Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
Vom Netzwerk:
befallen. Seine telepathischen Sinne lagen frei wie ein Herz in einem geöffneten Torso. Paul riss seinen Mund zu einem stummen Schrei auf, als er die lange Nadel in seinem Gehirn spürte, die Smith ihm nun zwischen den vierten und fünften Wirbel stach. Der Schmerz durchdrang sein Gehirn, als sei die Nadelspitze so dick wie ein Abflussrohr und würde nicht Rückenmarksflüssigkeit, sondern seine komplette Wirbelsäule heraussaugen.
    Salzige Tränen brannten auf seinen Augäpfeln, doch seine Lider gehorchten ihm nicht mehr – mit weit aufgerissenen Augen musste er zusehen, wie Smith die Injektionsnadel gegen eine Punktionsnadel eintauschte. Paul wusste, was als Nächstes geschah: Mithilfe der Nadel würde Smith die Haut an seinem Becken durchstechen und den Knochen bis ins Mark durchdringen. Und so passierte es auch.
    Doch statt der erwarteten Schmerzen in seinem Unterleib fühlte er einen Schraubenzieher, der seine Schädeldecke zu öffnen schien. Verzweifelt versuchte er an Ciara zu denken, doch auch ihre einzigartige Schönheit war machtlos gegen die Qualen. Als Smith eine Spritze auf die Punktionsnadel setzte und die Knochenmarksprobe entnahm, fühlte Paul erneut den Sauger, der nun noch seine Gehirnmasse absorbierte.
    In seinem Kopf glaubte er zu spüren, wie sein Unterleib explodierte.
    Die einzige Möglichkeit, sein Leiden auszudrücken, waren die Tränen, die über sein Gesicht rannen.
    Einer der Männer schaute Paul bedauernd an, während er ihm den Blutdruck maß, eine Speichelprobe aus dem Mund und eine Blutprobe aus dem Arm entnahm. Ihm wuchs ein struppiger Oberlippenbart, das dunkelblonde lichte Haar sah fettig aus, seine braunen Augen wirkten traurig. Paul wollte ihn um Hilfe bitten, darum, ihm wenigstens die Gnade einer Vollnarkose zu gewähren. Doch seine Sinne schienen vollkommen betäubt zu sein, er spürte seinen Mund nicht. Auch die Unterhaltung der Männer nahm er nur durch die Bewegungen ihrer Lippen wahr. Entziffern konnte er die Gespräche jedoch nicht. Jetzt drehten sie ihn auf den Rücken. Wo war sein Körper, der die Schmerzen erduldete, die sich in sein Gehirn bohrten wie die Nadel in seinen Leib? Er spürte ihn nicht mehr.
    Als sei er an den Genitalien schwer verletzt, zerschnitten sie ihm mit einer Schere die Unterwäsche. Panik überkam Paul, er wollte flüchten oder wenigstens schreien, doch kein Ton kam über seine Lippen. Er wollte um sich schlagen, doch die Wut blieb in seinem Kopf gefangen und brachte lediglich einige Äderchen in den Augen zum Platzen. Noch einmal riss er den Mund auf, doch das Bitten und Flehen, das er versuchte zu artikulieren, wirkte lediglich auf seine eigene Panik, die ihn dazu anstachelte, weiter stumm zu schreien und zu schreien und zu schreien.
    Jemand stülpte ihm etwas über seinen Penis. Er versuchte die Augäpfel zu drehen und einen Blick auf das eiserne Kondom zu werfen, doch alles, was er erkannte, waren Smiths dunkel behaarte Handrücken. Das Gefühl der rhythmischen Bewegungen, die seine Gehirnhälften zusammendrückten und dabei eigentlich seinen Penis bearbeiteten, brachte ihn beinahe um den Verstand. Viel zu schnell erigierte er, metallische Drähte bohrten sich in die empfindliche Haut. Als Paul das Ejakulat verspritzte, ritzte ihm gleichzeitig ein Skalpell den Hodensack auf. Paul gab sich einer dunklen Ohnmacht hin.
     
    Eng aneinandergedrängt lehnten sie mit dem Rücken an der Brüstung. Hinter ihnen klaffte ein steiler Abhang, vor ihnen sausten Autos mit hoher Geschwindigkeit vorbei. Der kalte Wind verfärbte ihre Nasen rot und zerwühlte Ciaras offenes Haar. Mike spürte, dass sie zitterte, doch er traute sich nicht, den Arm um sie zu legen und sie zu wärmen.
    Das Frettchen kuschelte sich in das Innenfutter seiner Jacke, in das es ein Loch genagt hatte.
    »Und du bist sicher, dass er zurückkommt?«
    »Er lässt seine Freunde nie im Stich. Und bitte, bitte sag dann einfach nichts mehr. Wir sind auf ihn angewiesen.«
    »Ich kann solche Typen nun mal nicht leiden.«
    »Kannst du ihn nicht orten oder seine Gedanken in eine positivere Richtung lenken?«
    »Orten? Möglicherweise. Manipulieren? Nein.«
    »Paul konnte das, er hat die gesamte Intensivstation ins Nirwana geschickt.«
    Ihr heißer Atem pustete Rauchwolken in die kalte Luft. »Ich weiß nicht, ob ich das kann!«
    »Du könntest es, aber vielleicht ist es auch besser, dass du es bei ihm gar nicht erst versuchst. – Da kommt er! Na bitte, ich hab es doch gewusst.«
    Der silbergraue

Weitere Kostenlose Bücher