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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Anzeige nicht unter Jobbörse stand. Aber wer weiß, vielleicht gab es noch mehr Interessierte, die sich darauf melden würden.

Das Drei-Stunden-Papa-Date
    In ihrem zweiten Leben wäre sie ein Mann, davon war Cinderella überzeugt. Die Tragegriffe ihrer Einkaufstüten schnitten tief ins Fleisch und verursachten eine zeitweilige Lähmung ihrer Finger. Tommy stand teilnahmslos neben ihr, während sie verzweifelt mit der noch funktionstüchtigen Hand nach dem Haustürschlüssel suchte.
Verflucht, nun komm schon!
Er war in die äußerste Ecke ihrer Hosentasche gerutscht.
    »Mama, mach hin! Ich muss aufs Klo«, drängelte er.
    »Tut mir leid, dass ich ausgerechnet heute mein anderes Paar Arme abgelegt hab«, erwiderte sie etwas schnippisch. Obwohl, so ein bisschen wie die indische Göttin Kali wäre sie heut auch gern gewesen. Nur dass ihr Gebrüll nicht dem Universum gegolten hätte.
    Tommy überlegte, was seine Mutter damit meinen könnte. »Welche Arme?«
    »Vergiss es! Hilf mir lieber«, forderte sie ihn auf und drückte die Schlüssel in seine Hand.
    Tommy steckte den falschen ins Schloss.
    »Der andere, Tommy.«
    »Nee.«
    »Doch!«
    »Nee!«
    Knack. Ein Geräusch, das Cinderella nur zu gut kannte. Mike hatte die Gabe gehabt, ständig Schlüsselbärte abzubrechen. Und dieses Talent schien vererbbar zu sein.
    »Na super! Ich habe doch gesagt, der andere.«
    Missmutig blickte Tommy auf das abgebrochene Stück in seiner Hand. »Der Schlüssel ist schuld.«
    »Ach ja? Und wieso?«
    »Der war schon alt. Guck, Mama, da ist Rost dran.«
    »Blödsinn!« Mit Wucht schwang sie ihre Einkaufstüten auf die übel riechende Biotonne neben der Haustür. »Zeig her. Das ist Dreck, kein Rost.«
    »Dann war der trotzdem alt, sonst wäre der ja nicht so schmutzig.«
    Kinderlogik war eine Wissenschaft, die selbst eine Mutter überfordern konnte. Mit hochrotem Kopf resignierte sie. »Okay, der Schlüssel ist schuld.«
    Nachdem die Schuldfrage geklärt war, überlegte Cinderella, wie sie das Bartstück aus dem Türschloss bekam, ohne es zwingend Frau Schmiedel beichten zu müssen. »Geh mal beiseite.« Sie drückte ihr Auge gegen das Schlüsselloch. »Ich kann ihn sehen, aber nicht greifen.«
    Tommy presste die Beine zusammen. »Mama, ich muss jetzt.«
    »Halt ein.«
    »Geht aber nicht mehr.«
    »Dann geh ausnahmsweise hinters Haus an die Hecke.«
    »Ich muss aber groß.«
    Eine Tatsache, die all ihre Überlegungen zunichte machte. »Gut, dann klingeln wir. Aber du wirst erklären, was passiert ist.«
    »Kann ich erst aufs Klo?«
    »Nein, Tommy. Wir kommen nicht ins Haus. Niemand kommt mehr hinein. Deshalb müssen wir zuerst klingeln.«
    Tommy nickte. »Okay. Ich sag, der Schlüssel war schuld.«
     
    Bei Frau Schmiedel herrschte Stille. Auch nach dem vierten Mal Klingeln ertönte weder der Türsummer, noch öffnetesich eines ihrer Fenster
. Ein schlechter Tag, um sich auszusperren!
Langsam begann es auch wieder zu regnen. Cinderella blickte an der Fassade nach oben.
Die Rößler …
Sie verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Blieb nur noch der alte Friedhelm, ein Mittsiebziger, der im Jahr 1955 stehengeblieben war. Seine Elvis-Locke saß perfekt und wirkte irgendwas zwischen lustig und kultig. Cinderella legte ihren Finger auf seinen Klingelknopf. Vielleicht könnte ihr der freundliche alte Nachbar wenigstens ein passendes Werkzeug leihen. »Mama, guck mal«, rief Tommy. »Da kommt wer.«
    Cinderella hörte Schritte hinter sich.
Das Ersatz-Papa-Treffen!
Das hatte sie ja völlig vergessen. Was sollte sie ihm jetzt sagen? Wir müssen unser Gespräch leider in den Vorgarten des Hauses verlegen? Ach, bitte legen Sie doch ab und stellen Sie sich schon mal an die Biotonne. Ich koche nur schnell das Regenwasser auf.
Egal! Ich sag, wie es ist.
Sie fuhr sich durchs feuchte Haar, atmete tief durch und drehte sich erwartungsvoll um.
Wow! Oder nein. Doppel-Wow!
Dieser Mann entsprach ihren Vorstellungen ebenso wenig wie ein Kater, der sprach und Stiefel trug.
    Mit vorgestreckter Hand kam er näher. »Sie müssen Frau Preußer sein.«
    Cinderella legte ein charmantes Lächeln auf. »Und Sie sind Moritz.«
    »Ja, Moritz. Sehr angenehm.«
    »Verzeihung, aber Ihren Nachnamen konnte ich nicht verstehen«, bohrte Cinderella nach, während sie seine starke Hand schüttelte.
    »Weberknecht – Moritz Weberknecht.« Er blickte zu Tommy, der ihn mit großen Augen anstarrte. »Und du bist also der kleine Held, der zum MAD will?«
    »Ja.«
    »Na, da hast du

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