Cigams Sündenfall
geschaffen, und nun mußte sich Costello zwei dieser Wesen stellen.
Er suchte nach Möglichkeiten, sich zu arrangieren. So hatte er früher schon gehandelt, deshalb war ihm ein Kompromiß mit den Mächten der Finsternis nicht fremd.
Ja, und dann war da noch etwas.
Zwei Männer, die er in die tiefste Hölle verfluchte, weil sie ihm schon seit Jahren Ärger bereiteten und ihm auch, das mußte er eingestehen, einige Niederlagen beigebracht hatten. Sinclair und Suko hatten Blut geleckt und die Prager Spur aufgenommen. Sie waren da, Costello wußte es, und er wollte ihren Tod.
Eigentlich war er froh, daß sie sich in der Stadt aufhielten. So konnten seine Probleme noch zurückgestellt werden, denn Cigam war Sinclair ebenfalls nicht unbekannt. Auch das magische Kunstgeschöpf hatte wegen des Geisterjägers schon Niederlagen einstecken müssen. Er war ein Geschöpf des Teufels, und er brachte nicht nur dessen Brutalität mit, sondern auch die Menschenverachtung, denn er war darauf programmiert, sein teuflischmagisches Gift zu verspritzen.
Wie bei Costello.
Obwohl Cigam nur vor ihm stand, spürte der Mann, wie sehr ihn dessen Nähe verunsicherte. Von ihm strömte etwas aus, das er sich nicht erklären konnte. Costello hatte schon oft genug Kontakt mit dem Teufel gehabt, er war ihm in verschiedenen Gestalten begegnet, als Monster ebenso wie als falscher Mensch, doch der Eindruck von ihm war anders gewesen als der des vor ihm stehenden Cigam.
Von ihm ging etwas aus, mit dem er nicht zurechtkam. Es war etwas Giftiges, das sich auch in seinem Hirn festfressen wollte.
Menschenverachtend, böse, nur auf Tod programmiert, und beinahe kam ihm das Kunstgeschöpf des Teufels schlimmer vor als der Satan selbst.
Kein feuriges Gesicht, keine glühenden Augen, sondern nur die kalte, widerliche Maske, die zu der Stadt paßte, in der der Golem entstanden war.
Eine Stadt mit dem ersten Untoten, eine seelenlose Maschine auf magisch geladenem Boden. Es war klar, daß sich Geschöpfe wie Cigam und Altea hier wohl fühlten und keinen Zentimeter Terrain aufgeben würden. Daß Costello noch am Leben war, verdankte er im Prinzip dem Teufel, mit dem er damals zusammengearbeitet hatte, denn auf keinen anderen als ihn hörte Cigam. Normalerweise wäre er längst zerfleischt worden. Er kümmerte sich nicht um den wimmernden Schwerverletzten, der auf dem Boden lag und sich in eine Ecke verkrochen hatte. Der Mann jammerte nach einem Arzt, er mußte irrsinnige Schmerzen erleiden.
Costello umklammerte die Lehnen des Stuhls hart wie einen Rettungsanker. Er spürte zwischen dem Holz und seinen Handflächen den dünnen Film aus Schweiß, der auch sein Gesicht bedeckte, denn in dieser Lage war er der Verlierer.
Er redete nicht. Jedes Wort konnte falsch sein und Cigam zu einer unberechenbaren Reaktion verleiten. Deshalb mußte er die Ruhe bewahren.
Nach einer Zeit, die ihm unendlich lang vorkam, sprach Cigam ihn an. Er stieß die Worte von oben auf ihn nieder und sagte nur: »Sie leben noch!«
Costello blieb ruhig. Nur keine Reaktion zeigen. Die Hände allerdings umklammerten noch härter die Lehnen. Er wußte genau, wen Cigam damit gemeint hatte. Also hatte es Altea nicht geschafft. Costello wußte nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Im Prinzip nicht, denn Sinclair war jemand, der ihn jagte. Aber er war auch berechenbar, weil er und Suko sich an Recht und Gesetz hielten, was für eine magische Kunstfigur wie Cigam keinerlei Bedeutung hatte.
Sie lebten noch!
Dann würden sie auch kämpfen!
Die Situation hatte einen Knick erfahren. Es würde zu einer weiteren Konfrontation kommen, um eine Entscheidung herbeizuführen.
»Hast du gehört? Sie leben noch!«
Costello nickte.
»Was sagst du?«
Der Mafioso ärgerte sich, daß er all seine Sicherheit verloren hatte. Er kam sich so verdammt klein vor. Er überlegte fieberhaft, welche Antwort Cigam genehm sein konnte, denn er durfte um Himmels willen nichts Falsches sagen. »Wir müssen sie töten!«
Tat er was, tat er nichts?
Nein, er reagierte nicht. Die Antwort schien ihm gefallen zu haben. »Ja, du hast recht.«
»Soll ich dir helfen?«
Cigam lächelte erst, dann lachte er hart. »Ja, du kannst mir helfen, aber was willst du schon tun? Du bist in dieser Stadt nicht einmal geduldet, du lebst hier von meiner Gnade. Du hast dich hier festsetzen wollen, ohne zu wissen, daß die Stadt mir gehören wird. Das hat mir der Teufel versprochen, denn ich bin die Fortsetzung des Golems. Was damals
Weitere Kostenlose Bücher