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Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hingen graue Handtücher. Zwei Papierkörbe aus Kunststoff quollen beinahe über, es gab kein Fenster, und Licht gaben mit Fliegendreck beschmierte Deckenleuchten.
    Eine Schwingtür führte zu den Toiletten. Auch jetzt zögerte Milena, sie aufzustoßen. Obwohl alles so normal war, hatte sie eher den Eindruck, vor einem tiefen Tunnel zu stehen, der ins Nichts führte.
    Auch hier überwand sie die Furcht, drückte die Tür auf und betrat den ebenfalls nicht angenehm riechenden Raum.
    Die einzelnen Toilettenkabinen lagen nebeneinander. Holzwände trennten sie. Sie machten einen nicht eben sauberen Eindruck, doch darum kümmerte sich Milena nicht.
    Keine Kabine war belegt, alle Türen standen offen. Die Kommissarin betrat eine Kabine in der Mitte. Es war sogar Toilettenpapier vorhanden, das von der kratzigen Sorte. Sie schloß sich ein und fühlte sich erst jetzt wieder unbeobachtet. Deshalb öffnete Milena auch die Tasche und tastete nach ihrer Waffe. Es war eine Pistole der Marke Brigant, in der damaligen Tschechoslowakei hergestellt und vom Kaliber 7,62 mm.
    Milena Novak hatte sie nur selten einsetzen müssen, sie hoffte, daß sich dies nicht änderte.
    Den Reißverschluß der Tasche ließ sie offen, sicher war sicher.
    Wenige Minuten später verließ sie die Kabine und stellte fest, daß sich nichts verändert hatte. Das hätte sie eigentlich beruhigen müssen, doch das passierte nicht. Nach wie vor fühlte sie sich verfolgt und beobachtet, doch es hielt sich niemand in ihrer Nähe auf. Zumindest nicht in diesem Raum.
    Der Vorraum war ebenfalls leer.
    Sie lauschte auf ihre eigenen Schritte, die sich seltsam laut anhörten. Es mochte an den Echos liegen, die über die kahlen Wände hinwegflackerten. Sie fühlte sich von jedem Echo eingeholt, es klang seltsam in den Ohren nach.
    Milena wollte ihre Hände waschen. Die Waschbekken waren zwar alt, aber auch ziemlich breit. So fand sie Platz, ihre Tasche abzustellen. Das Wasser drang etwas unkontrolliert aus der gebogenen Öffnung. Es war kalt, erfrischte sie, und sie spritzte sich auch einige Tropfen in das Gesicht.
    Auf ein Abtrocknen durch Handtücher konnte sie gut und gern verzichten. Sie holte ihr eigenes Taschentuch hervor, in das sie einige Tropfen Parfüm hatte träufeln lassen. Der Geruch tat ihr gut, er war so erfrischend.
    Ihr Blick glitt in den Spiegel. Es blieb einfach nicht aus, daß sie hineinschaute. Obwohl die Fläche relativ blind war, konnte sie nicht nur sich selbst erkennen, sie sah auch, was sich hinter ihr abspielte. Dort hatte es in der Tat eine Veränderung gegeben.
    Sie war nicht mehr allein!
    Hinter ihr stand eine fremde Frau, die Milena noch nie zuvor gesehen hatte.
    Im ersten Moment erschrak sie, blieb gebannt stehen und mußte zunächst mit dieser Tatsache fertig werden. Seltsamerweise wußte sie sofort, daß das Erscheinen der Frau nicht normal war. Sie war nicht erschienen, um zur Toilette zu gehen, sie wollte etwas anderes, und plötzlich lag auf Milenas Haut ein kalter Schimmer.
    Milena kannte die Person nicht, aber sie wußte sofort, daß es nur diejenige sein konnte, die von John Sinclair und auch Suko gejagt wurde. Reiß dich zusammen, hämmerte sie sich ein. Mach dich nicht verrückt, verdammt! Bewahre um Himmels willen die Nerven! Was kann sie dir schon antun? Du bist bewaffnet, und wenn es sein muß, dann wirst du auch schießen.
    Als sich Milena umdrehte, streckte sie den Arm aus und nahm die Tasche an sich. Zum erstenmal sah sie die andere Person so klar und auch aus der Nähe.
    Sie tat nichts.
    Sie blieb stehen.
    Beide Frauen fixierten sich.
    Und Milena mußte sich eingestehen, daß die andere Person tatsächlich eine absolut perfekte Schönheit war. Da gab es überhaupt nichts, was störte, nicht einmal die wenig elegante Kleidung, denn die andere trug eine Hose und eine schlichte Bluse.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Milena. »Sie können die Toiletten benutzen.«
    Keine Antwort.
    »Bitte… ist noch etwas?«
    Milena hatte einfach mal englisch gesprochen, und sie erhielt auch in dieser Sprache ihre Antwort, damit füllte sich wieder eine Lücke in ihrem Mosaik.
    »Wer sind Sie?«
    »Milena Novak. Und Sie?«
    »Ich heiße Altea…«
    Der Name war ihr neu. John Sinclair und auch Suko hatten nie von einer Altea gesprochen. Sollte sie sich doch geirrt haben? War alles normal?
    Dann fiel ihr ein, daß die beiden Männer überhaupt keinen Namen erwähnt hatten. Für sie mußte die Person bisher namenlos gewesen sein. Sie war wie

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