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Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bestand in ihrem Innern aus einer alten Mechanik, wo in der Tat ein Rädchen in das andere griff, ihre Bewegungen steuerte, und auf elektronische Chips dabei verzichten konnte, denn der eigentliche Motor war der Hauch der Hölle.
    Asmodis hatte ihn hier eingehaucht, er hatte damit gottgleich sein und die seit Urzeiten bestehende Forderung erfüllen wollen, nur würde ihm dies nie gelingen, denn die Seele eines Menschen war für den Teufel tabu.
    Zwar wollte er immer wieder menschliche Seelen in seinen Besitz bringen, das war seit Urzeiten sein Sinnen und Trachten, doch die Seelen waren dann nicht mehr die gleichen. Sie hatten sich verändert und die höllische Boshaftigkeit angenommen.
    Oft setzte der Teufel auf Schönheit wie bei Altea, denn die Menschen hatten sich nicht verändert. Sie fuhren noch immer auf Schönheit ab, gerade in der modernen Zeit, wo nur Schönheit und Jugend zählten, da hatte das Böse eben leichtes Spiel, und Altea war ein Produkt dieser Zeit geworden.
    Unter der Haut bewegte sich das Räderwerk. Sie lebte. Sie ging, sie handelte. Sie konnte sogar trinken und auch essen, aber sie verdaute nicht. Es war in ihr alles anders. Sie hatte auch keine Nahrung zu sich nehmen müssen, daß sie es trotzdem tat, lag einfach daran, daß sie nicht in bestimmten Situationen auffallen wollte.
    Sie löste sich von der Hauswand. Die Sonne schien noch warm. Sie erwischte ihr Gesicht, ohne daß es bei ihr zu Schweißausbrüchen kam.
    Sehr langsam ging sie die Gasse hoch und steuerte dabei das alte hebräische Rathaus an, auf dessen Turm die Zeiger der Uhr anders herum liefen. Sie wußte, daß sie nicht allein war, aber sie wußte auch, daß sie in gewisser Hinsicht versagt hatte.
    Durch ihr zu langes Zögern hatte die andere Frau eine Chance zur Flucht bekommen, das sollte ihr nicht noch einmal widerfahren. Beim nächsten Mal würde sie schneller sein, und dieses nächste Mal würde schon sehr bald eintreffen.
    Das Rathaus lag mit seiner Schmalseite gut sichtbar vor ihr, als sie stehenblieb.
    Jemand kam. Sie spürte es mit ihren magisch aufgeladenen Sinnen.
    Wieder bewegte sich die Frau auf die Hauswand zu, diesmal jedoch blieb sie neben einer der alten Laternen stehen, deren grüne Glaskuppel sich vor dem Grau einer Hauswand kontrastreich abhob.
    Neben ihr parkten Autos. Sie konnte über sie hinwegschauen. Sie hatte gespürt, daß dieses für sie Wichtige von vorn kommen würde, und als sie auf die ausgestreckten Finger schaute, entdeckte sie das Zittern.
    Ihr ›Bruder‹ kam…
    Sie bewegte die Lippen. »Cigam«, flüsterte sie, und es hörte sich an wie ein leiser Hilfeschrei. Durch die sie umgebende und so schnell nicht abreißende Geräuschkulisse erreichte sie eine Botschaft besonders markant. Es war das Pferdegetrappel auf dem alten Kopfsteinpflaster und das darin tönende Rollen von Kutschenrädern.
    Das hatte etwas mit ihr zu tun. Für sie gab es einfach keine andere Möglichkeit.
    Altea schaute nach rechts und entdeckte den Schimmel, der die Kutsche zog. Über dem Körper des Tieres lag eine grüne Decke. Stoisch ging das Pferd weiter, es kümmerte sich nicht um den Betrieb, denn den war es gewöhnt.
    Auf dem Kutschbock saß ein junger Mann mit blonden Haaren. Er trug eine Art Uniform, eine blaue Jacke mit gelben Längsstreifen, hielt die Zügel locker in den Händen, und sein Körper bewegte sich im Rhythmus der Federung. Da war er.
    Sie wußte es genau, obwohl sie noch nicht sah, wer sich in der offenen Kutsche aufhielt.
    Bisher hatte sich Altea an der Laterne abgestützt gehabt, nun aber löste sie sich von ihr und ging zwei kleine Schritte vor, bis sie den Rand der Straße erreicht hatte. Durch die Lücke zwischen zwei geparkten Autos schob sie sich hindurch, ging noch einen Schritt nach vorn, ein Radfahrer mußte ihr dabei mit einer schnellen Schlenkerbewegung ausweichen, dann endlich sah sie das Pferd dicht vor sich, das plötzlich stoppte.
    Es bewegte unruhig den Kopf, stieß ein kurzes Wiehern aus, und der junge Mann auf dem Bock hatte Mühe, es ruhig zu halten. Irgend etwas störte das Tier. Wahrscheinlich spürte es die Ausstrahlung dieser fremden Person, die so ganz anders war als die eines normalen Menschen. Es schnaubte, und Altea hob die Hand.
    Sofort war das Tier ruhig. Es senkte den Kopf und machte einen beinahe lethargischen Eindruck.
    Der Kutscher nickte ihr zu. Er lächelte dabei und wurde rot, weil er eine so perfekte Frau selten gesehen hatte. »Steigen Sie hinten auf. Sie werden

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