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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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sehe ich aus?«
    »Hübsch«, erwiderte Tommy. Er konnte es kaum erwarten, mit seiner Mutter über die Strandpromenade zu radeln. »Ich will, dass du richtig schnell fährst.«
    Cinderella schmunzelte. »Renn mal lieber zum Joseph und sag, ich hätte da einen Kindersattel, der ans Rad muss.«
    Kurz darauf schlurfte Joseph Möllemann mit Tommy an der Hand heran. Er blickte aufs Fahrrad und nickte, während er den Kindersattel anschraubte. Nachdem er fertig war, trat er einen Schritt zurück und lächelte. »Vill Spaß und joot Wetter«, sagte er in gewohnter Stimmlage, bevor er wieder im Hotel verschwand.
    »Danke«, rief Cinderella hinterher. Der eigensinnige Hausmeister stammte aus der Eifel und war ihr mittlerweile ans Herz gewachsen. Mit Schwung stieg sie auf. »Los, Tommy, jetzt du.« Er tat sich schwer. »Mach schon.«
    »Ich kann nicht.«
    »Doch, Tommy, dort auf die Fußraste treten.«
    »Da falle ich runter.«
    »Quatsch, du fällst nicht.«
    »Doch.«
    Eine Kapitulation schien angebracht. Cinderella schwang ihr Bein zurück über die Mittelstange. Für einen Moment bereute sie ihre Entscheidung, ein Herrenfahrrad genommen zu haben
.
Aber Damenräder gab es nicht zum Sonderpreis. »So, jetzt steig auf. Ich halte fest.«
    »Nicht wackeln.«
    Sie verdrehte die Augen.
Meine Güte.
Sein Vater hatte mit Fahrrädern auch nie etwas am Hut. Wahrscheinlichkonnte der nicht mal fahren. Sie hatte es niemals herausgefunden.
    »Ich sitze, Mama.«
    »Na endlich. Und lass die Füße auf den Fußrasten.«
    »Kann ich klingeln?«
    »Von mir aus. Aber nur einmal.«
    »Und wenn Leute uns im Wege stehen?«
    »Dann auch.«
     
    Die eben noch strahlende Sonne verschwand plötzlich hinter einer dicken Wolkenwand, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Wind zog auf. »Die Tücken des Meeres«, rief ein Sylter Cinderella zu. Sie war abgestiegen und sah erstaunt zum Himmel.
Nicht an meinem freien Tag,
hoffte sie inständig. Ihr erster Besichtigungstermin stand kurz bevor, und sie hatte keine Lust, patschnass dort aufzutauchen.
    »Mama, mir ist kalt«, jammerte Tommy. Er trug nur ein Shirt, dazu kurze Hosen. Viel zu sommerlich für einen bevorstehenden Wolkenbruch. Auch Cinderella war nicht auf Regen eingestellt. Ausgewaschene Jeans und ein Sport-Top waren zwar immer noch mehr, als die meisten auf der Insel trugen, aber dennoch nicht regentauglich. Hilfesuchend blickte sie sich um. Wohin konnte sie mit Rad und Kind fliehen? Das Café gegenüber schien ein angenehmer Aufenthaltsort zu sein. Aber gewiss würde es teuer werden. Der Touristikpunkt, eine überdachte Infowand mit Sitzgelegenheiten, wurde von eine Gruppe Rentnern belagert. Aufgeregt schwatzten sie durcheinander und stocherten mit ihren Walkingstöcken in der Luft herum.
    Ich könnte mich dazwischendrängeln,
überlegte Cinderella. Doch noch ehe sie sich entschieden hatte, entlud sich die Regenwolke genau über ihr. Die Menschen auf der Promenade rannten ziellos umher, auf der Suche nach einemtrockenen Platz. Ebenso drei Jugendliche, die offenbar einmal zu oft an einem Bierglas genippt hatten.
    »Der hat gesufft«, rief Tommy und zeigte auf einen der Trunkenbolde, der orientierungslos hinter den anderen zweien her tappte. Der Junge streifte ein Wegeschild, das auf der Promenade stand. Cinderella hatte keine Lust ebenfalls angerempelt zu werden und schob das Rad mit Tommy zum Touristikpunkt. Das Wasser tropfte ihr mittlerweile von der Stirn.
    Einige der Rentner traten murrend beiseite, als Cinderella auf sie zusteuerte.
    Dreißig Minuten später regnete es immer noch. Der Wind war zum Sturm angewachsen und der Touristikpunkt um ein Liebespaar enger geworden.
    »Guck mal, Mama, der Onkel leckt der Tante an den Mund.«
    Cinderella versuchte Tommys Neugier zu bremsen und drückte sich zwischen ihn und das knutschende Pärchen. »Quatsch! Die wärmen sich nur.« Tommy versuchte weitere Blicke zu erhaschen. »Der hat einen Ohrring in der Zunge.«
    »Hör auf.«
    »Wieso hat er den nicht im Ohr, so wie du?«
    »Weil er ihn eben nicht verlieren will.«
    »Und wenn er den Ohrring verschluckt?«
    Cinderella biss sich auf die Lippen, um die Antwort, die ihr auf der Zunge lag, zu unterdrücken. »Gib endlich Ruhe.«
    Ein älterer Herr in sportlicher Kleidung grinste. »Ja, so sind sie. Wollen alles wissen in dem Alter.«
    Cinderella zwang sich zu einem Lächeln, und Tommy begann zu zittern. »Mama, mir ist immer noch kalt.«
    »Okay, Schatz, halt dich fest, ich schiebe dich jetzt schnell

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