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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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bereits im Krankenhaus befragt hatte.
    »Otto, nimm Frau Duchas die Fesseln ab! Sofort!«
    Er reagierte umgehend und schnitt mit einem Taschenmesser das weiße Plastikband durch. Ciara rieb sich nacheinander die Handgelenke, an denen die Wunden der rostigen Metallfesseln, die ihr Fear umgelegt hatte, längst geheilt waren.
    »Möchten Sie etwas essen oder einen Kaffee trinken?«
    Ciara nickte. »Beides, bitte.«
    Der Mann schien sich seiner Aufgabe bewusst und verließ den Raum.
    »Sie hätten mich anrufen sollen.«
    »Ich hab Ihre Karte nicht mitgenommen.« Aber der Name fiel ihr jetzt wieder ein: Marina Bonito.
    »Ich bin überrascht, Sie zu sehen, Frau Duchas«, stellte sie fest. »Wissen Sie, dass Sie verstorben sein sollen?«
    Ciaras Puls begann schneller zu schlagen. Sie schwieg.
    »Als wir uns heute Morgen nach Ihnen erkundigt haben, teilte das Krankenhaus mit, dass Sie Ihren Verletzungen erlegen seien. Dann finden wir«, sie zog sich einen Stuhl neben Ciara und setzte sich, »Ihre Fingerabdrücke am Tatort eines Mordes, und im Verlauf der Fahndung finden wir heraus, dass Sie nach Maine fliegen wollen. Können Sie mir das erklären?«
    Nervös strich sich Ciara eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr. »Ich weiß es nicht.«
    Marina Bonito schaute Ciara teils skeptisch, teils mitleidig an. »Dann erzählen Sie mir doch bitte einmal das, was Sie wissen.«
    Für einen Moment starrte Ciara auf eine Staubflocke, die in einer Ecke des Raumes lag. Dann begann sie zu sprechen: »Ich bin auf mein Bitten hin am siebten Januar aus dem Krankenhaus entlassen worden.« Sie verschwieg ihre Träume und Ahnungen und erzählte ansonsten alles wahrheitsgetreu, bis sie zu dem Punkt kam, als Paul ihr die Kette überreichte. »Der Arzt teilte mir mit, dass ich möglicherweise mit etwas infiziert wurde.«
    »Und weiter? Was geschah dann?« Im Gesicht der Beamtin zeigte sich deutliches Interesse.
    »Ich erwachte zu Hause. Aber wie ich dahin gekommen bin, weiß ich nicht mehr.« Nichts verabscheute sie mehr als Lügen, aber wer würde ihr glauben, wenn sie von Fear, diesem Monster, erzählte. Sie glaubte es ja selbst kaum. »Ich ging täglich stundenlang spazieren, um zu vergessen und mich neu zu finden. Ich weiß es nicht.« Dann wiederholte sie das, was sie dem Polizisten zuvor erzählt hatte.
    »Was haben Sie am Flughafen gemacht?«
    »Ich hatte Angst und wollte weg, einfach nur weg. Raus aus der Stadt, raus aus Deutschland. Irgendwo neu anfangen. Alles hinter mir lassen.« Sie hörte, wie ihre Stimme schriller wurde, und atmete tief durch.
    Nach Sekunden der Stille fragte Ciara: »Haben Sie Spuren von jemand anderem auf meiner Kleidung gefunden?«
    »Bisher nicht«, antwortete Marina Bonito.
    »Dann glauben Sie also, dass ich lüge?«
    »Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen. Tatsache ist, dass Sie womöglich das Opfer eines Serienkillers sind.« Sie schaute zur Tür und beobachtete Otto Olbrig, der ein Tablett in den Raum hineinmanövrierte. »Und bisher die Einzige, die diese Übergriffe, obwohl das Krankenhaus etwas anderes mitgeteilt hat, überlebt hat. Sie sind also unsere wichtigste Zeugin. Dass Sie am aktuellsten Tatort waren und Ihre Erinnerung gelitten hat, macht Sie aber auch zur Verdächtigen. – Haben Sie Handschuhe?«
    Die Tassen klirrten, als der Polizist das Tablett auf den Tisch stellte. Er schickte den uniformierten Beamten raus, schob allen Anwesenden eine Tasse hin und goss Kaffee ein. »Ich hoffe, Sie mögen Thunfisch-Sandwichs?«
    Ciara nickte. Sie hasste Fisch.
    Zögerlich biss sie in das erste Sandwich, kaute ausgiebig und würgte den zermalmten Brei hinunter, obwohl es sie danach drängte, die belegten Brote in sich hineinzustopfen und hinunterzuschlingen. Ihr Körper lechzte nach Kohlenhydraten; sie näherte sich einem gefährlichen Zustand, in dem sie einen rohen Thunfisch wie eine Delikatesse verspeisen und ohne Zögern den faltigen Hals des Glatzköpfigen als willkommene Alternative wählen würde.
    »Würden Sie mir bitte noch meine Frage beantworten: ob wir in Ihrem Gepäck Handschuhe finden werden?«
    »Nein, ich habe keine Handschuhe.«
    Olbrig beugte sich zu Marina Bonito hinunter und flüsterte: »Die kann sie genauso gut weggeworfen haben.«
    »Was passiert mit Mike?«, wünschte Ciara zwischen zwei Bissen zu wissen.
    »Wir haben seine Personalien aufgenommen und ihn entlassen. Gegen ihn liegt nichts weiter vor.« Nachdem der Polizist einen Schluck Kaffee getrunken hatte, schien er längst

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