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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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blinzelte, als sie in das Licht sah. Der Mann verließ den Raum, ohne ein Wort gesagt zu haben.
    Sie wartete.
    Stunden schienen vergangen zu sein, bis der grimmige Kriminalbeamte zurück ins Zimmer trat. In einer Hand hielt er einen braunen Umschlag. An der Tür postierte sich ein weiterer Polizist.
    Der Glatzkopf setzte sich ihr gegenüber, richtete das Mikrofon auf sie und drückte die Aufnahmetaste des Recorders.
    »Dann erzählen Sie mal.«
    Ciara stutzte. »Was soll ich erzählen? Ich weiß nicht einmal, warum ich hier bin.«
    »Ist Mike Burghardt Ihr Komplize?«
    Sie nahm sich vor, vorsichtig zu sein und genau auf ihre Worte zu achten, denn sie wusste nicht, was Mike erzählen würde.
    Unerwartet erlitt sie einen Hustenanfall, Tränen bildeten sich in ihren Augen. Röchelnd bat sie: »Könnte ich wohl etwas zu trinken bekommen?«
    Ihr Gegenüber brummte mürrisch vor sich hin, erhob sich aber und ging aus dem Raum. Mit dem Rücken zu dem an der Tür stehenden Polizisten schloss sie die Augen, konzentrierte sich und ortete Mike im Nebenzimmer. Sie lauschte seiner Geschichte, bis sie das schnarrende Geräusch der sich öffnenden Tür aus ihrer Trance riss. Unwirsch stellte der Beamte einen weißen Plastikbecher vor sie, sodass etwas Wasser über den Rand schwappte.
    »Danke.« Sie trank gierig, obwohl es ihr die Fesseln an den Handgelenken erschwerten, den Becher richtig zu halten.
    »Also. Ich warte auf eine Antwort.«
    »Können Sie mir nicht die Fesseln abnehmen?«
    »Später.«
    Ciara seufzte und antwortete: »Mike Burghardt habe ich heute zufällig getroffen. Wir haben uns ein Taxi geteilt und dabei festgestellt, dass wir das gleiche Ziel haben.« Sie verschwieg, dass Mike in seiner Version hinzugefügt hatte, dass er Ciara bewusst angesprochen habe, da er sie als eine Patientin wiedererkannte.
    »Wir verstanden uns gut –«, verunsichert zögerte sie, als der Kommissar ein Bild aus dem Umschlag zog, »und haben zusammen eingecheckt.« Ohne auf ihre Geschichte einzugehen, schob er ihr das Foto zu.
    »Kennen Sie diese Frau?«
    Ciaras Herz machte einen lauten Schlag. Jeder im Raum musste ihn gehört haben. Lügen hatte keinen Zweck, das wusste sie, darum nickte sie zaghaft und starrte das junge Mädchen auf dem Bild an, dessen große Augen ihren Blick vorwurfsvoll erwiderten.
    »Sie scheinen überrascht zu sein, dass wir Ihr Opfer so schnell gefunden haben?«
    »Mein Opfer? – Ich habe Sie informiert!«
    »Und sich vom Tatort entfernt? Warum?«
    Sie blieb dem Beamten eine Antwort schuldig.
    »Wir haben Ihre Fingerabdrücke am Tatort gefunden. Erklären Sie mir doch bitte genauer, warum Sie dort waren.« Seine Stimme nahm einen Tonfall an, als spräche er mit einem Kind. Sie sah sich wieder vor dem beinahe leeren Schrank des Krankenhauszimmers stehen: ihre Kleidung verschwunden, mitgenommen zur Spurensicherung. Damals hatte sie zum geschützten Kreis, zu den Opfern, gehört. Und dann die Erinnerung daran, wie sie die Klappe geöffnet hatte – ohne Handschuhe. Dahinter das tote Mädchen. Jetzt sollte sie die Mörderin sein?
    Sie schloss die Augen. »Ich habe sie nicht getötet. Das müssen Sie mir glauben.« Sie schaute auf und dem Polizisten so intensiv in die Augen, dass er sich unwillkürlich erhob.
    »Dann verraten Sie mir, was Sie dort gemacht haben und warum Sie so schnell verschwinden wollten?!« Er baute sich vor Ciara auf.
    »Ich …« Sie verstummte und zwang sich dazu, nicht zu stottern. »Ich bin spazieren gegangen und fand das Blut auf dem Boden. Es war eine Mischung aus Angst und Neugier und vielleicht eine Vorahnung, zurückzuführen auf mein eigenes Erlebnis.«
    Der Mann zog die Stirn kraus.
    »Und dann habe ich die Klappe entdeckt und sie geöffnet. Ich war erschrocken und bin fortgelaufen. Und habe dann, ohne darüber nachzudenken, per Handy die Polizei gerufen.«
    »Ihr eigenes Erlebnis? Was meinen Sie damit?«
    Bisher hatte sie einen Brandfleck auf dem Tisch anvisiert. Jetzt blickte sie auf und die Veränderung in ihren Augen, das Zusammensacken ihres Körpers und das leichte Zittern in der Stimme konnte den anwesenden Männern nicht entgehen: »Wenn Sie Fingerabdrücke checken, steht in den Dateien nicht, warum diese abgenommen wurden?«
    Für Sekunden herrschte Stille. Dann räusperte sich der Kommissar und ließ Ciara erneut allein.
     
    Zehn Minuten später öffnete sich die Tür, und der grimmige Dürre kehrte mit einer jungen Kollegin zurück. Ciara erkannte die Polizistin, die sie

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