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Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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immer wieder auf, hier hatte das Grauen Tradition, aber das alles waren doch nur Geschichten.
    Jetzt erlebte sie die Wahrheit.
    Altea lächelte. Das Echo des Schusses war längst verklungen, und die unverletzte Frau machte den Eindruck, als wollte sie Milena ansprechen.
    Sie hatte bereits den Mund geöffnet, sie lächelte irgendwie gierig, als freute sie sich auf das Fleisch der vor ihr stehenden Frau. Mit keinem Wort hatte sie davon gesprochen, aber der Blick sagte Milena genug.
    Diese Gier war so unmenschlich, daß sie von einem Kannibalismus hätte sprechen können.
    Sie schoß wieder.
    Diesmal hatte sie auf das Bein gezielt und es auch getroffen. In den rechten Oberschenkel war die Kugel gedrungen. Der Aufprall, mit einem Faustschlag zu vergleichen, schleuderte das Bein zurück, und nur deshalb verlor das Wesen den Halt und fiel zu Boden.
    Ich werde sie zerstückeln! dachte Milena voller Haß und Zorn. Ich werde dieses Wesen in seine Einzelteile zerschießen. Ich werde keine Gnade kennen, denn sie hat auch keine Gnade gekannt.
    Ein Schrei!
    Schrill und spitz, weder von Milena noch von Altea ausgestoßen. Die Polizistin flog herum. Sie handelte wie ein Automat, riß die Waffe hoch und hielt sie im Anschlag.
    Die Mündung war auf die Tür gerichtet, denn von dort war der Schrei aufgeklungen.
    Die ältere Frau stand in der offenen Tür wie eine Statue. Sie trug ein Kleid mit einem Blumendruck darauf und war ziemlich korpulent. Ihre große Handtasche wirkte wie eine Waffe, die am rechten Handgelenk baumelte.
    Ein bleiches, schweißfeuchtes und rundes Gesicht mit weit geöffneten Augen, dazu der offene Mund, aus dem der sirenenartige Schrei drang, all das ließ Milena ihre eigene Situation vergessen, und sie dachte daran, daß hinter dieser schreienden Person sich eine offene Tür befand.
    Flucht – der Ausweg!
    Als sich Altea bewegte, um aufzustehen, startete Milena. Die Frau schrie noch immer. Sie brauchte nicht einmal Luft zu holen, und sie ging auch nicht zur Seite, als Milena auf sie zurannte. Beide prallten zusammen.
    Die dicke Frau brüllte und quiekte zugleich, als sie auf ihren Hintern fiel.
    Mit der Tasche schlug sie noch in einer ungestümen Bewegung nach Milena und erwischte deren Waden.
    Beinahe wäre die Kommissarin gefallen. Zum Glück konnte sie sich an der linken Wand abstützen. Ihre Schritte waren lang, die Frau rutschte aus, da waren plötzlich die helfenden Hände eines Kellners, die sie festhielten.
    »Was ist denn los?« rief der Mann.
    Milena konnte nicht antworten. Plötzlich verschwamm die Welt vor ihren Augen. »Halten Sie mich fest«, murmelte sie, »halten Sie mich fest, bitte…«
    Ihre Knie gaben nach, und sie hoffte, daß alles nur ein böser Traum gewesen war…
    ***
    Wir waren nervös.
    Es lag beileibe nicht an dieser gemütlichen Bierhaus-Atmosphäre, die konnte höchstens beruhigen, es lag daran, daß Milena Novak für unseren Geschmack einfach zu lange fortblieb.
    Zehn Minuten waren bereits vergangen.
    Ich schlug mit der flachen Hand auf den Holztisch. »Auch wenn man berücksichtigt, daß Frauen immer länger auf der Toilette bleiben, so denke ich mir, daß dies hier schon mehr als ungewöhnlich ist.«
    »Drück dich nicht so geschwollen aus, John! Du hast einfach Angst um sie.«
    »Ja.«
    Mein Freund starrte in Richtung Ausgang. »Was könnte passiert sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Cigam?«
    »Ich will es nicht hoffen.«
    »Sein Sündenfall?«
    »Das schon eher«, murmelte ich. »Die Unbekannte aus der Londoner Bar. Verdammt noch mal, wenn ich nur wüßte, was dahintersteckt? Was ist das Ziel?«
    Suko stand auf. Er konnte es mir auch nicht sagen, aber er wollte nachschauen. Dabei spielte es für ihn auch keine Rolle, ob der Ort eine Damen-Toilette war.
    In den letzten Minuten war der Bierkeller fast voll geworden. Touristen strömten in Scharen herein. Sie freuten sich über die Abkühlung, und es waren zumeist Deutsche, die sich auf ein herrliches und frisches Bier freuten.
    Ich legte Geld neben mein Glas und drückte mich zwischen Sitzkante und Tisch nach außen.
    »Wird hier frei?« fragte mich ein älterer Mann, der nach Schweiß roch und nach Bier lechzte.
    »Sie können sich setzen.«
    »Danke.« Er drehte sich um. Mit lauter Stimme rief er in Richtung Tür.
    »Kommt her, ich habe einen Platz gefunden!«
    Suko hatte den Tisch an der anderen Seite verlassen. Wir beide kümmerten uns nicht um die Umgebung, in der plötzlich ein wahnsinniges Chaos herrschte. Zumindest empfand

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