erwies, denn das dort zurückgelassene Frettchen wanderte unruhig hin und her und suchte einen Ausgang aus seinem wackeligen Verlies.
Behutsam bettete Paul nun Ciara auf den Rücksitz, lehnte ihren Kopf an die Kopfstütze, schob ihre Beine auf den Sitz und schloss die Tür. Er ging zum Kofferraum, öffnete ihn, nahm Mike die Kartons ab und stellte sie hinein. Bevor Paul die Klappe schloss, rief Mike: »Warte, das Frettchen!« Mit der rechten Hand klappte er den Karton auf. Ängstlich kroch der kleine Marder auf Mikes Arm und legte sich zitternd auf dessen Schulter. Endlich durfte sich Mike erschöpft auf den Beifahrersitz fallen lassen, den Rucksack stellte er in den Fußraum und legte seine Füße darauf. Paul setzte sich ans Steuer.
Aus dem feinen Schneefall entwickelte sich ein dichter Schneesturm, der die Rückfahrt erschwerte.
»Ich brauche Kohlenhydrate«, flüsterte Paul.
»Oh, nein! Wenn du jetzt auch noch schlappmachst, sind wir verloren.«
»Noch ist es nicht so weit. Ich hole mir was bei der Imbissbude. Da ist das Essen gut und wir kommen eh dran vorbei.« Paul schaute zu seinem Kumpel hinüber. »Du auch?«
Mike nickte mit geschlossenen Augen.
»Ich bringe dich und Ciara zu ihr nach
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