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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Bank so gut wie in die Binsen gegangen. Vielleicht hätte sie Tommy doch zum Kindergarten bringen sollen? Es musste doch möglich sein, Kind und Leben unter einen Hut zu bringen. Kraftlos sackte sie zusammen. Aber wie? Strenger sein? Cinderella war sich nicht sicher, welche Erziehungsmethode die Richtige war. Sie wusste nur eines: Ohne Girokonto und Geldkarte ging fast nichts mehr im Leben. Erst recht nicht auf Sylt.
    Zwanzig Minuten später hetzte Cinderella im Eilschritt über die asphaltierte Straße, die zur Bank führte. Tommyzerrte sie hinter sich her. »Au, meine Hand. Ich kann nicht so schnell.«
    »Wer sich tarnen kann, der muss auch den Laufschritt beherrschen.«
    »Aber nicht im Krieg«, japste Tommy völlig außer Atem. »Das verursacht Schwingungen im Boden, sagt der Major.«
    »Prima. Dann weiß die Bank also, dass wir im Anmarsch sind.«
    »Wenn die so ein komisches Schwingungsmessdingsda haben, schon.«
    Noch fünfzig Meter,
schätzte Cinderella. Dann konnte sie sich in einen der gewiss superbequemen Sessel sinken lassen.
    Tommy blieb abrupt stehen. »Ich will nicht mehr.«
    »Kommt gar nicht in Frage, los.« Sie riss an seinem Arm, aber er blieb stur wie ein Esel. Links die Bank, rechts ein lahmendes Anhängsel. Cinderella musste sich entscheiden. Sie gab seinen Arm frei. »Okay, dann bleib stehen.«
    »Was?« Er starrte sie ungläubig an.
    »Ja, bleib hier. Ich geh ohne dich.« Sie lief los.
    »Mama, warte.« Tommy setzte sich ebenfalls in Bewegung und folgte ihr.
    Der lichtdurchflutete Saal der Sylter Bank blendete sie im ersten Moment. Cinderella verlangsamte ihre Schritte. Ihre Augen wanderten instinktiv zu einem Sicherheitsbeamten, der sie argwöhnisch fixierte.
    »Fass mich an, Tommy«, flüsterte sie.
    »Warum?«
    »Weil das hier eine Bank ist und kein Spielplatz.«
    »Aber da drüben steht ein Schaukelpferd«, meinte er altklug.
    »Und links daneben ein Mann mit Knarre. Siehst du ihn? Er bewacht das Pferd«, zischte Cinderella zurück.
    Tommy fasste zögerlich nach der Hand seiner Mutter. »Schießt der damit auch?«
    »Klar.«
    »Auch auf kleine Jungs?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Tommy lockerte seinen Handgriff. »Siehste. Also kann ich ja doch …«
    »Aber auf Jungs, die nicht auf ihre Mamas hören«, unterbrach sie ihn.
    Er blickte skeptisch zum Wachmann. »Wirklich?« Seine Finger tasteten hastig nach der schützenden Hand seiner Mutter. Erfreut über den kleinen Sieg, steuerte sie auf einen der Schalter zu. »Guten Tag. Ich hatte für heute um zehn Uhr einen Termin bei Herrn Dornbusch.« Die Bankangestellte ließ ihren Blick zur Uhr gleiten. »Tut mir leid, Herr Dornbusch ist im Gespräch. Sie können aber auch anrufen, um einen neuen Termin zu vereinbaren.« Sie schob eine Visitenkarte zu Cinderella.
    »Nein! Ich will nicht anrufen. Ich brauche ein Girokonto.«
    Die brünette Angestellte zuckte mit ihren Schultern. »Diese Vorgänge bearbeiten Herr Dornbusch oder Herr Finsterländer. Und dafür brauchen sie einen Termin.« Sie tippte mit ihrem Zeigefinger auf die Karte. »Rufen Sie einfach morgen früh an.«
    »Hören Sie, es ist wichtig. Kann ich nicht warten, bis Herr Dornbusch oder Herr Finsterländer Zeit haben?«
    »Tut mir leid. Ohne Termin geht das nicht.«
    »Und wenn Sie mir einen …« Cinderella blickte zur Uhr. »… für elf Uhr geben?«
    »Heute?«, fragte die Bänkerin fast schon etwas entrüstet.
    »Bitte. Ich brauche dieses Konto.«
    Zwischenzeitlich hatte sich hinter Cinderella eine Menschenschlangegebildet. Einige der Wartenden begannen ungeduldig zu tuscheln. Die Dame vom Schalter wurde ebenfalls nervös. »Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen.« Sie streckte sich rechts an Cinderella vorbei. »Es geht sofort weiter«, besänftigte sie die gereizte Kundschaft. »Das will ich auch hoffen«, motzte ein Anzugträger zurück.
    »Und wenn ich später wiederkomme? Gegen Mittag?«
    »Ich habe auf die Terminabsprachen leider keinen Einfluss. Es tut mir leid.«
    »Aber …«
    »Auf Wiedersehen.«
    Eine dickliche Dame schob sich an Cinderella vorbei zum Schalter. Ihre kleinen listigen Augen stierten sie unfreundlich an. »Touristenpack«, giftete sie Cinderella hinterher.
     
    Ihren zweiten freien Tag als offizielle Sylterin hatte sich Cinderella anders vorgestellt.
Touristenpack!
Diese Gemeinheit klang immer noch nach. Tommy starrte sie erwartungsvoll an. In seinen Augen spiegelte sich die Sehnsucht nach etwas Besonderen, wie dem Ritt auf der Banane. Er hatte diesen

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